Gequetschtes Aluminiumblech (vor chinesischem Messingteller), 2012
Aufgeschnittene Palette ( Zinkblech und Lack , Acrylglas), 2012
Einem Zufall verdanke ich diesen blog(1) , einem weiteren Zufall verdanke ich es, dass ich jetzt besser verstehe, warum ich den blog schreibe und warum ich das selbst so spannend finde.
Soziale Komponente
Ein Kollege erzählte mir vorgestern, dass er neben seinen eigentlichen Themen jährlich ein Projekt plane und durchführe, häufig unter Einbindung weiterer Künstlerinnen und Künstler und dies als Öffnung und soziale Erweiterung seiner Arbeit sieht. Plötzlich sah ich meinen blog als eine soche soziale Öffnung. Zwar kenne ich nur einige der Freunde und ‚follower‘ persönlich, denke aber, wenn ich schreibe und Bilder zusammenstelle, an viele interessierte Menschen mit ähnlichen oder aber auch abweichenden Erfahrungen.
Kontingenz
Damit wäre aber noch nicht geklärt, warum ich ohne Konzept Themen aneinanderreihe; Themen die mir ein- und zufallen. Bei der Lektüre eines frisch erschienenen Buches meines Freundes, des Erziehungswissenschaftlers Ludwig Liegle über eine Beziehungspädagogik stieß ich auf eine Passage über die Bedeutung der Kontingenz, letztlich des Zufalls, für die Entwicklung der Identität(2). Im Engeren geht es um Erfahrungslernen aus zufälligen, nicht zusammenhängenden Anlässen. Die Themenreihung in meinem blog kann man samt Anlässen, Orten, Zeiten, Personen, Intentionen als kontingent bezeichnen.
Spiel
Von hier öffnet sich (mir) ein Verstehensfenster zu meinem durchgängig spielerischen Kunst- und letztlich Weltumgang. Peter Prange schrieb dazu: „Ein gelehrtes Spielkind der Kunst, das für sich selber zeichnend und malend die eigene Tradition entdeckt und damit gleichzeitig für andere neue Türen zur Kunstgeschichte öffnet.“(3) Wolfgang Urban notierte anlässlich eines Atelierbesuchs seine Beobachtungen “ …von der Erfahrung des Ateliers als einer Werkstatt des Spiels, einer Hingabe an das Spiel, an das spielerische ‚ Arbeiten ‚ mitsamt den damit gegebenen Zufällen.“(4)
Blog und Identität
Aus all dem folgere ich: der blog zwingt mich zu kontinuierlichem Lernen und verhilft mir zu einer sich permanent weiterentwickelnden Identität. Er knüpft zwar an meine Jahrzehnte Berufserfahrung als Kunstpädagoge, Theoretiker und Künstler an, jetzt aber unter der geänderten Bedingung nicht mehr auf normative Bedingungen schielen zu müssen. Die Regeln bestimme ich und eventuell Leser und eben der Zufall. Ein neues, super spannendes Spiel, aber eben auch „spielerisches Arbeiten „.
1) Vergl. Art77blog. axel-von-criegern.de Sept.2016: How does this happen to write a blog at 77?
2) Ludwig Liegle, Beziehungspädagogik. Erziehung, Lehre und Lernen als Erziehungspraxis. Stuttgart (Kohlhammer), 2017, S. 204 f.
3) Axel von Criegern, Meine Bilder. Tübingen (Wasmuth), 2009.Vorwort von Peter Prange.
4) Der freundschaftlichen Beziehung zum langjährigen Direktor des Museums der Diözese Rottenburg/Stuttgart und Verfasser zahlreicher Bücher und Aufsätze, Prof. Wolfgang Urban, verdanke ich viele Anregungen.
Zufälliger Abdruck von Zeichentusche, 1995