„Kann ein Käfer Sünde sein?“(Art77blog.axel-von-criegern.de. Nr. 383)

Ich darf dran erinnern?! Die von Ernst Gumrich eingeführte #Parabel vom #redenden Käfer, der eigentlich nur als Gegenstand #wissenschaftlicher #Forschung dienen soll, ist für mich  #künstlerisch verführerisch. Eigentlich geht es ja um das Verständnis meiner Form künstlerischer Tätigkeit, die episodenhaft,  häufig verspielt und unsystematisch ist. Mit dem Thema ´Käfer´ hat das prinzipiell nichts zu tun. Indem ich begann mich näher mit dieser Parabel zu beschäftigen, wurde auch der Käfer selbst zum Thema der täglichen künstlerischen Arbeit .Und so landete ich (zufällig) beim #Mistkäfer oder #Scarabäus.  Wie fruchtbar diese episodische künstlerische Methode ist, zeigt das berühmte „weite Feld“(#Fontane) , das sich immer wieder auftut. Auf Franz Kafka und seine Käfer-Erzählung Die Verwandlung habe ich ja schon verwiesen. Vor drei Tagen alarmierte mich die #Rezension eines neuen Buches von Jürgen Wertheimer: #„Mischwesen“ . Eine spannende  Lektüre, die die Parabel vom redenden Käfer in neue Horizonte rückt.

´Wenn mehr wissen Sünde ist…´

#Ernst Gumrich #Parabel #Mistkäfer #Scarabäus #Franz Kafka #Peter Erdtle # ,,Südwestpresse,Schwäbisches Tagblatt #Jürgen Wertheimer #Mischwesen +Mathes&Seitz Berlin,2022

 

Alles Spiel? Everything game? (art77blog. axel-von-criegern.de Nr.358)

Prof. Wolfgang Urban, einer der raren Universalgelehrten, schaute  ins Atelierfenster und improvisierte einen so schönen Text, dass ich ihn  bat ihn schriftlich auf einem Notizblatt festzuhalten: „Erfahrung des Ateliers als einer Werkstatt des Spiels, einer Hingabe an das Spiel, an das spielerische „Arbeiten“ und der im Spiel geschenkten Freiheit samt den damit gegebenen Zu-Fällen.“

In einem wohlwollend feiernden Vorwort („HOMO LUDENS ODER DER PROFESSOR ALS SPIELKIND DER KUNST“) zu dem 2009 erschienen Buch # „Meine Bilder“ stellt der vielseitige Bestseller-und sehr erfolgreiche Fernseh-Autor Peter Prange die Frage „Wer oder was ist Axel von Criegern nun also? (…)Ein gelehrtes Spielkind der Kunst, das für sich selber zeichnend und malend die eigene Tradition entdeckt und damit gleichzeitig für andere neue Türen zur Kunstgeschichte öffnet. Ein homo ludens, der.sich selbst und sein Werk im Probieren erfährt und verändert….“(Hervorhebungen und Auslassungen von mir)

Gut, „Spielen“  und „Spiel“ sind wohl Schlüsselwörter, denen ich selbst wahrscheinlich schon mehrfach Vorschub  geleistet hatte. Soweit habe ich auch keinen Einwand.

  • Peter Prange hat noch einen abschließenden Satz geprägt, den ich damals zuwenig gewichtet habe: „Mit einem Wort: ein Mensch, der sein eigenes Leben als Kunstwerk begreift und gestaltet.“.    Hier wird die Sache mit dem Spiel komplizierter. Ich verspiele nicht mein Leben, wenn ich täglich mit der Kunst spiele. Die Dominanz des spielerischen Umgangs mit der Kunst war auch erst nach der Entpflichtung von Institutsleitung,  Lehre und Forschung an der Justus von Liebig-Universität Gießen denkbar und zugleich problematisch geworden. Damit fiel nämlich der Ernst des Lebens, und damit der Gegenpol zum Spiel schlagartig weg. Nach einer Reihe von Lücken-Aufgaben bot mein Internet-blog „art77blog“, der ab 2016 mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks und zunehmend begleitet von Instagram-Einträgen bei WordPress, bzw. bei Facebook erscheint, einen gewissen Ersatz. „gewiss“ weil es für den blog nicht den Hauch des Zwangs oder der Notwendigkeit gibt. Es lag ausschließlich an mir dem blog diese Funktionen zu geben.
  • Soweit das ideale Tableau für ein „Leben als Kunstwerk“. Der schwierigste Gegner ist das, was wir landläufig Realität  nennen. Und diesem Gegenspieler sind Empathie und Spiel fremd. Er kennt nur Starke und Schwache, Gewinner und Verlierer. Unter diesen Bedingungen sein Leben selbst zu bestimmen, geschweige denn als Kunstwerk zu gestalten, ist schwer genug.  
  • Dank an #Peter Prange Dank an  #Wolfgang Urban und  Dank meiner Frau, die seit 58 Jahren das wichtigste Bollwerk gegen die unangenehmen Seiten der Realität ist.
  • #Criegern, Axel von:Meine Bilder. Wasmuth Verlag, Berlin, Tübingen, 2009

From form to content: a most dramatic shift in artworks progress (regress?)/ Von der Form zum Inhalt : das kann ein höchst dramatischer Schritt bei der künstlerischen Arbeit sein ( art77blog. axel-von-criegern.de. Nr.316)

©️Von Criegern, 2021 ©️VonCriegern 2021

when I realized a couple of days before  that when I started to cut the surface of my sculpture finer, strange things happened . What has been before a play of hills and valleys, tunnels and #vaults shifted to a tower of heads, arms, shoulders, faces and other #anatomic details. I was forced  to go this way. In the evening I repeated  this  experience in a less complex way with pencil and paper. I „hammered“ the paper with pencil-strokes. A round form in the upper left corner #transformed ‚itself‘ in a face. I had no concept how to continue and this personal practice is supported by modern tendencies starting with the #collage of the early 20th century. And obviously the same happens with my sculpture. (By the way- after a visit of the excellent Peter Paul Rubens-Exposition at the Staatsgalerie Stuttgart, some 17th century details appeared in my drawing).

So what happens here? There are several things coming together. In the 19th century the art world lost its illusion of „true“ humanisme and realisme. We may also say the base of aristotelic esthetic. The summit of this development was reached with abstraction, focusing material and new ways of composition, #space #concepts, #harmony… OK, I love wood and I love to shape it. And the #human figure was already for the young student central subject. #Structure and round forms, texts and #illustrations were of high interest … 

And what are these reflections good for? Today many artists are mainly fascinated of the possibility to express themselves in pure colours and completely #abstract or  to follow trends like ‚#manga’ style, #adventurous art or #POP ART. And no way is better than the other. But there will always  be works we like more  or less. And this is crucial for a #democratic world and art!

seltsame Dinge passierten, als ich anfing, die Oberfläche meiner Skulptur feiner zu schneiden. Was vorher ein Spiel aus Hügeln und Tälern, Tunneln und #Gewölben war, verwandelte sich in ein Gebilde  aus Köpfen, Armen, Schultern, Gesichtern und anderen anatomischen Details. Ich war gezwungen, diesen Weg zu gehen. Abends wiederholte ich dieses Erlebnis auf weniger komplexe Weise mit Bleistift und Papier. Ich habe das Papier mit Bleistiftstrichen „gehämmert“. Eine runde Form in der oberen linken Ecke verwandelte sich in ein #Gesicht. Ich hatte kein Konzept, wie ich weitermachen sollte und diese persönliche Praxis wird von modernen #Tendenzen unterstützt, beginnend mit der #Collage des frühen 20. Jahrhunderts. Und natürlich passiert das auch mit meiner Skulptur. (Übrigens – nach einem Besuch der ausgezeichneten Peter Paul Rubens-Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart tauchten in meiner Zeichnung einige Details des 17. Jahrhunderts auf).

Was passiert also hier? Da kommen mehrere Dinge zusammen. Im 19. Jahrhundert verlor die Kunstwelt ihre Illusion von „wahrem“ #Humanismus und Realismus. Wir können auch sagen, die Grundlage der aristotelischen Ästhetik. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wurde erreicht mit Abstraktion, Materialfokussierung und neuen Kompositionsweisen, Raumkonzepten, Harmonie… OK, ich liebe Holz und ich liebe es, es zu formen. Und die menschliche Figur war schon für den jungen Studenten zentrales Thema. Struktur und runde Formen, Texte und Abbildungen waren von großem Interesse …

Und wozu sind diese Reflexionen gut? Viele Künstler sind heute vor allem von der Möglichkeit fasziniert, sich in reinen Farben und komplett abstrakt auszudrücken oder Trends wie Manga-Stil, Abenteuerkunst oder POP ART zu folgen. Und kein Weg ist besser. Aber es wird immer Werke geben, die uns mehr oder weniger gefallen. Und das ist entscheidend für eine demokratische Welt und Kunst!

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