„My Graphic Novel“: Leda aktuell! (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.274)

„Leda aktuell“ ,Zeichnung, Collage; ©️von criegern 2021

Leda hat mich voll erwischt! Das Material habe ich über Jahre zusammengetragen und wollte es nun für die Seite 12 meiner speziellen Graphic Novel verwenden. Das hat mich die ganze Woche beschäftigt. Jetzt erst wurde mir richtig klar, dass die Novel aktuell sein muss, aktuelle Denk-und Arbeitsspuren zeigen muss. Wen interessiert schon, dass ich vor Jahren Material zusammengetragen und gezeichnet habe um den Niedergang der Mythen und den „Missbrauch“ durch Werbung zu belegen. Das hat heute nur noch historische Bedeutung. Kultur-und Gesellschaftskritik standen für das Ende der alten Aufklärung. Heute steht eine lebhafte Teilnahme an der Diversität, am multikulturellen, multimedialen „Events“, Skandalen und Meinungsstürmen im Zentrum. Erst vorgestern Abend machte mir „YouTube“ klar, dass ein antiker Mythos Material für „Soaps“ mit seriösem Anstrich sein kann.. Unter „Greek Mythologyy“ fand ich auch Leda. Die gnadenlose Verkitschung im Poesie-Alben Stil (s. Screen-Shot) lässt Teenager-Träume wahr werden. Eine Influencerin mit dünnen lila Haaren(„My Name is Leda“) gab mir den Rest. Ich zeichne und schreibe keinen kulturkritischen -Essay, sondern sondern ringe um aufklärende und ästhetische Unterhaltung. Und da zählt ein hellenistisches Relief (heute!) weniger als unsägliche Sahnebildchen aus der Öldruck-Zeit! Wie weit nun meine einseitige Kurzfassung das leisten kann, weiß ich nicht. Möglicherweise sehnt man sich doch rasch nach Ledas Rosen-Bett und dem possierlichen Schwan…

Englisch Summary

Another crisis, stormy weather for „My Graphic Novel“. Over years I have compiled images of the ancient greek myth of Leda and Zeus,i.e. the swan. Layouting the pictures chronological has no „Novel-quality“, is not entertaining. So I worked hard and created a blend of arthistorical images and unbelievable „Kitsch“ as we know it from girls albums from grandmother times. I got those from YouTube „Greek Mythology“ !!

„My Graphic Novel“: Bestandsaufnahme nach 10 Seiten (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 273)

Der Vorteil meines wöchentlichen blogs liegt darin, dass ich immer eine verlässliche Periode habe um die Weiterarbeit zu überdenken und den nächsten Schritt zu machen. So sind nach meinem heutigen Verständnis die ersten 9 Seiten eine Reaktion auf #Yuval Hararis Buch ‚Eine kurze Geschichte der Menschheit‘ und die von ihm unterstützte #Graphic Novel ‚Sapiens‘. Bei den Überlegungen wie denn meine Graphic Novel aussehen könnte, wurde ich auf meine grafischen Erzähler- Qualifikationen gestoßen. Die liegen (wenn überhaupt) im weiteren BildBereich. Also ging es darum, sie näher zu bestimmen. Eine spannende Erfahrung!! Ich denke, dass die „Urschlamm“ -Versuche noch viel mehr hergeben würden, aber das greift mir im Moment zu kurz. Schließlich ist meine größte Resource die Kunstgeschichte in Form ikonologischer Forschung, didaktischer und eigener künstlerischer Praxis. Schon beim Versuch einer Auflistung wurde allerdings erkennbar, dass das auf eine konventionelle Werkbiografie hinauslaufen würde. Nächster Ansatz: nur wenn es gelingt, diese Erfahrungen zu verallgemeinern und mit treffenden Beispielen zu belegen, kann man damit etwas anfangen.

Bei dem Versuch zu verallgemeinern und mit Beispielen zu belegen, kam ich zu diesem Konzept: 1. „Urschlamm“ (Beispiel art77blog Nr 272)
1.1. „Vom Urschlamm zu Bildzeichen“ Nr. 273, heute)
2. Kunstgeschichte
2.1. trivial, alltagstaugliche Bildgeschichte. ( Eine Fotoreportage im „Stern“)
2.2. Forschungshintergrund, werkzentriert (Jan Steen, Fröhliche Gartengesellschaft, Metropolitan Museum, New York).
3. „Open End“
3.1. Variationen, Assoziationen
3.2. große Bildkomplexe, Bildprogramme ( Beispiele aus meiner „Tuwologie“).

Das klingt nun viel gefestigter und abgeschlossener als es sein kann!
Viele materiale, stilistische, mediale, technische, thematische Überschneidungen und Varianten sind vorstellbar!
Eine erste Kostprobe ist die Montage aus sehr unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit kunstgeschichtlichen Vorgaben. Heute nennt man das missverständlich „Ikonen“.

Ob das nun für eine „Novel“, eine Geschichte oder Erzählung, ausreicht, weiss ich (noch) nicht. Jetzt muss erst einmal ‚in die Hände gespuckt werden‘😉!

English Summary
If you remember I started my thinking of a new type of Graphic Novel with a critical look at Hararis ‚Graphic Novel‘ „Sapiens“. As ‚graphic author‘ I had to think about my artistic base and experiences I could rely on. .

1. I love all kind of puzzle images.
2.Art history in a various, wide spread use between popular commercials, illustrations and research.
3. I have some experiences with practical iconology and exploiting a single subject in almost endless variations (‚open end‘).

But how to go on? Take this alteady for a content or method and tools for something else. Seriously I don’t have an idea. I start with presenting the various possibilities and hope that inspiration will grow.

„My Graphic Novel“, Chapter 4,page1: „Urschlamm“ (art77blog.Nr.272)

Bemerkung zum Konzept „My Graphic Novel“:

Als ich meinem Erziehungswissenschaftler-Freund Ludwig Liegle am Telefon erzählte, dass ich mich als Nächstes in meinem grafischen Roman als grafischer Autor selbst vorstellen wollte, murmelte er „also eine Art Autografie“. An diesem wunderbar treffenden Wort kam mir etwas nicht geheuer vor. Es heißt tatsächlich etwas ganz anderes als wir beide darunter verstanden hatten (verstehen wollten), nämlich das lithografische Umdrucken mit Papier. Ich konnte aber die Analogie zu Monographie nicht vergessen. Also: „Attempto!“ wie man in Tübingen sagt.

Alle bildnerischen Bereiche, in denen ich aktiv war und bin, habe ich auf 3 Themen reduziert:

  1. Vorgefundenes, Zufallsfunde, Naturstudien grafisch deuten. Stichwort „Urschlamm“ (#art77blog, Nr. 271 -vergangene Woche)
  2. Den Hang zur Gesamt- Gestaltung . Ein Beispiel ist eine ´Tuwo` genannte Figur, die ich seit über 50 Jahren begleite. Stichwort: „Tuwologie“.
  3. Beobachten und studieren des Weiterlebens der Kunstgeschichte in der aktuellen Bildkultur. Stichwort: #„Ikonologie“.

Dabei bleibe ich dem „Autografischen“ soweit treu, als ich durchgängig mit eigenen, grafischen Annäherungen arbeite.

Bei der Arbeit am obigen „Urschlamm“-Blatt drängte sich mir immer wieder der Begriff „#Vexierbild“ auf. Ich zeichnete drauf los und beobachtete wie völlig ungeplante Figuren, Gegenstände, Szenen u.a.m. aus dem grafischen „Nebel“ auftauchten. Da lag die Frage nicht zu weit entfernt, ob nicht alle unsere Bilder Niederschläge eines unendlichen kosmischen, göttlichen Vexierbild sind? Das würde allerdings unsere Vorstellungen von Realismus, Naturalismus, Mimesis, Ästhetik ins Wanken bringen. Das ist kein beruhigender Gedanke. Aber schließlich heißt „Vexierbild“ wörtlich Ärger-Bild, weil es unsere Gewohnheiten irritieren will.

Englisch Summary

I thought it would be fair to introduce myself as author of a pure „Graphic“ Novel with my basic techniques and subjects. I compiled 3 bundles. The First is based on look and studies of any kind of coincidences. The second has to do with my holistic approach, the total work of art. And the third one is a very personal interpretation of „iconology“. Working on the todays drawing I digressed again and again to Picture Puzzles. Finally I decided that watching coincidences causes very often confusion.

My Graphic Novel: Woher kommen die Bilder? (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.271)

Motive aus dem „Urschlamm“. Tusche laviert, Grafit, Finemarker. 2021

Die Frage nach der Herkunft der Bilder ist modern. Über Jahrtausende liess die im weitesten Sinne kultische Anbindung der Bilder diese Frage nicht aufkommen. Voraussetzung war die Säkularisierung des Bildes, das es zum ersten Mal jedem anderen Gegenstand wissenschaftlichen Interesses gleichstellte (#Hans Belting). Für die Künstler*innen bedeutete das, dass sie die neuen Bilder erst erfinden mussten und müssen. Diese Vorstellung einer „schöpferischen“ Leistung ist für mich persönlich wichtig. Sie trifft auf alltagstaugliche Aussagen, wie die, dass wir nur sehen, was wir wissen oder kennen(#Goethe). Das mag banal klingen, spielt aber bei meinen Überlegungen zu einer grafisch konzipierten Geschichte eine wichtige Rolle. Schließlich ist man in diesem Fall Autor und sollte sich sehr wohl über seine Ressourcen Klarheit verschaffen.

Ich bin so eingestiegen, wie wir es vom neugierigen Blick auf beliebige bedeutungslose Oberflächen-Muster kennen, in denen wir Fabelwesen, Gestalten, Gegenstände erkennen. Mit verdünnter schwarzer Tusche, Spuren von Lappen und Gittern, gewischt und gepunktet, entstand ein ungeordnetes Muster. Und wie unser suchender Blick über solche Muster streift, ließ ich einen Grafitstift über das Papier streifen und tastete mich an etwas auffallende Kanten oder Punkte heran. Mi einem o,2 mm Fineliner, setzte ich dann Akzente.

Dieser Prozess lässt sich tatsächlich mit dem oben beschriebenen Suchspiel vergleichen. Allerdings nahm ich das Spiel insofern sehr ernst, als sich bei mir immer mehr die Vorstellung festigt, dass alle, historische und aktuelle Bilder, letztlich aus einem „Urschlamm“ kommen. Phantasie, Ideologien, wissenschaftlicher Fortschritt, Befindlichkeiten, Kultur- und Umwelteinflüsse, Verwendung und handwerkliches Geschick u.v.a.m. bestimmen die Qualität der Produkte. Natürlich unterliegt auch diese Überzeugung Voraussetzungen. Bei mir waren das Untersuchungen zum Verhältnis von Bild und Sprache, mein Studienschwerpunkt Grafik und Illustration, die bildhauerische Beeinflussung durch den Vater und nicht zuletzt mein Kunstgeschichts-Studium mit dem Schwerpunkt Ikonologie als Methode und Barock als Zeit. Dazu kam die spannende Diskussion der Frankfurter Schule mit dem besonderen Interesse an der Alltags-Ästhetik. Ein Merkmal der Ikonologie ist die Bereitschaft nicht nur die Literatur, sondern alle kulturellen Einflüsse auf die Bildentstehung in Erwägung zu ziehen. Und letztlich muss ich auch meine langen Lehr-Erfahrungen mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Herkunft nennen. Meine Annahme ist also dieser diffuse Hintergrund, aus dem Vorstellungen und Bildwerke entstehen.

Ich denke, dass auch im frühen Stadium der Erarbeitung der ersten Seite dieses Kapitels bereits erkennbar wird, was noch zum „Bild“ fehlt. Mir ist jedenfalls schon klar, dass ich gliedern, rhythmisieren und den gleichmäßigen Fluss unterbrechen muss.

Englisch Summary

After the first three chapters of my Graphic Novel, I realized a gap, an abyss without knowing how to continue. After a while I thought about the job of a writer. She or he has to be aware of her or his basic qualities . So I started to think as a `graphic writer`. In a first step I got to clear my imagination of an undefined hazy ground as base of all existing images. From this „Primal Mud“ start all art activities. The challenge for the following pages will be to cheque more specific and personal chances and decisions.

+Hans Belting hat mehrere Bücher zur Kulturgeschichte des Bildes verfasst. #vergl. Ähnliche Beiträge in art77blog.axel-von-criegern.de: Wie geht Kunst? 2019 #Graphic Novel, #Ikonologie #Frankfurter Schule