Eine andere Geschichte; aber die Wurzeln sind dieselben.(art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.416)

“Zurück in die Zukunft” könnte das Motto meiner aktuellen Auseinandersetzung mit #Jan Steen sein. (#Nr. 415) . Ca. 3 Tage habe ich an dieser kräftig farbigen Buntstift -Zeichnung gearbeitet (Foto 3).

Bild 1: Bleistift mit Radiergummi auf Bleistiftzeichnung. Der Inhalt sind 6 Rechtecke. Jedes verweist auf ein Gemälde Jan Steens.

Bild 2: Löschen der Hinweise auf Jan Steens Gemälde und Ausradieren der Rahmen.Neue Themen entstehen und werden ausgearbeitet. Mit Blau erste Farbansätze. Verbindungen zwischen den Motiven.

Bild 3 : Farbdramatik; Komposition.Das Ganze wird zum “verflüssigten Comic” . Beziehungen zwischen den Motiven verändern sich.

Struktur und Inhalt (art77blog.axel-von-criegern.de.Nr.415)

“Wie die Alten sungen…”

”Wie die Alten sungen, so pfeifen auch die Jungen”  heißt das grösste Genrebild Jan Steens (1626-1679), das im Mauritshuis in Den Haag hängt (134 x163 cm). Auf dieses Bild nehme ich mit meiner Zeichnung Bezug. Ich habe es als kleines sw-Foto rechts in mein Bild montiert. #Steen hat mit grosser Sorgfalt Figuren und Motive, die wir auch von anderen Bildern kennen, verwendet. Da ist die träge in einem Armstuhl hängende Schöne, der ein junger Galan Wein einschenkt, der Opa in der Ecke am Fenster, Papagei und Vogelkäfig, dann die Mutter mit dem Kleinkind in der Mitte,  der lachende Mann, der einen Knaben an der Pfeife ziehen lässt, hinter ihm ein junger Mann der einen Dudelsack spielt, die häufig vorkommende alte Frau, die die Moral des Bildes von einem Blatt Papier abliest, ein kleines Mädchen , Steens Hund und in der Mitte ein Tisch mit Köstlichkeiten. Die Spannung zwischen einem bewegten, ausdifferenzierten Geschehen und der strengen Komposition ist für mich ein wichtiges Merkmal  der Bilder  Steens aus den sechziger Jahren. In dem Buch Struktur und Politik mit dem Untertitel: Grenzwerte der Kunstpädagogik (Berlin 1975)  habe ich das umfänglicher diskutiert. 

Bei meiner Zeichnung bin ich vergleichsweise locker vorgegangen  und habe mit einem Mädchen in der Bildmitte rechts begonnen. Die junge Dame steht auf einem Brett mit vier Holzrädern . Das ist ein Motiv, das ich für eine  große Ausstellung in der #Kunsthalle Tübingen , die nur Steens Bild galt, gebaut und bemalt habe. Übrigens standen und saßen alle Figuren auf solchen Rollbrettern, so dass sie von den Besuchern bewegt werden konnten. Etwas von der Bewegtheit und Offenheit habe ich in diese Zeichnung übernommen.

Die Auflösung auf meinem Bild ist, das macht der Vergleich mit Steen deutlich, Methode. Steens Motive werden zitiert, aber nicht ausgearbeitet. Das dominante Motiv des #Motorrads entstand als Bezug zu dem rollenden Mädchen oberhalb. Was Steen fest komponiert hat, ist bei mir eine lockere Reihung unterschiedlicher Motive, die andere Erzählungen freisetzt. Ohne kunstgeschichtliche Vorkenntnisse kann man bestenfalls die beiden Rad-Motive einander zuordnen.Entsprechendes gilt wohl für die Komposition. Bei ihr rückt die Konzentration auf die ästhetische, bildnerische Struktur ins Zentrum; die Bedeutung tritt dagegen deutlich zurück. Versuche Steens Komposition heute wörtlich zu verarbeiten, führt zwingend zur Parodie. Das ist bei aller Schönheit nicht unser Bild. Fazit: Wir brauchen Wissen, Übung , Können und Distanz um aus unserer Geschichte zu lernen.

# Auf meiner homepage habe ich ausschließlich meine Auseinandersetzung mit Jan Steen thematisiert. https//: axel-von- criegern.de

# criegern, Axel von :”Wie die Alten sungen…” , Auseinandersetzung mit einem Bild von Jan Steen(1626-1679)Tübingen 1999

 

 

Bild-Rhizome (art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.414)

Jan Steen “Wie die Alten sungen…” (1665) +Rhizom AvC (2023)

Mit dem Begriff und der Vorstellung vom Bild-Rhizom habe ich einen persönlichen “Treffer” gelandet, denke ich. Vorgestellt  ist ein Geflecht aus Bildmotiven und und Formen, das sich unhierarschich ausbreitet. Im Falle des Bildes von #Jan Steen kann ich auf eine grosse Menge ikonographischer und ästhetischer Erforschungen dieses Bildes zurückgreifen. Zu jeder dieser Informationen, die ich hier zitiere (aus der Erinnerung oder kopierend) gibt es Rhizome. Sie wachsen ästhetisch , d.h. ohne thematische Anknüpfung, schließen solche aber nicht aus. Auf jeden Fall gehören sie im neuen Bild zusammen. Die Ästhetik des neuen Bildes voranzutreiben, macht die Qualität des Rhizoms aus. Benützt habe ich den Grafitstift für Linien und Verwischen,einen schwarzen Colour Brush von Pentel für dicke schwarze Linien, einen Fineliner von Molotow und Ausschnitte aus der Hochglanz-Broschüre “World of Interiors” (Meistens Werbung) als Collage. Die jüngere trunkene Frau oben links bezieht sich direkt auf ein Motiv in Steens “Wie die Alten sungen…”

Mein aktuelles Projekt ist eine Reihe solcher Rhizom-Bilder (Objekte, die alle den Bezug auf Steens Bild als Anstoß haben.)

#Chapman, H.Perry,Wouter Th.KLloek, Arthur,K. Wheelock,Jr. (Hg.) , Jan Steen. Maler und Erzähler. Belser Verlag 1996

#Criegern, Axel von, “Wie die Alten sungen…” Auseinandersetzungen mit einem Bild von Jan Steen(1626-1679). Tübingen 1999.

#Criegern, Axel von: “Konzepte künstlerischer Auseinandersetzung .Erprobt an einem Bild aus dem 17. Jahrhundert. Kunst+Unterricht, Heft 233,1999. S.40-42

 

 

Spiel und Regelhaftigkeit (art77blog.axel-von-criegern.de; Nr. 413)

Axel von Criegern. O..T. 2023 (aus der Serie “let the art grow”) Mixed Media(Ölstifte , Grafit, künstliche Spitze, Acryl, Aquarell) , auf Papier, 42×62 cm

Spiel und Regel sind sich erst einmal überhaupt nicht grün. Ihre Versöhnung ist aber ein wichtiges Ziel künstlerischer Arbeit. Das wurde mir in den glücklichen Wochen, die ich mit dem Konzept “#let the art grow” verbringen durfte, überdeutlich. Bei diesem Bild habe ich an einer Stelle in der linken Hälfte aus Lust und Laune eine Farbe gesetzt und mit Grafit zeichnerisch verankert. Ab einem bestimmten Punkt grauste mir vor einer belanglosen Munterkeit. Auf meinem Arbeitstisch lag ein Stück eines zerfetzten Tortenpapiers, das mir in seinem Muster als Gegensatz zur Farb-Munterkeit geeignet schien. Daraus entwickelte sich eine Art von #“ästhetischem Diskurs”, der die beiden Hälften verband. M.E. hat Ludwig #Duncker in seinem neuen Buch über #Kind und Kultur dieses Prinzip beneidenswert einfach dargestellt. Mein eigener Versuch solche ästhetischen Exkurse als “#Bild-Bild-Diskurs” zu beschreiben, ging schief. Groteskerweise scheiterte das Projekt an der Tradition der Druckereien Bilder in Büchern als Anhang zu drucken. Wahrscheinlich war ich der einzige, dem das an diesem Buch leidvoll klar wurde. Na ja…

#art77blog. Axel-von-Criegern Nr.412.”Let the art grow”

#Ästhetischer Diskurs” in: Duncker, Ludwig: Zwischen Kindheit und Kultur.Grundzüge einer Theorie der Grundschule. München 2023.S.124

#von Criegern, Axel, “Lustige Gesellschaft auf einer Gartenterrasse.” Ein Bild-Bilddiskurs über ein Gemälde des niederländischen Malers Jan Steen (1626-1679). München 2006.

 

Let the art grow…(art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 412)

Beispiel für ‚Art Flow‘ und „kreativer Moment“
Napoleon verliebt

LET THE ART GROW ist der Name, den ich einer Gruppe von Bildern gegeben habe. In der letzten Woche hatte ich die suggestive Vorstellung, dass  Kunst in uns hineinwächst.  Dadurch bleibt sie lebendig , ein Teil von uns und natürlich von der Welt. Ich habe mich ja früh gegen das Kunst-LERNEN gewehrt. Alles was ich später in dieser Richtung unternommen habe, waren Bestrebungen die immer gut gemeinten Versuche uns Kunst BEIZUBRINGEN, abzubiegen. Dazu dienten der kritische Umgang mit Theorien, Gegentheorien und Beispiele. Allerdings gelang mir mit den als Gegenbeispielen gedachten Versuchen nichts wirklich Überzeugendes. Sie kamen nicht rüber. Das änderte sich in dem Moment, als ich vor allem durch die plastische Arbeit an langsamen Prozessen Gefallen fand und das unspektakulär auf Zeichnung und Malerei übertrug.  Die zu diesem langsamen Arbeiten gehörenden Theorien waren bescheiden und anspruchslos. Eigentlich waren es Späße, Überraschungen und Einfälle. So kam der VERLIEBTE NAPOLEON in dieses Bild.

P.s. Es mag sein, dass sich einige Menschen, die meine seit dem Jahr 1972 mit schöner Unregelmäßigkeit auftauchenden Texte verfolgt haben, die Augen reiben. Zum Glück hat ein  jüngerer  Erziehungswissenschaftler nun doch in meinen Arbeiten das didaktische Moment erkannt und  in seinem jüngsten. Buch herausgestellt. Er sieht meine Arbeit um die SCHÖPFERISCHEN MOMENTE IN EINER ÄSTHETISCHEN PRAXIS kreisen. Das klingt gut und beruht-endlich- auch auf einem freundlichen und tiefem Verständnis. Ein schönes Gefühl entspannt und ohne Beweispflicht zu leben. #Duncker, Ludwig: Zwischen Kindheit und Kultur. Grundzüge einer Theorie der Grundschule. Kopaed (München), 2023. S. 123 ff.

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