Die Winzlinge/ the tiny ones (art77blog.axel-von-criegern. Nr.368)

Die Winzlinge, the tiny ones (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 368)

^ 

Miniatur-Schnitzerei (in Progress) Sandelholz ©️voncriegern2022

Das winzig-kleine übt auf den Menschen eine enorme Anziehungskraft aus. Zwerge wurden an den Höfen als Narren gehalten ((#Velasquez, Las Meninas;),waren beliebte Märchenfiguren (#Der Däumling, #Gullivers Reisen, #Alice im Wunderland), sorgen heute noch in Zirkus und Varieté für Unterhaltung) und sind Gegenstand zahlloser Kinderbücher (#Axel von Criegern, Tatort Tübingen. Die Abenteuer des Wachtmeister Glotz, Tübingen, Osiander Verlag, 1987). Jung- und  Kleintiere lösen beim Menschen ebenso wie bei Tieren selbst Brutverhaltens- Reflexe  aus.

Ein Stück Sandelholz, das ich von meinem Freund und Bogenbauer Michele Facchino bekam, verlockte mich zur Mini-Skulptur. Auch hier bin ich nicht der erste. Man denke nur an die japanischen #Netsuke, Elfenbeinschnitzereien und Schachfiguren. Für die Praktiker ist die Arbeit ohne speziellen Arbeitsplatz und Werkzeuge höchst attraktiv. Das kann man beim Warten im Auto oder neben dem abendlichen Fernsehen machen. Viel Spass!

Entfesseltes Theater(art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.367)

Eine schöne Überraschung bei einem Abendspaziergang! Auf dem dunklen Platz am Haagtor in Tübingen leuchtet eine Bude magisch. Ich nähere mich entspannt und gespannt von hinten einer Gruppe von Menschen, die davor sitzen und stehen. In einem geöffneten Imbisswagen „geht die Post ab“. In einem silbern blitzenden Küchen-Labor brüllen, kreischen, hauen und balgen sich zwei wild kostümierte Spielerinnen nach Art des Kasperltheaters. Zuschauer mischten sich ein und wurden in das Spiel mit einbezogen. Die Akteurinnen tauchten hinter der Theke ab und in neuen Kostümen wieder auf, entwickelten ein Feuerwerk an Flüstern, Raunen, Gebrüll, Gesang , Mimik, Akrobatik. Wie beim guten Straßentheater schien der Inhalt dahinter zurückzustehen. Aber das war wohl zu schnell geurteilt. Die dramatischen, burlesken Szenen entwickelten sich um das ewige Thema des Geschlechterkampfes, beginnend mit Zeus und Hera bis zum Testeron-Getöse eines Donald Trump. Ich meinte in den rasch wechselnden Passagen Elemente des Kasperltheaters, der Commedia dell‘ arte, Jahrmarkts-Bühnen, von Molieres Schelmenstücken, bis zum Straßentheater Dario Fo‘s zu erkennen. Man genießt die Überschreitung aller Konventionen, die Entfesselung des Klamauks, das ‚Ordinäre‘. Leider war das die letzte Aufführung!!! Lächelnd und beschwingt ging ich nach Hause und verzichtete sogar auf die Theatersuppe. Wo ich doch ein echter Suppen-Kaspar bin!

“Pandoras Kitchen oder was ist wirklich in der Büchse?“ Das Thema ist wohl von einer Gruppe um Anja Müller, die auch für Ausstattung, Kostüme und Bühnenbild verantwortlich zeichnet, entwickelt worden. Gespielt haben Elke Falk (Stuttgart) und Helen Schumann(Berlin) Www.figurenkombinat.net

Mir war bisher beim Thema „Figurentheater“ in Tübingen nur der seit Jahrzehnten erfolgreiche Frank Söhnle bekannt. Jetzt bilde sich um Anja Müller offensichtlich ein neuer, junger  Cluster. A la bonne heure!

„Ich will das doch gar nicht ordnen!!!“ (art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.366)

Mobile Fischräucherei.   Donatello (1386-1466) „Spiritelli“.

Leila Hekmat (geb. 1981 in Los Angeles) „Female Remedy“

Ich will das doch gar nicht ordnen!!!“(AvC)

Das habe ich heute früh, an unserem 4. Berlin-Tag, zu einer Skizze notiert. Diese Notiz ist mein ´Friedensangebot an Berlin: Geburtsort eines Neu-Schwaben. Natürlich war ich in den 83 Lebensjahren wiederholt beruflich in Berlin, das erste Mal 1971, als ich zum „Vorsingen“  an der HdK eingeladen war. Es war auch das erste Mal dass ich „in die Luft ging“. Unvergessen der Landeanflug über graue Mietskasernen, so nah über Dächern, dass man in die Zimmer sehen konnte.

Die  Notiz entstand in einem völlig anderen Berlin: Sonnig hell, quirlendes Leben, eine unglaubliche kulturelle Mischung, Weltstadt. Hier lebt eine Tochter mit ihrem Mann und eines der Enkelkinder. Also wieder in neuem Sinne „home“. A propos englisch. Das ist wohl die verbindliche Sprache in Berlin. Für einen alten Mann bewegen sich die meisten Menschen hier in einem schwer näher zu bestimmenden „jungendlichen“ Alter zwischen 18 und 70 Jahren.

Ich verstehe mich als Menschenfreund und muss mich sozial orientieren. Und das fiel mir in den vergangenen Tagen schwer. Die Leute passten nicht in meine Raster. Ich fühlte mich fremd. Natürlich war die sehr interessant konzipierte und umgesetzte Donatello-Ausstellung mit dem aufdringlich-dreisten Titel: „Donatello. Erfinder der Renaissance“ extra Klasse. Das gilt letztlich auch für den Ausflug zum „Haus am Waldsee“ mit einer Installation der in LA geborenen Künstlerin Leila Hekmat „Female Remedy“ über drei Stockwerke. Natürlich war das Gewimmel von Leuten, die sich in dem größenwahnsinnigen Regierungsviertel verloren und natürlich auch die heimeligen Abende in netten Kneipen mit Familie und gut gelaunten Leuten „normal“, aber zusammen bekam ich das alles nicht auf die Reihe. Bis eben der Groschen fiel und ich akzeptierte, dass es eben so ist und ich nicht isoliert werden sollte, sondern dass ich weder einen Anspruch noch die Möglichkeiten habe, dieses „soziale Gebilde Berlin“ zu ‚ordnen‘. Seitdem fühle ich mich wohl- und offensichtlich verlangt niemand von mir etwas, als eben dieses!

Donatello. Erfinder der Renaissance.“2.9.2002 bis 8.1.2023 Gemäldegalerie Kulturforum, Berlin.

Leila Hekmat: „Female Remedy“.15.09.22 bis 08.01.23  „Haus am „Waldsee“, Berlin