„Ästhetische Bildung “ -sagt sich so einfach!(art77blog,Nr.192)

Iris Laner und Markus Rieger-Ladich im Gespräch (24.Juni 2019 in der Buchhandlung Don Quichotte in Tübingen)

Es war noch heiß und so richtig Lust auf Akademisches hatte ich nicht. Das Thema klang schrecklich akademisch und sollte es, wie sich zeigte, auch sein. Es wäre gut gewesen, ich hätte das vorgestellte Buch vorher gelesen. Denn ein seltenes Paradox war hier der Fall: die Autorin #Iris Laner schreibt viel flüssiger als das Gespräch mit dem Tübinger Erziehungswissenschaftler #Rieger-Ladich erwarten ließ. Der Akzent des Gesprächs lag auf exakten Begriffen,Forschungsgeschichte und aktuellen Forschungs-Positionen. Da passte mein aktuelles Thema # „Wie geht Kunst?“ nicht so super rein. Aber gerade darum war es für mich ein aufregender Abend. Und das galt erst recht für die nachfolgende Auseinandersetzung : Meine Skizze der beiden auf dem Sofa habe ich farbig überarbeitet. Ich dachte dabei an eine Comic-Szene. Warum weiß ich beim besten Willen nicht. Beim Blättern in einem anderen Skizzenbuch stiess ich dann auch prompt auf ein Comic-Fragment, das auf ein Erlebnis im Zusammenhang mit einem Flug zurückgeht. Auch das habe ich dann farbig bearbeitet, was wiederum auf die Ausgestaltung der Gesprächs-Skizze zurückwirkte. Von Logik und Systematik war dabei nichts zu spüren. Der Gedanken-Wirbel des Abends schlug sich in meiner Lust am Comic nieder. Um darin eine Logik oder überhaupt einen Sinn zu sehen, bedürfte es meinerseits noch erheblichen Nachdenkens.
#Wie geht Kunst? Ist der Titel eines Buches, das aus dem art77blog entstanden ist und demnächst in der edition cantz erscheint
# Laner, Iris: Ästhetische Bildung.Zur Einführung. Junius-Verlag, 2018
#Rieger-Ladich, Markus: Bildungstheorien.Zur Einführung, Junius-Verlag, 2018

English Summary
The presentation of a book about Aesthetic Education (Author: Iris Laner) brought me back to the basic question of this art77blog „ Wie geht Kunst?“ (How is art?) In the moment is it impossible for me to understand why my reaction as an artist to this academic discussion was a kind of comic.

Plädoyer für einen ästhetischen Radikalismus (art77blog,Nr. 191)

„Post-Text“ , Bleistift, ©️Axel von Criegern, 2019

Während ich an dieser Zeichnung arbeitete, lag neben mir eine Notiz zu #Ranga Yogeshvars These einer #„Post-Text“ -Gesellschaft und einem damit verbundenen Verschwinden der Diskurse. Daher der Titel. Da ich Kunst als eine Form von #Kommunikation verstehe, die selbst #„Texte“ produziert, sind solche Thesen schon eine Herausforderung. Zwar sehe ich die Gefährdung der Kunst durch Vermarktung und Pseudo- Theorien , bin aber zutiefst von ihrer „Unschuld“ überzeugt. Ihre Quellen sind noch nicht verunreinigt und nur partiell verschüttet. Sie liegen in jener Urzeit als #Schrift und Bild noch nicht getrennt waren. So hat gute Kunst immer auch etwas von einem gelungenen Text. Den „#fake news“ entsprechend mag es auch „#fake art“ geben, aber ich denke deren Einfluss auf den #ästhetischen „Diskurs“ ist als wesentlich geringer einzuschätzen. Dafür,dass das so bleibt, sorgt eine Art von #„Reinheitsgebot“ der Kunst, das sich auf diese Quellen beruft. In einer Zeit in der #alles gut, alles schön und jeder/jede ein Künstler ist, ist das sehr wichtig. Die künstlerische Sinnfrage und kontinuierliche Neuerfindung, um einen modischen Begriff zu verwenden, fordern neben Kreativität einen gewissen Purismus. Ich denke, dass die empfindlichen Reaktionen der jeweils Herrschenden auf solchen ästhetischen #„Fundamentalismus“ genügend über dessen Wirkkraft aussagen. Bekämpfung und Repression wie im Stalinismus (#„Proletkult“) und Nazi-Deutschland (#Bauhaus) sind dabei ebenso wirksam wie die Entschärfung und Neutralisierung als schickes Dekor.

English Summary
I plead for a radical fundamental esthetic base of art. The right now worldwide celebrated „Bauhaus“ was hated and opressed by the nazis for its democratic power. Today we deprive it of its effect through decorative „abuse“.

Verwirrend transparent (art77blog.Nr.190)

„Vexierbild“, Fotografie ©️2019
Das ist ein „unbehandeltes“ Foto meiner iPhone-Kamera. Zu sehen ist eine verglaste Atelier-Tür. Die Bilder sind im Atelier, also hinter dem Glas. Davor sitzen drei Männer an einem Tisch. Sie werden im
Glas ebenso gespiegelt wie die Bäume und die Landschaft dahinter. Ich sitze ganz links und habe die Aufnahme während des Gesprächs mit den beiden jüngeren Kollegen gemacht. Warum ich sie gemacht habe? Erstens weil ich das #„Vexieren“, das Verstecken, Verwirren und „An der Nase herumführen“ spannend finde und zweitens weil mich die zusammengeklappte Vielschichtigkeit und Transparenz in diesem Moment besonders angesprochen hat. Die Sache mit dem Vexieren ist eine in der Kunst-und Kulturgeschichte zurück zu verfolgende Unterhaltung; Transparenz, einschließlich Spiegelungen, faszinieren als erlebte Transzendenz unserer Alltagswahrnehmung. Als ein frühes Beispiel denke ich an den kleinen Konvex-Spiegel auf der #„Arnolfini-Hochzeit“ von #Jan van Eyck. Dass diese „Transzendenz“ sehr wohl verwirren kann, ist ein Nebeneffekt der Fotografie, der u.a. längst zu jeder Form der #Manipulation eingesetzt wird.

English Summary
Confusion and Transparency .

When I talked with my son and a nephew in the garden right in front of the studio I noticed a strange „picture“ in the large glass door. We were reflected sitting in the green garden with a tree covered hill in the background. One could see some of my paintings inside the studio. My iPhone-shot was a true picture puzzle based on our limited perception and the reflections in the glass door.

„Metakunst“ (art77blog Nr.189)

Jan Steen und ich ( geht so malen?)©️2019

Als ich neulich das Wort „#Metakunst“ las, meinte ich, dass dieses Wort eigentlich gut beschreibt was mich interessiert und was ich mache. Natürlich stimmte das beim genaueren Studium nicht mehr so hundert-prozentig, dennoch sehe ich da schon meine künstlerische „Heimat“. Das betrifft natürlich meinen ‚alten‘ Freund Jan Steen (1626-1679), dessen Werk ich künstlerisch „aufgemischt“ habe, aber auch meinen Versuch in diesem blog künstlerische Fragen, die nicht nur mich betreffen, mit eigenen Worten und Bildern darzustellen. Bei alldem ging es mir aber nicht um meinen eigenen künstlerischen Zugewinn, sondern um Aufklärung, um die Lust am Fragen: „Wie geht Kunst?“ Das ist keine Schutzbehauptung um schwächere künstlerische Leistungen zu rechtfertigen, sondern um eine Abgrenzung von den großartigen Werken der eigentlichen Metakunst einer Ulrike Rosenbach, Andy Warhol, Timm Ulrich, Brigitte Maria Mayer, Cindy Sherman oder den Filmen von Peter Greenaway u.a.

Lit.

Stoichita, V.I. Das selbstbewusste Bild- Vom Ursprung der Metamalerei, 1998 (franz. 1993)

Zuschlag, Christoph: „Vom Kunstzitat zur Metakunst- Kunst über Kunst im 20. Jahrhundert.“ In E. Mai, K. Wettengl (Hg.) Wettstreit der Künste. Malerei und Skulpturen von Dürer bis Daumier. Katalog München 2002. S. 171-189.

Hans Belting, Siegfried Goht (Hg.) Die Frage nach dem Kunstwerk unter den heutigen Bildern. Karlsruhe 1996

English Summary

Metapainting“ refers to the Renaissance-art after its turn off from the predominant clerical duties. The art itself became the major issue (Lit:Stoichita: Metapainting). „Meta-art“ means a particular art after 1960 , when artists employed historical art works for their own art (Lit.:Zuschlag). First I thought this is what I do. But than I realized a major difference. My concept is not to create from the Jan Steen- Studies new art works but to enlighten about the works of this 17th century artist with support of my own artistic interventions.