„Cluster“ (art77blog.axel-von-criegern Nr.196)

„Cluster“, Aquarell, fineliner, Bleistift , 40x29cm ©️Axel von Criegern,2019

Das Beitragsbild zeigt eine Montage von Fragmenten eines Aquarells, das ich unzufrieden zerschnitten und die ich auf eine Fineliner- Zeichnung , die unfertig auf meinem Tisch lag, geklebt habe. Dazwischen freie Bleistiftstriche, die abschließend hinzukamen. Ich versuchte dieses Verfahren zu verstehen. Da ich zuletzt viel mit Layouts zu tun hatte, sah ich zwar Ähnlichkeiten, war aber nicht überzeugt. Ein #Layout teilt i.d.R. durch die Anordnung von Schrift-und Bildelementen einen bestimmten Inhalt mit .Diesen Schuh konnte ich mir bei meinem Verfahren nicht anziehen. Als ich im Frühstücks-Radio das Wort „#Cluster“ hörte, verband ich damit erst einmal Anhäufungen und Bündel. Ich beschloss mein höchst oberflächliches Wissen mit Hilfe von Wikipedia aufzufrischen. Von Clustern spricht man in vielen Bereichen zwischen Computersprache und Musik-Notationen und kreativem Schreiben. Allen gemein ist eine lose Verbindung von nicht verwandten oder identischen Elementen um bis dahin nicht bekannte Lösungen zu finden. Noten können aus Collagen und Grafiken bestehen und beim Schreiben setzt man auf das Zusammenwirken von Schrift und Bild. Meine Bleistiftlinien können unterschiedliche Funktionen haben. Sie stehen für Richtungen, für offene Kommunikation, für Lachen, Rauschen – kurz für Interaktion und Beziehungen zwischen den heterogenen Elementen. Ich habe das Gefühl, dass ich beim Beantworten meiner ewigen Frage #„Wie geht Kunst?“ einen Schritt weiter gekommen bin. Vielleicht bin ich auch einem Cluster von Irrtümern aufgesessen. Also wach bleiben!

art77blog.axel-von-criegern: „Wie geht Kunst?“, edition cantz, 2019 (erscheint im August) with english summary

English Summary

It started with cutting a watercolor-painting in pieces. Then I mounted them on an unfinished fineliner sketch just the way I liked it. First I thought that this had something to do with my layout experiences. But a layout like this doesn‘t make any sense. Then by chance I learned a bit more about cluster, clustering and their importance for several disciplines from IT- projects to notation of modern music. That made me design the fine pencil lines as a network of language, social relations, noises e.a.

Die „Sinn- Frage“ (art77blog.axel-von-criegern Nr 195)

Sinn-Suche C Axel von Criegern 2019

Victor E Frankls „Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn“ (München, Berlin 1985, 29.Auflage!! 2017) hat die Frage nach dem Sinn der Kunst für mich ausgelöst. Und zwar in der weitergehenden Frage ob ich diesen Sinn auch irgendwie festmachen kann. Aus dieser Frage heraus entstand eine kleine Skizze auf lausigem Papier, an der ich einigermaßen kindisch versucht habe den Sinn aufzuspüren. Die Skizze galt einem mir sehr wichtigen Thema, den Abbildungen von Raum nach der Zentralperspektive. Immer wieder habe ich mich an Gittern versucht, die Gegenständen und Figuren als Orientierung dienen. Auf dieser Basis kann ich mich einigermaßen sicher bewegen. Um mich dem Sinn anzunähern habe ich bei diesem Versuch die künstlerische Ausführung bewusst vorangetrieben. Meistens verweigere ich dies mit dem Argument Raum für andere Lösungen offen zu lassen. Ich habe ganz einfach eine Liebe für die Ästhetik des Schwebens. Gegen dieses Prinzip habe ich jetzt die Komponenten Gitterkäfig, Form und Farbe der Körper und ihr Verhältnis zum Raum gefestigt. So ganz kann ich aber auch hier das Spielen nicht lassen:vorn quillt eineZunge ins Freie und seitlich und rechts hinten stehen Assistenzfiguren. Angesichts des Ergebnisses sehe ich jetzt Vor-und Nachteile dieser konsequenten Durchführung. Was als Raumorientierung gedacht war, wurde hier zum Objekt. Die Körper bewegen sich nicht in einer offenen Gitter-Struktur, sondern werden von den Wänden eingeschlossen. Aus dem Denkmodell wurde ein Klettergerüst. Freundlich gesehen ist das eine exemplarische Anwendung meiner Vorstellungen, unfreundlich gesehen ist es ein barbarischer Eingriff in ein Arbeitsmodell. Das hat mich bei der Arbeit nicht beschäftigt. Ich habe mich stückweise voran gearbeitet: Der Sinn lag im Machen des Bildes, nicht in der Verfolgung meiner Raum-Vorstellungen. „ Hohes Kunstgericht, hier stehe ich und konnte nicht anders!“

English Summary
Reading essays of Victor E. Frankl about man‘s search for meaning I reflected the meaning of art in my own life. This endet in a test. All kinds of grids serve in my work as tools for space-imaginations. In this little colored drawing I transformed imagination into a real thing. Now I doubt whether this is a way to artistic meaning.



#Kairos (art77blog, Nr.194)

Fensterkino“ ;Kugelschreiber, Aquarell ©️AvC2019

„Kairos“ nannten die Griechen den alles zum Guten oder Schlechten wendenden Moment einer Entscheidung und nahmen ihn so wichtig, dass er in den Rang eines Gottes erhoben wurde. Einen solchen Moment habe ich vor einigen Tagen erlebt als ich in der Galerie des Tübinger Künstlerbundes eine Nachmittags-Aufsicht übernahm. Vor dem großen Fenster mit Sprossen ging es lebhaft zu. Vor dem Falaffel– Imbiss gegenüber standen die überwiegend jungen, sommerlich gekleideten Menschen Schlange. Fahrräder wurden abgestellt, Menschen aller Altersgruppen und verwegenem Outfit drängten sich vorbei. In der Galerie gab es nichts zu tun, so hatte ich Musze dem Geschehen draußen zuzuschauen. Ich hatte ein großes Skizzenbuch dabei und harrte der Dinge. Und dann rauschte Kairos wie ein blendend helles Licht durch mein Hirn. Ich sah einige Szenen draußen auf der Straße in den kleinen, von Sprossen gebildeten Fenstern und tastete das Geschehen draußen ab. Das wars! Jedes Fach musste Teil irgendeiner Geschichte werden. Die Betrachtenden sollten kombinieren und einen Kurzfilm sehen. Und jetzt zeigte sich wie göttlich der Kairos ist und wie menschlich das Folgende. Kaum war der Rausch vorbei, sah ich das Problem der Unterscheidung von Rahmen und Szene: Rahmen oder Szene mehr betonen? Hätte ich die Szenen ausgearbeitet, wäre aber ein falscher Akzent hinein gekommen. Also versuchte ich die Rahmen etwas kräftiger zu zeichnen,aber eben soviel, dass jeder Rahmen Mitspieler einer Szene ist und sich durchaus von den anderen unterscheidet. Jetzt waren die Szenen zu wenig artikuliert. Offen gesetzte Muntermacher- Farben sollten Leben reinbringen und die Szenen so voneinander trennen, dass sie nicht als ein Film gesehen werden konnten…Als ich aufhörte war klar, dass der Kairos mehr verdient hätte, aber vielleicht dient die Farbskizze der Verdeutlichung des Problems ‚Kairos in der Kunst-Praxis.

English Summary
we all know how important a single moment can be. The ancient Greeks called it „Kairos“. But I had never before experienced it so consciously as when I sat in an art gallery in the early afternoon of a sunny day: Looking through a large grid- shaped window I watched people passing by. Suddenly they became actors of small stages . It was not a movie, but a wallpaper with vibrating scenes. This happend in a second and was like a flash. Basically was it the switch from passive to active seeing , a kick to my awareness. I made a sketch.We need those decisive moments to make creativity start.
To make it a good design needs some more inspirations…

Eine bewegte Geschichte (art77blog,Nr.193)

Axel von Criegern, Eine bewegte Geschichte, Aquarell, 41×30 cm, 2019 ©️AvC
Die Geschichte der Kunst nach der #französischen Revolution war ausgesprochen bewegt. Frei von den Zwängen und Vorgaben der feudalen und kirchlichen Auftraggeber ging es um neue Konzepte. Die #deutsche Romantik ( #Philipp Otto Runge!) spielte dabei eine wichtige Rolle. Die #Abstraktion um 1900 war dann die auch nach Außen sichtbare Autonomie der Kunst. Offen und beileibe nicht ausdiskutiert ist #die Frage der Inhalte und ihrer Vermittlung.
Nach einer längeren Zeit der Theorie-Arbeit suchte ich meine ‚Wahrheit‘ mit Hilfe eines Aquarells. Geübt locker entwickelten sich Zeichen -Knoten und Farben. Diesmal wollte ich aber dem Betrachter Hinweise zur „Lektüre“ des Bildes geben indem ich durch ‚Richtungs‘- Striche Bezüge herstellte. Demselben Zweck dienen die aus dem Comic vertrauten Zeichen für Bewegungen und die Schrift-Krizel. Sie vermitteln den Eindruck hörbarer Kommunikation in einer sehr ‚bewegten Geschichte‘.
Eine auslösende Funktion hatte für mich die Lektüre eines Aufsatzes von:
#Michael Lingner „ Text-Transformationen. Exemplarische Übergangsformen zwischen künstlerischem Schaffen und begrifflichem Denken.“ In: Eleonore Louis und Toni Stooss (Hg.) Die Sprache der Kunst. Die Beziehung von Bild und Text in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Katalog München, Frankfurt a.M. 1993/94. Buchausgabe Edition Cantz S. 101-118.

English Summary
The european art before the french revolution was bound to the feudal courts and the church. They determined form and content. After that the artists had to encorporate in a completely new way meanings and messages in their work. ( See the theoretic work of the german romantic painter Pilipp Otto Runge). A next step to autonomy was the coming up of abstract painting around 1900. But the result was an alienation of viewer and work. To communicate the ways of new meanings and concepts is a challenge for theoreticians, artists and art educators. In my picture I employed signs which are similar to that of comics.