Plädoyer für einen ästhetischen Radikalismus (art77blog,Nr. 191)

„Post-Text“ , Bleistift, ©️Axel von Criegern, 2019

Während ich an dieser Zeichnung arbeitete, lag neben mir eine Notiz zu #Ranga Yogeshvars These einer #„Post-Text“ -Gesellschaft und einem damit verbundenen Verschwinden der Diskurse. Daher der Titel. Da ich Kunst als eine Form von #Kommunikation verstehe, die selbst #„Texte“ produziert, sind solche Thesen schon eine Herausforderung. Zwar sehe ich die Gefährdung der Kunst durch Vermarktung und Pseudo- Theorien , bin aber zutiefst von ihrer „Unschuld“ überzeugt. Ihre Quellen sind noch nicht verunreinigt und nur partiell verschüttet. Sie liegen in jener Urzeit als #Schrift und Bild noch nicht getrennt waren. So hat gute Kunst immer auch etwas von einem gelungenen Text. Den „#fake news“ entsprechend mag es auch „#fake art“ geben, aber ich denke deren Einfluss auf den #ästhetischen „Diskurs“ ist als wesentlich geringer einzuschätzen. Dafür,dass das so bleibt, sorgt eine Art von #„Reinheitsgebot“ der Kunst, das sich auf diese Quellen beruft. In einer Zeit in der #alles gut, alles schön und jeder/jede ein Künstler ist, ist das sehr wichtig. Die künstlerische Sinnfrage und kontinuierliche Neuerfindung, um einen modischen Begriff zu verwenden, fordern neben Kreativität einen gewissen Purismus. Ich denke, dass die empfindlichen Reaktionen der jeweils Herrschenden auf solchen ästhetischen #„Fundamentalismus“ genügend über dessen Wirkkraft aussagen. Bekämpfung und Repression wie im Stalinismus (#„Proletkult“) und Nazi-Deutschland (#Bauhaus) sind dabei ebenso wirksam wie die Entschärfung und Neutralisierung als schickes Dekor.

English Summary
I plead for a radical fundamental esthetic base of art. The right now worldwide celebrated „Bauhaus“ was hated and opressed by the nazis for its democratic power. Today we deprive it of its effect through decorative „abuse“.

Fotografie: Immer noch eine #„illegitime Kunst“?(art77blog Nr 187)

Eingangsraum der Ausstellung „Ex Machina. Leonardo da Vincis Maschinen zwischen Kunst und Wissenschaft“ . Tübingen, Schloss Hohentübingen

Das für 150 Jahre brisante Thema #, Fotografie und Kunst‘ hat erheblich an Aktualität eingebüßt. Dafür stehen mehrere Gründe. 1. Die Messlatte für Kunst hängt seit #Warhol und #Beuys niedriger und 2. Seit dem Wirken der #Bechers an der Düsseldorfer Akademie konnte man die Kunst-Zugehörigkeit der Fotografie ständig wachsen sehen. Begleitend nahm der Aufwand an Zeit und und Technik zu. Bei #Thomas Demand gehen z.B. der Aufnahme große Modell-Arbeiten voraus und bei #Andreas Gursky werden mit Hilfe von Assistenten und aufwändiger Computer-Technik die Handy-Schnappschüsse des Meisters nachbearbeitet. Gerade solche Beispiele markieren den Abstand zum Reise-oder Familienfoto und letztlich auch den Kunstanspruch.

Eine private Erinnerung ist die i-Phone-Aufnahme, die ich im Eingangsbereich der Tübinger Leonardo-Ausstellung gemacht habe. Mich hat das vom Kurator #Ernst Seidl sicher beabsichtigte Aufeinandertreffen von Maschine, Devotionalien-Kitsch und Antike gereizt. Ich habe das als kurioses Magazin wahrgenommen und festgehalten. Ganz anders bei der „Miniatur“, die ich 2 Tage später begonnen habe. Ich habe 3 Tage an ihr gearbeitet: mit Bleistift-Linien begonnen und später dann Farbstifte verwendet. Bei der „Miniatur“ weiß ich, dass ich berufsbedingt mit Kunstanspruch gearbeitet habe. Im Falle des Fotos überhaupt nicht. Bestenfalls ging es darum den Witz, den ich in dem Arrangement sah, zu konservieren. Dennoch finde ich das Foto ansprechender als meine Zeichnung. Mit Kunst hat das nichts zu tun. Ein Erfolg der nur von ein paar Schlafstunden unterbrochenen täglichen #ästhetischen „Erziehung“ durch die Massenmedien ???

„Miniatur“, Farbstifte auf Schreibpapier,12,5 x 19,5 cm ©️AvC2019
# Pierre Bourdieu, Luc Boltanski u.a. „Eine illegitime Kunst. Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie.“ Frankfurt 1983 ( Paris 1965).
# Dies formuliere ich unter dem Eindruck eines von Ranga Yogeshwar im Rahmen der Mediendozentur 2019 an der Universität Tübingen gehaltenen Vortrags: „Mensch und Maschine- wer programmiert wen?“ (YouTube).

English Summary
The story of the photography begins 1840. The first chapter was a kind of orientation how far he new technique would substitute painting and drawing. The second chapter was focussed on the social impact of the photography specially as mass medium. The last chapter separates the Photo-Art from the daily photo-communication.