Wenn man sich mit Fragen der “Wahrnehmung” beschäftigt (#art77blog Nr.403), stößt man mit Platons “Höhlengleichnis” auf ein hinreißendes , frühes Beispiel. (4..Jh. n.C.). Klar, dass mir dieser zarte Schatten sofort in die Augen sprang. Es ist der Schatten einer Gruppe von Kakteen, die vor einem Atelierfenster steht und von der Nachmittags-Sonne auf einen zarten Vorhang geworfen wird. Vollends “platonisch” wird es, wenn man hinter diesem Schatten eine helle Zeichnung auf dem Vorhang entdeckt. Handelt es sich gar nicht um Kakteen, sondern um menschliche Figuren, die einen Kakteen-artigen Schatten werfen? Wie sagte der Meister trocken? : “ICH WEIß, DASS ICH NICHTS WEISS.”
Autor: art77blog
Wahrnehmung statt Bild der Welt (art.77blog.de.axel-von-criegern.de .Nr.403)
Die Titel dieser #Bildreihe verweisen auf schwierige Denkwege. Im Zentrum steht die Bilderwelt, wie sie #John Berger entfaltet hat , eben die Welt der Bilder. Das ist nicht nur die in der Kunstgeschichte repräsentierte Bilderwelt, sondern weit darüber hinaus alle technischen, wissenschaftlichen, fiktiven, werblichen, medialen, ruhenden und bewegten Bilder. So sehr wir uns Mühe geben ,bewegen wir uns dabei im traditionellen Kanon der darstellenden, abbildenden Bilder. Nur ein Beispiel: Unabhängig davon, was wir darstelle wollen, ist die Perspektive des 15. Jahrhunderts auch heute noch das Modell der Raumillusion. Was mich unzufrieden lässt, ist die unterdrückende Bedeutung dieser Vorstellung und Sprache. Wäre es nicht sinnvoller neue Darstellungsweisen zu “generieren”, als sich im Protest oder gar Revolution der alten zu üben? Für mich ist es wichtig, das Machen ins Zentrum der Theorie zu stellen. Meine kläglich scheiternden Versuche Sprache und Bild als e i n Medium zu verstehen, weisen auf das Fehlen eines überzeugenden Zugriffs. Zum Glück gibt es aber den Optimismus und immer wieder aufflammenden Mut und nicht zuletzt das freche “Let’s do it!”
#John Berger ,Ways Of Seeing, 1972
#Art77blog Nr. 400 “Immer wieder Text”
#Art77blog 401“Wahr-Nehrung”
#Art77blog 402 “Wahr-Zeichen”
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“Wahr-Zeichen” (art77blog.axel-von-criegern.de.Nr.402)
“Wahr-Zeichen” (v.criegern 2023)
Hier wird ganz deutlich, dass es sich bei der Serie mit -“wahr”-Wörtern, nicht um Illustrationen handelt. Der Trennstrich zwischen “Wahr” und “zeichen” verweist auf die Spur ausgehend von “Wahrnehmung” weitere Wörter mit “wahr” aufzuspüren. Dabei wird die Autonomie des Systems “Bildzeichen” dem der Schriftzeichen gegenübergestellt. Beide werden auf dieser Seite durch die Buntfarben verbunden.Auch diese legen sich als System “bunt” darüber. Das soll aber hier nicht erörtert werden. Die beiden großen Systeme Schriftzeichen und Bildzeichen bilden in der Sinnlosigkeit ihrer Begegnung ein Meta-system. Wir spüren den Zwang zur Auflösung bei der Reaktion auf den Schriftbogen indem wir ein figürliches Motiv wie einen Ziehharmonika-Spieler als Rahmen verwenden und auch als solchen herauslesen. Der Reiz des Meta-Systems geht im wesentlichen von der Autonomie der einzelnen Systeme aus. Im Zusammenhang der Systeme macht sich dieAutonomie als Unsinn und Widerspruch bemerkbar. Umgekehrt verweist es auf den Zwang zum Sinn, Stimmigkeit, Ordnung und Strukturen.Hier ende ich für #heute; wird es mir doch zu kompliziert. Nicht umsonst fordert der harmlose Spruch—“have fun!” zur Entspannung auf.
# s. art77blog, Nr. 401
Wahr-Nehmung.(art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 401)

Es ist ein langer Weg von der Entstehung des Faches “Kunstgeschichte” im 19. Jh. bis zur subjektiven Wahrnehmung unter Einbeziehung ästhetischer Aspekte und praktischer Gestaltung. Das bedeutet nicht den Verzicht auf diese Aspekte, sondern um eine Bereicherung durch kunstgeschichtliche Methoden und Materialien. Als Wechselspiel habe ich das durch das kunstakademische Studium mit seinen Facetten und den universitären Studien der Kunstgeschichte und Archäologie erfahren. Das hat Zeit gekostet. Dazu muss ich anmerken, dass das nicht durch verdichten, verkürzen und verplanen ersetzt werden kann. Ganz wesentlich und unersetzlich sind die Kontemplation, die Zeit, unterschiedliche Praxis und Kommunikation.
Bei meinen Versuchen Technik, Thema ,Methode und Schrift ästhetisch zu bearbeiten und jenseits der Illustration zu einem eigenen Bereich zu entwickeln, kann man das Fürchten lernen!
Immer wieder Text (art77blog.axel-von-criegern.de.Nr.400)
“Immer wieder Text und Bild.”
Fest steht, dass ich mich als Zeichner immer mehr meiner krakeligen Handschrift annähere. Allein die Rechtschreibung ,die Zeilenfolge und die Schreibrichtung bestimmen die Unterschiede. Aus dieser Sicht ist das Zeichnen ein befreites Schreiben. Gemeinsam ist der Beginn des ‚Schreibzeichnens‘ links oben auf einer Fläche. An einer anderen Stelle zu beginnen, bedeutet schon einen gestalterisch freien Schritt.
Im Moment sehe ich noch weitere Denkwege. Der eine führt zur Annahme von #Urzeichen.Ein anderer zu den zahllosen individuellen Lösungen von Verbindungen von Schrift-Texten und Bild-Szenen. Man denke an Initialen oder Kalligrafien. Jede gesellschaftliche, wirtschaftliche, mediale (Leuchtröhren, Projektionen,Laser)Änderung mitsamt Werten, Ideologien, Philosophien bringt Veränderungen des Verhältnisses von Text und Bild mit sich.. Ich erinnere mich daran wie ich vor über 60 Jahren als Ferienarbeit lernte Schriften und Firmenzeichen mit Hilfe von Klebefolien auf Schaufenster zu platzieren.
Ein ganz eigener Bereich ist die künstlerische freie Nutzung von Schriften, Bildzeichen und ihre Kombinationen. Mir fällt dazu sofort Paul Klee, Boetti aber auch konkrete Poesie ein. Jenseits unserer Vorstellungskraft erstreckt sich neuerdings die #Künstliche Intelligenz.
#vergl. Criegern von, Axel, Vom Text zum Bild. Wege ästhetischer Bildung..Deutscher Studienverlag, Weinheim ,1996 .
#Von Criegern, Marc::Goldener Käfig. Düsseldorf 2021.Dort besonders von Jolanda Wessels:”Szenarien künstlerischen Forschens”
Je m´appelle Moliere (art77blog.de.axel-von-criegern.de Nr.399)
Moliere lebt auch heute noch. Der Blödsinn, den ich in den vergangenen beiden Wochen mit meinem Post “ art77blog” angestellt habe, schreit nach seinen Komödien. Da ist der Alte, der denkt, dass ihn die jungen Leute für a la mode halten und nicht merkt wie eben die ihn verspotten.Natürlich hat er vor lauter Panik tausend Passwörter angelegt, deren Speicherung er aber vergessen hat. Ich denke es ist nicht so schwer die Rollen und das Casting weiter voran zu treiben. Persönlich rührt mich das Überzeichnen der Charaktere mit Körpersprache ,Schminke und Sprache. Dahinter steht die Commedia del arte mit ihrer Nähe zu Marionetten. Meine Sympathie für diese Form der hochbarocken Commödie nährt aber auch die beginnende Aufklärung mit dem Nebeneinander von Zweifeln, Skepsis, und derAhnung von der Auflösung des Gottesgnadentums. Nicht zuletzt ist es der Spott, die Moral und die lebendige Alltäglichkeit, die die Gemälde „meines“ Malers Jan Steen (1626-1679) und Szenen Molieres verbindet!
Das Glück der Koexistenz ( art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.398)
Mit meinen Überlegungen zum “Urtext” (Nr. 397) ist etwas schief gelaufen.Nicht nur was das kalte und unfreundliche Wetter angeht, sondern auch beim Veröffentlichen..Insgesamt war mir in diesen Wochen die Lust auf Kurzgeschichten abhanden gekommen. Das Thema “Urtext” wird mich zwar immer wieder beschäftigen, aber auf die Schnelle ist das nicht zu schaffen. Es mag an dem wunderbaren Mai-Wetter liegen, dass ich mir die schon geschriebenen Seiten noch einmal zur Hand nahm-und sie ganz gut fand. Parallel dazu. gewannen meine Bilder wieder an Kraft und Selbstständigkeit, Insgesamt wuchs das Vertrauen in die entspannte Koexistenz von Text und Bild und damit der optimistische Blick in die Zukunft..
Die Suche nach dem Urtext (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.397)
Das Zusammen- und Ineinanderwirken von Text und Bild gehört seit den frühen 1960 er Jahren zu meinen Interessen. .Dafür habe ich viele Beispiele, die man in meiner Bibliografie findet. Jetzt drängt mich das Bewusstsein der verbleibenden Lebenszeit .zu einer Zusammenfassung und Weiterführung. Wie so oft muss ich mir dabei Mut zu sprechen. Wie wärs mit einem deutlichen: “Wir schaffen das!!”?
#u.a. Vom Text zum Bild. Wege ästhetischer Erziehung. 1996
Für einen Abend Daniel Richters Assistenten (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.396 )
Am Eröffnungsabend der großen #Einzelausstellung in der Kunsthalle Tübingen (Kuratorin Nicole Fritz), habe ich eine Reihe von iPhone Fotos von Besuchern und ausgestellten Bildern gemacht.
.“Nackte” Fotos nach Art der Kataloge hätten mich gelangweilt. Spannender waren die Beziehungen zwischen den Figuren im Raum und den Exponaten. Es waren eigene Motive. Die Bilder hatten keine Beziehungen zu den Menschen und die Stücke Mensch, nicht zu den angeschnittenen Teilen der Bilder.. Sie verschoben sich nach Art der Schattentheater. Es gab auch alle möglichen Bewegungen in die Tiefe des Raums. Ganz vorn spielte ein Kasperltheater . Gretel (Kuratorin) trieb den Kasper (Künstler) immer wieder dazu an die richtigen Stichwörter zu geben . Das war bei einem widerspenstigen Burschen wie dem Kasper gar nicht einfach. Oft merkten wir gar nicht, daß wir alle in dieses Spiel einbezogen waren. Aber was wäre ein Kasperltheater ohne Schrecken und ohne Warnschreie. Selbst unsere gehorsam folgenden Blicke waren Teil unsere Rolle als Assistenten.
#Daniel Richter. Kunsthalle Tübingen, bis 3. Oktober, 2023
Porträt eines #smileys (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.395)
Ein großer Porträtmaler war ich nie. Und gerade jetzt, wo es um ein repräsentatives Geschenk geht, fällt mir ein Porträt des zu Beschenkenden ein. Also muß ein grundierter Keilrahmen gekauft werden, die Acrylfarben ergänzt und die Pinsel gesichtet werden. Als Hilfs-Material suche ich alle verfügbaren Fotos zusammen. Jetzt wird die längere Mal-Abstinenz spürbar. Kaum sitze ich vor der Leinwand, fehlt ein geeignetes Wassergefäß. Die Vorstellung eines repräsentativen Porträts, erwies sich zudem als rechte Falle. Die Folgen waren unendliche Korrekturen, Übermalungen, wachsende schlechte Laune und die Angst vor dem drohende Scheitern. Nach dem Mittagessen und in der dann einsetzenden Schläfrigkeit tauchte plötzlich ein extremes Motiv auf, das mir neue Hoffnung gab. Die Farbe des angefangenen Bildes war soweit getrocknet, daß ein Neustart möglich war. Mit dem auf den Kopf gestellten Wassergefäß setzte ich mitten in die Fläche einen Kreis. Als nächstes verwendete ich diesen Kreis als Schablone für ein gespritztes Grün. Jetzt schien mich mitten aus dem Kreis die nicht abgedeckte Mittelpartie des Porträts anzuschauen. Irgendwie fand ich das Gesicht hinter dem Bullseye als Gag und sprang auf ein anderes Motiv auf. Ein „Smiley“ schien mir die perfekte Verweigerung eines repräsentativen Porträts zu sein. Sozusagen ein negatives Porträt. Mich überraschte dieses Ergebnis und war für mich eine verblüffende Lösung- ein etwas anderes Porträt!. In seiner Art auch repräsentativ.