Das kann beim Bildhauen passieren: Bei dieser Arbeit an einem Robinien-Stamm („Akazie“) entstanden in der oberen Hälfte zwei Formen nebeneinander, die beide durch große „Ösen“ sehr ähnlich waren. Zu ähnlich um sie so zu belassen. Beim Weiterarbeiten schlug ich aus Versehen die linke Form ab. Ein Vorteil war, dass jetzt die größere Kopfform dahinter klarer zu sehen war. Ich bildete mir ein, dadurch auch das Thema „Flüchtlinge “ deutlicher zu machen.
Das abgeschlagene Stück lag auf dem Atelier-Tisch neben meinen Zeichensachen. Gelegentlich, wenn mein Blick darauf fiel, hatte ich schon überlegt, ob ich daraus nicht eine kleine, selbständige Arbeit machen könnte. Aus irgendeinem Anlass begann ich vergangene Woche das Stück weiter zu bearbeiten. So wurde aus dem Abfall ein behelmter Kopf, den ich insgeheim „Hoplit“, nach den schwer bewaffneten griechischen Kämpfern, nannte.
Das Thema ist viel umfassender als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Historisch ging es dabei weniger um Reste als um Material-Knappheit. Abgeschabte und wieder beschriebene Pergamentseiten, sogenannte „Palimpseste“ stehen dafür ebenso wie wieder verwendete Leinwände in späteren Zeiten. Bei letzteren war allerdings häufig die persönliche Mangelsituation einzelner Künstler die Ursache. Eine ganz andere Form des „Recyclings “ kam mit der Moderne auf. Das begann mit Collagen , Assemblagen und erreichte mit den Ready mades und Duchamps berühmten Urinoir einen radikalen Punkt. Dem „Recycling“ im Sinne der Abfall-Wirtschaft kommt heute die Müll verwendende Kunst,“Müllkunst“, mit Skulpturen und Assemblagen nahe.