Geordnet hinterlassen—wem, was, wie?

Komisches Monster“ 2022, Mixed Media. Links Original, 

rechts Schatten einer mit der Hand gehaltenen Plastik-Spitze.©️voncriegern 2022

Irgendwann machen sich Künstlerinnen und Künstler Gedanken,  was mit ihren Arbeiten in ihrem zweiten Leben geschen wird und was sie aktuell dazu beitragen können.

Meine Fragen führten rasch zu einer Antwort, die zwar Ordnung garantiert, die man als Produzierende aber nicht leisten kann: ein #Werkverzeichnis. Selbst wenn man jeden Schnipsel aufhebt und schriftlich dokumentiert, ergibt das kein Werkverzeichnis! Wir können zwar mitwirken, aber das eigentliche, für Außenstehende gedachte Verzeichnis konzipieren und erstellen andere. Man geht davon aus, dass nur sie das erforderliche Urteilsvermögen und das Wissen über das System Werkverzeichnis haben. Wenn es stimmt, daß im Allgemeinen nur 10% der Produktion in ein WV aufgenommen werden, kann man sich das vorstellen. Wie schwierig das heute ist, zeigt das kleine Spiel, das ich mit der Zeichnung ganz oben gemacht habe. Das Original ist das klassische und grundsätzlich geeignete Objekt für ein WV. Wie gesagt, darüber kann und soll ich nicht entscheiden, Aber wie sieht es mit den Varianten aus? Sie existieren nur als digitale Fotos, nicht als Materie (das zweite Foto).

Persönlich sehe ich mich noch in einer Sackgasse, habe ich doch selbst Kunstgeschichte studiert, um letztlich auch eine gewisse Urteilskraft und Kompetenz zu haben. Das ist sicher nicht falsch gewesen, aber einem oben beschriebenen Werkverzeichnis nicht dienlich.

Meine Bücher und Kataloge sind hilfreiches Material. In ihnen habe ich die laufende Produkt gesammelt und geordnet. Sie ersetzen aber ein WV  auf keinen Fall. Sie ordnen, aber höchst subjektiv.

Mein Fazit ist dennoch optimistisch. Ohne daß ich eine Verwirklichungsvorstellung hätte, werde ich mit meiner zukünftigen Produktion bei aller Verspieltheit so etwas wie Verantwortung für eine „höhere“ Ordnung übernehmen. Das müsste eigentlich auch das Ver- und Wegwerfen beinhalten, aber damit tue ich mich im Moment noch sehr schwer!

#Die Suchwörter „Werkverzeichnis, künstlerisches Werkverzeichnis“ führen  zu der aktuellen Diskussion (u.a. auch auf YouTube.)

Counterpoint or system error?/Kontrapunkt oder Systemfehler?(art77blog Nr.305)

„Kontrapunkt“,21×14,5 cm,Blackliner 0,2mm,(©️voncriegern 2021)

…sometimes I am too ‚dense’ to finish a post. Obviously half of my text was canceled. So I take now a chance for a short compilation .

My target was a very complex and solid drawing without any subject. Very soon the drawing became too dark and lost its ‚drive‘. No way! I stopped and started to draw some plain, parallel, vertical lines in the lower part of the paper. Between the vertical lines I positioned some abstract signs. It looked like a register. The last task was to connect the two parts in one. I used a grid of lines in the center and put some figurative elements in it. The gap was closed. 
But why at all closing this gap? An answer gives the music with the invention of the „contraposto“, the counterpoint. Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ is a famous example. The basic idea is to enrich music with a second voice acting in a way „against“ (contra) the first voice. A musical revolution, new harmonies were possible now. Decisive is the composition of two tone sequences with different elements.
Maybe this is a most welcome theory for an artist who failed drawing a picture in a homogeneous style. This is what I call „ system error .

But honestly: isn’t that a prolific method of art production??


#art77blog Nr.305 #counterpoint #Kontrapunkt #Systemfehler #system error #register #drawing #Zeichnung #Federzeichnung #figuratv #music #erste Stimme #Johann Sebastian Bach #Die Kunst der Fuge

German

Manchmal bin ich zu „dicht,“ um einen Beitrag zu beenden. Offensichtlich wurde die Hälfte meines Textes storniert. Also ergreife ich die Chance für eine kurze Zusammenfassung.

Mein Ziel war eine feinlinige Zeichnung. Bald merkte ich, dass die Zeichnung zu dunkel und schwunglos wurde. Ich brach aus und zog in der unteren Hälfte parallele, senkrechte Linien. Die Räume zwischen den vertikalen Linien wurden mit abstrakten Zeichen gefüllt. Es sah aus wie ein Register. Die letzte Aufgabe bestand darin, die beiden Teile auf irgend eine Weise zu verbinden. Ich habe in der Mitte ein Linienraster verwendet und einige figurative Elemente darin eingefügt. Die Lücke wurde dadurch einigermaßen geschlossen.
Warum aber überhaupt diese Lücke schließen? Eine mögliche Antwort gibt die Musik mit der Erfindung des Contrapostos, des Kontrapunkts. Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ ist ein berühmtes Beispiel. Die Grundidee besteht darin, Musik polyphon zu bereichern, indem eine zweite Stimme ‚gegen‘ (contra) die erste Stimme wirkt. Eine musikalische Revolution, neue Harmonien waren jetzt möglich. Entscheidend ist die Zusammenstellung von zwei Zeilen mit unterschiedlichen Elementen.
Vielleicht ist dies eine höchst willkommene Theorie für einen Künstler, dem es nicht gelungen ist, ein Bild in einem homogenen Stil zu zeichnen. Das nenne ich „Systemfehler“.

Aber ganz ehrlich: Ist das nicht eine produktive Methode der Kunstproduktion??

Als Kunst-Blogger im social media-stress (art77log.axel-von-criegern.de Nr.285)

„Stress-Abbau“, Grafit, Acryl ; ©️von Criegern 2021

Eine kurze Besinnung darauf, was „#social media“ sind: Facebook ist als Mitteilungs-und -Tratsch-Medium von und für Studierende erfunden worden, Instagram als schnelles Medium zum Veröffentlichen von Fotos und auf Twitter können „tweeds“, Mitteilungen, Positionen und Meinungen verbreitet werden. Ein Künstler -Blog, der anhand von eigenen Bildern und Gedanken wöchentlich für die Kunst, das Leben mit Kunst und künstlerische Wahrnehmung entwickelt, hat da keinen Platz.

art77blog“ist zwar erklärtermaßen nicht als akademisches, sondern allgemein verständliches ‚Format‘ entwickelt worden, passt aber aufgrund des regelmäßigen Erscheinens (seit 2016 jede Woche Freitags), die Einbindung von Bildern in Gedanken, das Bemühen um Kontinuität verbunden mit unterhaltsamen und didaktischen Beiträgen nicht zur Schnelllebigkeit der social media. Der blog stellt sich quer zu den rechnerischen Filtern, der Häufigkeit der Nennungen, der Schlagwörter, Algorithmen und „influencing“. Es gibt nichts zu verkaufen, eine Behandlung als Verkaufsplattform mit dazugehöriger Werbung greift nicht.

Ich gebe zu, dass ich ziemlich besessen bin von meinem Projekt und ich reagiere auf die mediale Umgebung meines blogs. Auf Facebook habe ich neben „art77blog“ ein weiteres , weniger spezielles Konto „Axel von Criegern“ eingerichtet. Es vernetzt mich mit (heute) 1710 Freundinnen und Freunden. Relativ spät erkannte ich die Bedeutung von Instagram letztlich auch für den blog. Der account „voncriegern“ hat 514 follower. Die im Trommelfeuer der Social Media geradezu befremdlich erscheinende „Monotonie“ von „art77blog“ versuche ich dadurch lebendiger zu gestalten, dass ich mehrmals in der Woche Ergebnisse meiner aktuellen Arbeit, aber auch Signale des künstlerischen Lebens auf ein Instagram-Konto stelle (voncriegern), die mit Facebook geteilt werden. Zwar bietet Instagram keinen Link zu „art77blog“ an, aber als Hashtag verweise ich auf den blog. Im Moment bemühe ich mich darum mehr von den „Axel von Criegern“ – Freundinnen und Freunden für das Abo von“art77blog“ zu gewinnen.

Warum ich diese Situation aber als „stress“ empfinde, muss ich erklären (s. Beitragsbild):

Jeden Freitag der Woche nach dem Veröffentlichen des Blog-Beitrags wenden sich meine Gedanken einem neuen Thema zu. Diese entstehen entweder zu einem beim Gestalten auftretenden künstlerischen Problem oder Thema oder werden gedanklich erarbeitet und vom Entwurf des Beitragsbilds begleitet.

Neben den dafür notwendigen Recherchen entstehen fast täglich Beiträge für Instagram. Das sind meistens kleinere Arbeiten, Funde, Beobachtungen oder Zeichnungen, die zum Fernsehen entstehen. Damit bemühe ich mich um Präsenz und Verbindungen zum Kern-Projekt “art77blog“.

Wenigstens in einem Punkt gelang es mir Stress abzubauen. Durch das Covid-19- bedingte engere Zusammenleben wurde meine Frau Zeugin meines Engagements für den Blog. Ich glaube das war der wichtigste Faktor bei meinem Media-Management!

English Summary

When I started my blog „art77blog“ 5 years ago with WordPress I didn’t expect any stress. But exactly this became more and more important. The actions on Facebook, Instagram and Twitter are not really supporting an art blog. Basically is there no room left for reflections and discussions. After some years I found out that I can’t publish the bloc without watching the medial environment. So I filled up the weekly gap between the Fridays with minor posts on Instagram („voncriegern“) to show presence and continual activity. As next step I tried to invite as many as possible from my 1700 friends of my facebook account „Axel von Criegern“ to follow „art77blog“. This way I hope to make my life as artist, author and blogger more comfortable. One probably decisive item is the fact that during the COVID-19 shutdown my wife learned and accepted the seriousness of my blogging.

#Die Seite „Kunst und social media“ im Internet (Google) gibt nicht nur einen Überblick über die wissenschaftliche Diskussion dieses Themas, sondern auch Informationen zu Ausstellungen, Interviews mit Kuratorinnen und Kuratoren, Redakteurinnen und digital arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern. Sehr interessant“

Eine bewegte Geschichte (art77blog,Nr.193)

Axel von Criegern, Eine bewegte Geschichte, Aquarell, 41×30 cm, 2019 ©️AvC
Die Geschichte der Kunst nach der #französischen Revolution war ausgesprochen bewegt. Frei von den Zwängen und Vorgaben der feudalen und kirchlichen Auftraggeber ging es um neue Konzepte. Die #deutsche Romantik ( #Philipp Otto Runge!) spielte dabei eine wichtige Rolle. Die #Abstraktion um 1900 war dann die auch nach Außen sichtbare Autonomie der Kunst. Offen und beileibe nicht ausdiskutiert ist #die Frage der Inhalte und ihrer Vermittlung.
Nach einer längeren Zeit der Theorie-Arbeit suchte ich meine ‚Wahrheit‘ mit Hilfe eines Aquarells. Geübt locker entwickelten sich Zeichen -Knoten und Farben. Diesmal wollte ich aber dem Betrachter Hinweise zur „Lektüre“ des Bildes geben indem ich durch ‚Richtungs‘- Striche Bezüge herstellte. Demselben Zweck dienen die aus dem Comic vertrauten Zeichen für Bewegungen und die Schrift-Krizel. Sie vermitteln den Eindruck hörbarer Kommunikation in einer sehr ‚bewegten Geschichte‘.
Eine auslösende Funktion hatte für mich die Lektüre eines Aufsatzes von:
#Michael Lingner „ Text-Transformationen. Exemplarische Übergangsformen zwischen künstlerischem Schaffen und begrifflichem Denken.“ In: Eleonore Louis und Toni Stooss (Hg.) Die Sprache der Kunst. Die Beziehung von Bild und Text in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Katalog München, Frankfurt a.M. 1993/94. Buchausgabe Edition Cantz S. 101-118.

English Summary
The european art before the french revolution was bound to the feudal courts and the church. They determined form and content. After that the artists had to encorporate in a completely new way meanings and messages in their work. ( See the theoretic work of the german romantic painter Pilipp Otto Runge). A next step to autonomy was the coming up of abstract painting around 1900. But the result was an alienation of viewer and work. To communicate the ways of new meanings and concepts is a challenge for theoreticians, artists and art educators. In my picture I employed signs which are similar to that of comics.