Nervig oder beruhigend? (art77blog, Nr. 162)

Axel von Criegern: „Alles gut“, 2018‘ Aquarell, 25x17cm ©️

Der Bildtitel nimmt Bezug auf die entspannte Situation nach der angespannten Arbeit der vergangenen Woche: „ So was von verrannt“ (Nr. 162). Ein oft praktiziertes Ritual: Innerlich und äußerlich zurücklehnen und ohne Ziel ein Blatt füllen. Es entstehen Zeichen, die einmal mehr an Schrift, ein andermal an Figuren und Gegenstände erinnern. In wachsendem Maße wird jetzt auf den #„Swing“, die lockere Verbindung der Elemente geachtet.: Farb-Spiel, Richtungen, Zwichenräume, Schatten u.a. Mögen frühere Beispiele bereits in der Studienzeit zu finden sein und in meiner Druckgrafik der 70er Jahre vorkommen, gereift ist diese Bildformate erst in den 90er Jahren. Ein Vergleich mit zwei Verwandten Arbeiten, die 13 Jahre früher entstanden sind, zeigt zwei Ausprägungen. Die eine ist das offene „Schrift“- Bild, die andere die Anordnung der Zeichen in Registern, die zugunsten der Ordnung etwas steifer wirkt und Motive bündelt und hervorhebt.          

Manchmal packt mich eine gewisse Enttäuschung darüber, dass ich mich auf uralten Pfaden bewege. Spätestens als mich einFreund einfühlsam auf die #Kontinuität als Wert hinwies, war ich wieder versöhnt. Allerdings weiß ich, dass dieses neue Wertbewusstsein nicht von Dauer sein wird, aber dadurch lasse ich mich im Moment noch nicht nerven.

English Summary

I was often disappointed realizing that a drawing, painting or sculpture looked like something I made 20 or more years before. Stillstand or evolution?!! Lately a good friend of mine told me that this could as well mean „continuity“. Sounds much better, doesn‘ it?

„So etwas von verrannt!“ (art77blog, Nr. 161)

 

Axel von Criegern „Ungewolltes Glasfenster“ 2018, Aquarell, 30×22 cm ©️                                                                                       Leider kommt diese Selbsterkenntnis immer erst hinterher. Und der Ärger ist besonders groß, weil die Falle selbst gestellt wurde. 
„Ungewolltes Glasfenster „ Skizze, Grafit

Ausgang war mein ewiges Spiel mit ‚flächig‘ und ‚räumlich‘. Mit Grafit habe ich auf einem gerade vor mir liegenden, rauhen Aquarellpapier zu ‚Figur‘ im ‚Raum‘ skizziert.Eine gewisse Tiefe, wollte ich haben, aber keine Zentralperspektive, also eine Art #‚fraktaler Raum‘. Ich denke, das kann man an der Skizze ablesen. Ein paar Wischer schufen Atmosphäre und verbanden die einzelnen Teile (Motive) zur Illusion eines Raumes.

„Ungewolltes Glasfenster“, Zwischen-Zustand

Das war der Auslöser dafür mit verteilt gesetzten Aquarell-Flächen das Gewebe (Textur) dichter und spannungsreicher zu machen. Jetzt nahm das Drama seinen Lauf. Die Farbe machte die Raum-Illusion wieder ‚platt‘. Anstatt nun das Bild mit Raum-Farb-Akzenten ‚offen‘ zu lassen, verstärkte ich die grafischen Akzente und betonte wenige Tiefen-Linien.Die Falle schnappte zu.

Um dem erkennbaren Auseinanderfallen der Komposition entgegen zu wirken, benutzte ich die schwarzen Linien als Klammern. Natürlich fielen mir dabei Glasfenster mit ihren Bleiruten ein. Zeitlich liegen Adolf Hölzels Glasfenster vom Beginn des letzten Jahrhunderts nahe. Aber das war nicht das, was ich gewollt hatte. Es ist ein Bild geworden, das ich am liebsten #aufschneiden würde, um mich aus der Falle zu befreien. Vielleicht sehe ich die Sache aber in ein paar Tagen auch anders…

English Summary 

I made the bad experience of  running into a selfmade trap. Instead of an airy , breathing space I created a  rigid design similar  a stained glass window. O.K. that happens.

Internet- Identität (art77blog Nr.160)

Kleine Blecharbeit, 2018. Aluminium und Acryl. ©AvC

Gestern las ich in einem amerikanischen Blog von einem „Cam Girl“ und seiner Auseinandersetzung mit ihrer Präsenz im Internet- ihrer „Internet Identity.“ Obwohl es zu „art77blog“ mit der wöchentlichen Bearbeitung eines Themas in Wort und Bild eigentlich überhaupt keine Ähnlichkeit gibt, ging mir das nach. Denn diese Arbeit, die mich jede Woche vor neue, große Herausforderungen stellt, hinterlässt mit Sicherheit Spuren. Es tut gut in Momenten des Selbstzweifels im Atelier auf aktuelle, unverkrampfte Werke zu stoßen. Spuren gibt es sicher ,aber wenigstens noch keine, erkennbar veränderte Identität.

English Summary 

In an american blog I read about the experiences of a Cam Girl and her reflections on her Internet Identity. My blog „art77blog“ is quite a different job; but nevertheless i started to imagin an Internet Identity. Fortunately I find in my studio recent works that are far away from any Internet troubles.

 

Digitale Kunst und ästhetische Forschung (art77blog Nr 159)

    Axel von Criegern:“Dimensionen“ 2018. 22x18cm, Farbstifte.

Mit Hilfe eines alten Rahmens und Anlehnung an den älteren Porträt-Stil, wurde das mit einem Agorithmus und ohne menschliches Eingreifen entstandene Porträt eines „Bel’ami“ bei Christie‘s für 380.000€ versteigert. Faszinierend wie 3 junge Männer die Maschine so programmiert hatten, dass sie aus den Datensätzen von 15.000 echten Porträts ein Fake-Porträt a la Kunst um 1800 produzierte. Bestechend aber auch die Reaktion des Marktes.Aus historischer Sicht bewegt sich der Fall im Graubereich der Medien-Einführung und erinnert an „Geisterfotographie“, handkolorierte Porträtfotos, oder Retuschen von Gruppen-Aufnahmen.

Demgegenüber kommt mir mein Interesse an der ästhetischen Bedeutung digitaler Möglichkeiten äußerst bescheiden vor. Es knüpft  an meine künstlerischen Konzepte (Spiel, Offenheit, Serialität, Text-und Bildverknüpfung, Dramatik) an und drängt mich zum Erkunden neuer -auch digitaler- Dimensionen..

Mein jüngstes Beispiel begann auf einem aus vielen Erfahrungen vertrauten Spielfeld. Während beim abendlichen  ‚Paar-Fernsehen‘ mehr oder weniger belangloses Zeug zu sehen , bzw. zu hören war, entstand auf meinem Bibliotheks-Tisch ein Blatt mit Haken, Bögen und Punkten. Sozusagen als Vorgriff auf weitere Schritte  fügte ich noch in der Mitte ein paar Farbakzente mit Buntstiften hinzu. Am nächsten Morgen betonte ich diese Mitte und festigte im Gegenzug auch die umgebende Fläche mit grafischen Zeichen und Farb-Ecken, ohne die Zentrierung aus den Augen zu verlieren. An dieser Stelle meinte ich von meinen Erfahrungen mit der digitalen Zeichnung profitiert zu haben . Es war als ob sich eine Tür zu neuen Räumen öffnete, ein „Interface“ zwischen Augen, bzw Hirn und noch nicht erkundeten, ästhetischen Räumen. Dieser offene Raum hat für mich deswegen große Bedeutung, weil ich zuvor gerade bei Arbeiten im Bild-Schrift -Bereich (# Vor-Schriften/Vor-Bilder 1996) häufig die Enge bedrängte. Jetzt ahnte ich beim Zeichnen eine neue ,weitere Dimension, die es zu erforschen reizt.

English Summary

The breaking news of a portrait made by AI made me reflect my own poor progress in aesthetic research. But I am convinced to learn from the development of machine- intelligence and-creativity.

 

 

„Bleib auf dem Teppich!“(art77blog Nr 158)

Meine aufklärerischen Absichten haben mich in letzter Zeit dazu verführt, die Hirntätigkeit über alles andere zu stellen. Das wurde meinem ursprünglichen Anliegen nicht gerecht. „Art77blog“ habe ich aus dem Bedürfnis begonnen, meine  Gedanken zu künstlerischen Produkten und Prozessen zu dokumentieren- synchron, kalendarisch, aktuell. Bild und Text verschmelzen in der Form des wöchentlichen blog-posts zu einer  dualen Einheit. Sie werden in der Mediensprache zum besonderen „Format“. Anders als bei den üblichen Bildpräsentationen treten im „art77blog“  Bilder nur in dieser Dualiät auf. Das meine ich mit „Bleib auf dem Teppich“. Ich habe früher schon angedeutet, dass ich mir sogar eine neue Kunstform vorstellen kann. Falls das so ist, haben die social media daran ihren Anteil. Interessant oder?

English Summary

In the last weeks I was so fascinated by the importance of brain activities, that I forgot how important the dualism of image and text is. I finally reflect the special part of social media in and for art77blog.