Wer hört schon auf einen Käfer?! (Art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.381)

Ich hatte fast eine Woche Zeit um die Wahrheit aus der Geschichte vom #sprechenden Käfer weiter zu überdenken. Immerhin bin ich jetzt so weit, dass ich nicht mehr jammere und mein Geschick beklage. Ein wichtiger Schritt war und ist es meine Arbeit als #Realität zu akzeptieren. Ob ich mich dabei als König der Tiere, als ängstlichen Hasen oder als sich selbst überschätzenden Mistkäfer sehe, spielt dabei keine Rolle.Es ist immer ich. Und ich kann und konnte nie von der Sprache und nie von Bildern lassen. Sie sind Mittel meiner Kunst und sie sind Mittel unserer, historischen und aktuellen Kunst. Ihre Bedeutung bekommen sie immer im Mit-und Zueinander.Was der Käfer beklagte, ist die fehlende Offenheit im Verhältnis der wissenschaftlichen und der künstlerisch-bildnerischen Formen. Es ist die Borniertheit und Ausschließlichkeit einer Fachsprache „Kunstgeschichte“ in Bezug auf einen quicklebendigen, sich minütlich verändernden Gegenstand „Kunst“.

Was den Käfer in mir besonders aufgebracht hat , war meine Entscheidung nach Jahren des Kunststudiums samt Examen für das Lehramt an Höheren Schulen ,Kunstgeschichte an der ehrwürdigen Eberhard Karls – Universität Tübingen zu studieren. Hier hoffte ich die wissenschaftlichen Weihen für meine Kunstpraxis und -Erfahrungen zu empfangen. Das klappte ein Stück weit. Sogar ein großes Stück. Bis mir dämmerte, dass meine selbstverständliche Annahme der Kooperation von Kunstgeschichte und Kunst / Künstlern falsch war.

 

 

 

 

 

 

 

„Wenn der Käfer anfängt über die Welt und sich selbst zu reden, dann ist das rebellisch und gehört unterbunden.“ (art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.328)

Skizzen zum redenden Käfer.(©️voncriegern 2023)

„Dieses Spiel der drei Ebenen macht den Blog und das Buch so spannend. Die ersten beiden Ebenen machen beide für „die# Wissenschaft“ wahrscheinlich sehr unverdaulich, weil sie Zweifel an deren Besser-Wissen nähren könnten. Da versucht jemand im Selbstversuch, das Unerklärliche unserer inneren Muster zu erklären. Die Wissenschaft kann es nicht. Das kränkt sie. Dem Selbstversuch fehlt die statistische Evidenz; das wirft sie triumphierend ein. Solange die Wissenschaft die Künstler wie Käfer beobachten und beschreiben kann, behält sie immer recht, weil sie stumme Objekte bleiben. Wenn der Käfer anfängt, über sich und die Welt zu reden, ist das rebellisch und gehört unterbunden.Und das Buch muss in den Giftschrank.“  (aus einem unveröffentlichten Text von #Ernst Gumrich bezogen auf art77blog und das Buch #„Wie geht Kunst?“, edition canz, 2019.)

 

Künstllicherische und künstliche Intelligenz(art77blog.axel-von-criegern.de; Nr.379)

„Altar der Gegenfüßler.“ ©️voncriegern 2022/2023 Buchsbaum H. 9cm Acrylfarbe,Klarlack

Mit einer gewissen Verzögerung konnte mir mein Freund und Buchhändler „Don Quichotte“ ein Buch besorgen, an dem ich brennend interessiert war: „Georg Baselitz, Alexander Kluge. Weltverändernder Zorn. Nachricht von den Gegenfüßlern. Bibliothek Suhrkamp, 2017“. Die Banderole um den Einband verkündet nach Art der Star-Werbung : „Georg Baselitz und Alexander Kluge erstmals gemeinsam.“ Von den vielen Gedanken, die mich bei der Lektüre beschäftigen, sind mir zwei wichtig. Da ist die Überraschung angesichts der Fülle lockerer und zugleich energischer Zeichnungen von Baselitz, die zum Thema #Hokusai über Jahrzehnte entstanden sind. Und das zweite ist die Kühnheit mit der Kluge seinen Beitrag als Texte der „#Gegenfüßlerohne erkennbaren Bezug den Bildern entgegenstellt. Und das wurde von beiden Autoren offensichtlich getragen. Jedenfalls ein aufregendes Lese-Erlebnis  und ein Produkt hoher #künstlerischer Intelligenz.

Bei mir ratterten die Maschinen :habe ich auch solche  ästhetischen Prinzipien? Spuren künstlerischer Intelligenz? Formen für die Verbindung zweier oder mehrerer Kunstgattungen? Ja, aber eher statisch, eher formal und strukturell. Im Grunde ist es das Raster. Das Raster lebt, pulsiert, wächst und schrumpft, dehnt sich in den Raum aus -ohne Grenzen, oder muss beschnitten werden. Das Raster kann  Gerüst für schlingende, schlingernde Formen sein oder Aktionsraum für kleinere Elemente.

Neugierig gab ich in Suchmaschinen „künstlerische Intelligenz“ ein. Es gab wohl Zweifel an der Ernsthaftigkeit meiner Frage. Die Antworten waren durchgängig „künstliche Intelligenz“. Dabei geht es mir genau um das, was wohl beim heutigen Informations-und -forschungsstand nicht vorstellbar ist. Künstlerisches Denken und Handeln sind an den Menschen gebunden.Sie stehen für Freiheit, Subjektivität, Innovation, Schönheit. Das, was wir heute KI (AI) nennen sind bewundernswerte wissenschaftlich-technische Leistungen. Sie setzen Intelligenz voraus und können sehr wohl auch ästhetisch relevant sein, künstlerisch sind sie jedoch nicht.Was aber durch alle Zeiten besteht, ist das Spiel mit den Realitätsebenen, das Einbrechen des Überwirklichen in die Realität, das Erscheinen ohne unser Zutun, das Erschrecken, die Angst, das Einschüchtern, das Orakel, die Totems, das Unerklärliche…In diesem Sinne brauchte es für die Herstellung der Puppe „#Olympia“ in #HoffmannsErzählungen oder die singenden Nachtigallen Chinas künstlerische und künstliche Intelligenz.

Eine nicht vorgesehene Änderung als Rettung einer Skulptur. (Art77blog.axel-von-criegern.de; Nr.378)

Das ist so das Schlimmste was beim Herstellen einer Skulptur passieren kann: ein wichtiges Stück bricht ab. In meinem Fall war das wichtige Stück aber auch das Sorgenkind. Ich hatte mich zu sehr auf die Ausarbeitung des Kopfendes eines Lindenstammes versteift und den Rest vernachlässigt. Beim Versuch das auszugleichen, brach ein großes Stück eines „Hohlkörpers“ in Form einer ausgehöhlten Frucht ab. Natürlich war ich erst einmal „sauer“ auf mich. Dann dämmerte es mir, daß hier das Holz, oder die Skulptur „gedacht“ hatte. Der Bruch öffnete nämlich das abgeschlossene Form-Ensemble für die weitere Bearbeitung der ganzen Skulptur. Besagter Hohlkörper war längst zum „Fremdkörper“ geworden.

Das Bruchstück hatte eine interessante Schalenform. Ich erinnerte mich an eine Skulptur, die ich vor Jahren aus einem Robinienstamm gemacht habe, bei der Vergleichbares passiert war (#art77blog. Nr. 84; Juli 2017. # vergl.“Wie geht Kunst?“, Edition Cantz 2019). Damals habe ich die Weiterverwendung des Bruchstücks unter dem Stichwort Recycling diskutiert. In meinem akuten Fall erlebte ich den  ästhetischen Zuwachs sowohl des Bruchstücks als auch der gesamten Skulptur.Jetzt suche ich noch Möglichkeit das polierte Bruchstück als selbstständige Kleinplastik zu präsentieren.