Die „Lücke“ (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.256)

Die Lücke , Acryl auf Bütten, 32x25cm, ©️2020

Viel mehr als das Bedürfnis mich künstlerisch selbst zu verwirklichen ,treibt mich die Frage# „Wie geht Kunst?“ um. Die Tätigkeit als# ‚Blogger‘ hat logischerweise die Bedeutung des Internets und der #elektronischen Information für die Kunst in mein Blickfeld gerückt. Bei der Lektüre des Buches von #Dirk Baecker „4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt.“ ( Merve Verlag 2018) stiess ich auf einen spannenden Punkt: Was macht der Rechner zwischen der Eingabe einer Information und der Ausgabe mit Lichtgeschwindigkeit?

Der Autor nennt als Modell die Kunst, genauer: „das Verhältnis einer ornamentalen Oberfläche zu einer dem Verständnis verschlossenen Tiefe in der Kunst.“ (S.19/20). Für mich ergab sich daraus dass das vertraute professionelle ‚Geheimnis‘ künstlerischer Prozesse erweitert wird um eine andere geheimnisvolle Dimension: „Was macht der Rechner mit meiner bildlichen Eingabe?“ Je mehr ich darüber nachdenke, umso schwieriger wird die Antwort. Kleine ‘Betriebsunfälle‘ waren für mich bisher Ärgernisse, aber nichts was meinen Argwohn geweckt hätte.

English Summary

As artists we are familiar with the secret and enigmatic way creating an art work. Employing the internet and its media for showing this work to a larger public (may) happen things I never thought about before.

Unverhofft:Martin von Tours (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.255)

Der Titel dieser Arbeit war nicht geplant, sondern ergab sich nach einer gestalterischen Entscheidung: Teile der vorbereiteten Alu-Platte sollten, wie meistens bei mir, nicht nur herausgeklappt werden, sondern herausgeschnitten und dann wieder eingebunden werden. Ich bemalte eine Partie links unten mit geometrischen Formen in Acrylfarbe. Eine durchgehende Geometrisierung lehnte ich ab und entschied mich für einen Kontrast mit einer schlanken, langgestreckten Silhouette. Allerdings sah ich danach keine Möglichkeit, beide Schwerpunkte zu verbinden. Also schnitt ich die geometrische Partie aus. Die Aufgabe diesen Teil wieder einzu-binden nahm ich wörtlich und band sie mit dünnem Draht an einen Vorsprung. Mit einer Art von „Satteldach“ stabilisierte ich darunter die frei hängende Fahne.
In dieser Phase tauchte, ohne dass ich dafür eine Erklärung habe, in meiner Vorstellung die Figur des Heiligen Martin, Bischof von Tours auf, mit dem ich mich vor Jahren sehr intensiv auseinandergesetzt und sogar einen #“Gänsebischof“, erfunden hatte. Die letzte Arbeitsphase war von der plastischen und malerischen Verbindung der beiden Kontrast-Partien bestimmt. Der arme Martin, der als erster Heiliger 419 n.Chr. eines natürlichen Todes gestorben war, wurde hier als Gans mit Blumenstrauß noch einmal verewigt.

English Summary

This painted aluminium-relief had got its name almost by chance.My real task was to espand a relief as spatially as possible. I cut out a rectangular piece of the metal sheet, which I had painted with bright acrylic colors in geometrical patterns before. Next I tied this ‚carpet‘ with thin metal wire up at a distance of 7cm using a kind of ‚roof‘. Instead of an allover geometrical design I created a strong contrast with a single, slender silhouette.
It was this silhouette that reminded me of Saint Martin of Tours, whom I had dedicated years before a comic book (The goose bisop of Tours), two shows with images and sculptures and an essay in another book.
The final task was to bring the contrasting parts cutting and designing together
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#art77blog Nr. 22 #art77blog.axel-von-criegern.de: Wie geht Kunst? edition cantz, 2019 # comic „Der Gänsebischof von Tours“,Tübingen o.J. # „Meine Bilder“, Wasmuth 2009,S.196-205

Wackelt die Kunstgeschichte? (art77blog.axel-von—criegern.de Nr.254)

„To break free from history…“ Collage, mixed media, ©️2020

Natürlich wackelt die Kunstgeschichte, sondern mein Verhältnis zu ihr. Fest steht, dass ich schon eine Weile einen Stillstand merke. Es ist 54 Jahre her, dass ich mit der #Dissertation über die #„Ikonografie der Fröhlichen Gesellschaften Jan Steens“ begonnen habe und 54 bis zur Abgabe. Und seitdem war dieser wunderbare niederländische Barockmaler ein Schwerpunkt meiner Arbeit . Zuerst in der Forschung, dann in der Lehre an Schule und Uni und zum Schluss der eigenen künstlerischen Arbeit. Jetzt hat meine #‚quixotische Phase‘ auch hier frech Fragen aufgeworfen. Davon spricht die obige Collage eines zerschnittenen Bildes von Jan Steen, mit dem ich mich sehr lange beschäftigt habe: # „Abfahrt von einem Wirtshaus.“ Die Methode # „Rekonstruktion, Dekonstruktion, Konstruktion“ habe ich aus der künstlerischen Arbeit auf der Grundlage der #Ikonologie entwickelt. Sie hat mich zwar nicht in eine Sackgasse geführt, bot mir aber keinen Fortschritt , lediglich Wiederholungen.Die allerdings unendlich. Insofern auch mein Vorschlag sie als #Forschungsmethode anzuwenden. Die Entdeckung des Wortes „#quitoxic“ hat bei mir allen Ernstes eine Unruhe ausgelöst, die jetzt durch die Lektüre des #Romans „Schwitters“ von Ulrike Draesner unterstützt wird. Dazu fällt mir das bekannte Wort „lunatic“ ein. Ein bisschen verstörend, ist aber irgendwie auch schön!

# Nachweis meiner Publikationen in : art77blog.axel-von-criegern.de. „Wie geht Kunst?“ edition cantz, 2019

English Summary

since I stumbled into my „quixotic period“ my approach to art history changed. It was no longer the treasure available to the art historian and artists as well. I actually had to get free from over fifty years mix of research and own artistic activities. But even if I don’t know how to go on -the (hi)story will continue.

Chaos ist heilsam!? (Art77blog.axel-von-criegern.de Nr.253)

„Komm ins Offene, Freund!“ Blechschnitt, Acryl, 50x35cm, ©️2020

Vorhin sagte mir mein Freund Wolfgang (#Buchhandlung „Don Quichotte“,Tübingen) , dass es von #Bert Brecht ein Zitat zur Notwendigkeit der Widersprüche für die Hoffnung gebe. Mein wiederholtes Jammern über meinen art77blog in Facebook hatte ihn daran erinnert. Allerdings hatte ich mir ausgehend vom Wort „quixotic“ (Nr.251) über #Edouard Glissants „Chaos“ der kreolisch-karbischen Kulturen (Nr.252) zur „Indexikalität“ der Gegenwartskunst ( #Diedrich Diederichsen: Körpertreffer Zur Ästhetik der nachpopulären Künste. Suhrkamp 2017) ein regelrechtes künstlerisches ‚Schleudertrauma‘ zugezogen. Ich musste ruhiger werden! Ein starkes künstlerisches Argument war der Zufallsfund eines kleinen Aquarells von #Julius Bissier von annähernd narkotischer Ruhe („23.August 1961“). Eine geradezu ‚geerdete‘ Unterstützung kam von meinem 20-jährigen Enkel Max, der sich zu meinen ‚bildhaften‘ Blecharbeiten bekannte. Uff! Nun konnte ich beschwingt meine aktuelle Arbeit zu Ende bringen. Gern nahm ich #Hölderlins, an seinen Freund #Neuffer gerichtete ermutigende Aufforderung auf: #„Komm ins Offene, Freund!“, die ich spontan auf dem Blech festgehalten hatte.

English Summary

I had imagined that doubts and contradictions caused by studying books and papers on art would be important for my artistic development. But that must not necessarily lead to a crisis! But this has happened during the last weeks. Maybe I had overdone, maybe that had to do with the weekly editing of art77blog. Anyhow, what I learned from this experience was to post more relaxed and flexible, less hectic. Let’s see whether it works !😉