So richtig weiß ich nicht mehr, wann mein Interesse an Büchern begann. Natürlich meine ich nicht die in Seiten gefassten Texte, sondern Bücher mit Charakter, mit schweren Ledereinbänden, handgeschrieben auf wunderbarem Bütten oder Pergament, mit Bildern und Schrift, einige Seiten wie Teppiche, andere wie Miniatur-Bühnen für biblische Dramen. Sie strahlen eine Konzentratin und meditative Kraft aus. die mich immer wieder berührt. Mit den gedruckten Büchern nach 1500 n.Chr. kam das, was wir heute landläufig als Texte bezeichnen, in die Bücher und mit ihnen eine erste Welle der Alphabetisierung. Diese Bücher zielten schon auf Verbreitung und wurden gehandelt. Aber sie waren noch geprägt von der Achtung, ja Ehrfurcht vor dem Wissen und zunehmend vom Auftrag zugleich zu belehren und zu unterhalten. Gut man mag sagen, dass das damals angesichts der kargen Medienlandschaft nahe lag und doch liegen hier die Grundsteine unseren heutigen Medienverständnisses. Ich denke, dass nicht nur für mich, sondern für viele kunstgeschichtlich Forschenden diese typografisch, bildlich , gestalterisch und inhaltlich zu einer Einheit verschmolzenen botanischen, medizinischen. moralischen, mythologischen, historischen, geografischen Bücher wahre Fundgruben sind. Im Akademie-Studium hatte ich das Privileg in die Klasse des als Hesse-Freund und-Illustrator bekannt gewordenen Gunter Böhmer aufgenommen zu werden. Für mich wurde die Buchgestaltung immer mehr zum köstlichen Nährboden der Spiellust. In jede Gestaltungsaufgabe fließen Erfahrungen und Phantasien zusammen und drängen zur ästhetischen Umsetzung. Ich begnüge mich hier mit zwei Beispielen. Das eine sind Initialen, die im Rahmen der sehr anspruchsvollen Gestaltung des Klett-Deutschbuches „Lesespiegel“ entstanden sind (1980 ff.). Das zweite Beispiel gehört zur Gattung „Künstlerbücher“ und entstand 1993.
Als Schlüssel zum Verständnis der Buchkunst in der Spätantike ,im Mittelalter und darüber hinaus ,hat mich ein Büchlein von Karl Clausberg sehr beeindruckt: Die Wiener Genesis. Eine Bilderbuchgeschichte. Frankfurt/Maiin 1984 (=“kunststück).
Und natürlich verweise ich auf mein Buch “ Vom Text zum Bild. Wege ästhetischer Bildung“. Weinheim 1996.