Eine Bildblockade lösen (Nr. 101)


I  

Seit Tagen lag auf meinem Arbeitstisch ein Bild, das ich nicht für einen Post verwendet habe, ‚ untätig ‚ herum. Es war kein Spitzenbild. Ein großer vertikaler Abschnitt besetzte das linke Drittel der Bildfläche und mit den weiteren kleineren Bildteilen schaffte ich keinen annehmbaren Ausgleich. Das Ganze bestand aus einzelnen Motiven ohne erkennbaren Zusammenhang. Ich erinnere mich daran, dass eine meiner Rettungsaktionen darin bestand, dass ich die Szenen durch schwarze Linien rahmte und zugleich von den Nachbarn trennte. Das machte das Ganze noch starrer. Gestern Abend nahm ich- leider ohne das Bild vorher zu fotografieren- kurzerhand die Schere und zerlegte das  Bild. Und siehe da, die Einzelteile begannen zu leben, schienen Luft zu bekommen.

Was war da nun eigentlich geschehen?  Mit meinem Drang zum Erzählen hatte ich ein Blatt locker assoziierend gefüllt. Dabei ging mir der Überblick verloren. Durch Rahmen versuchte ich eine Struktur   zu schaffen, die eine Bedeutung hervorbringen würde. Ich hatte nicht bedacht, dass das  Bild nun erstarren würde. Das Zerschneiden hat die einzelnen  Bilder freigesetzt und ihnen eine Autonomie gegeben. Das reizte bei einigen Motiven dazu mit ein paar zusätzlichen Strichen Akzente zu setzen und sie so aufzuwerten. Mit der ganzen Aktion hatte ich nicht nur eine Blockade gelöst. sondern den Vorhang zu einem Bildtheater geöffnet.

English summary

Maybe you know that story. After finishing a drawing I realized that it didn´t work. There was no balance. I painted thicker framelike lines, but the whole thing became rigid. So I gave up and forgot this ´masterpiece´. In a kind of rush I cut it the other day in pieces, following the frame lines. And now happened a strange thing. The little pictures began to breathe and became somehow independent. For me was it as if the curtain in a theatre had opened for a new play.