„Klang-Kopf“ (art77blog Nr. 226)

„Klang-Kopf“ Palisander,h. 20cm ©️Axel von Criegern 2020

Vor einer Stunde habe ich die mit Raspel und Schleifpapier die Arbeit an diesem unsäglich harten Stück beendet. Mit Orangenöl zog ich auch einen ästhetischen Schlussstrich. Die Tage davor galten der Umwandlung eines konventionellen Kopfes -eine von meinem Sohn ‚zwischengelagerte’ Jugendarbeit- zu einem Klangkörper. Meine Gestaltungsaufgabe hiess :den massiven Kopf in Richtung Klangkörper aushöhlen und Aussen-und Innenform in Richtung Klang abstimmen. Die Aushöhlung des Kopfes, die ich für den Klang als wichtig erachtete, weil die Masse beim Anschlag „taub“ blieb, war mühsam. Ein Schritt war die Nase in eine dünne Wand zu wandeln, die als dünner Rundstab die Augenhöhle kreuzt. Die Schädelkappe blieb abgesehen von der den ganzen Kopf senkrecht aushöhlenden Röhre massiv. Mund und Ohren waren Öffnungen zu dieser Mittel-Röhre. Plastisch bewegte ich mich dabei in der Nähe #Henry Moores jedenfalls was die Korrespondenz von Innen-und Aussenform angeht.
was nun mein zentrales Anliegen betrifft, der Skulptur zu einem differenzierten Klangkörper zu machen, stand ich aber ohne Schutzpatron allein in der Wüste. Die erzeugten Klänge blieben in ihrer geringen Bandbreite hinter meinen Erwartungen an die Kopfform zurück. Ich muss konzentriert an der Klangform arbeiten und kann von irgendeiner Gegenständlichkeit keine besonderen Klangentsprechungen erwarten. Auch ein Lernerfolg!

English Summary
My son left me an incredible hard piece of Palisander; a rough shaped head. I took it as a chance to test it for its sound qualities. Knocking at it sounded ‚deaf‘. So I carved a tube right through the middle of the block and tried to change nose, mouth, ears as parts of a kind of instrument. The result was not as harmonic as I had hoped. So lets go ahead. There is a big research job waiting!

Holz „modellieren“? (art77blog, Nr. 181)

Axel von Criegern „Figur“, Olive, 2018/19 (Ausschnitt)

Als mein italienischer Nachbar zusah, wie ich einer Skulptur aus #Olivenholz mit Raspeln zu Leibe rückte, meinte er mit dem Sachverstand des Schreiners , dass es jetzt ans Glätten („pulire“) ginge. Irgendetwas sträubte sich in mir. Natürlich gings ums Glätten, aber das würde sich nicht im Beseitigen rauher Stellen oder Unebenheiten erschöpfen. Die #künstlerische Arbeit beinhaltet auf dieser Stufe die Verfeinerung der einzelnen Formen bei konzentrierter Beachtung des Zusammenhangs. Bei #organischen Formen ist das eine Annäherung an das natürliche Wachstum. Die geforderte Einfühlung muss sich also auch auf das Ganze beziehen. Und dazu gehört beim Holz u.a. die #Maserung. Wenn ich bei dieser Arbeit von #„modellieren“ spreche, dann meine ich nicht die übliche Bedeutung von ein plastisches Material verformen, auch nicht Holzpaste. Vielmehr möchte ich damit Umsicht, Vorsicht und Einfühlung beim Abtragen eines härteren Materials beschreiben. Also eine #Metapher. Als Studenten wurde uns #Henry Moore (1898-1986)
als Vorbild für ein so behutsames Umgehen mit Material nahe gebracht. Bei ihm waren es immer wieder Knochen, die das Formrepertoire bestimmten; unabhängig davon, ob als Zeichnung, in Ton oder in Stein gehauen. Sicher kein Zufall, dass ich bei dieser Arbeit an ihn denken muss!

Modeling“ means more or less shaping soft materials. When I use modeling for rasping a wooden sculpture it is metaphoric. It includes polishing but also the sensible approach to the final form. As students we learned that Henry Moore ist a master and idol for this kind of organic sculpturing. And he sure is it until today!