„Manchmal bin ich Jan Steen“, Finemarker und Farbstifte/ colour pencil ©️VonCriegern 2021
Überraschend schenkte mir vergangene Woche ein Freund ein Heft „Jan Steen. Acht Gemälde des Meisters in farbiger Wiedergabe. Mit einer Kennzeichnung von Artur Seemann“ aus dem „Verlag von E.A.Seemann in Leipzig“ o.J. Bei dieser Gelegenheit habe ich die anderen frühen Veröffentlichungen, die ich im Rahmen meiner Arbeit über Jan Steen gesammelt habe, erworben habe, in die Hand genommen. Wie ein Papierschiffchen in Wind und Wellen schaukelt die Bewertung dieses Meisters niederländischer Kunst des 17. Jahrhunderts (1626-1679) in den kunsthistorischen Strömungen. Als sich 1700 n.C. der Geschmack der französischen Kunst und Lebensart zuwendet, gerät Steen ins Fahrwasser der Bauernmalerei, um dann ein Dreiviertel Jahrhundert später von Joshua Reynolds in die Höhe Raffaels gehoben zu werden. Heinrich Heine feiert in seinen 1834 entstandenen „Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewobski“ Jans geradezu heidnische, epikureische Lebensfreude.
Inzwischen hat die Steen-Forschung ein tolles,“modernes“ Niveau erreicht. Dabei muss die lustvolle, fröhliche und doch verdeckt kritische Empathie a la Heine ihren Platz räumen. Schade. Wenn er ebenfalls Raffael zitiert, dann schwingt da auch ein ironischer Ton in Bezug auf das Pathos der ‚Präraffaeliten‘, Nazarener und frommer Antikensehnsucht der Deutsch-Römer mit. Ich mag solche Sätze wie: “Keiner hat so tief wie er begriffen, dass auf dieser Erde ewig Kirmes sein sollte; er begriff, dass unser Leben nur ein farbiger Kuss Gottes sei, und er wusste, dass der Heilige Geist sich am herrlichsten offenbart im Licht und Lachen.“
English Summary („Sometimes I am/ feel like Jan Steen“)
Last week an old friend of mine gave me a book with eight colour- reproductions from works of Jan Steen (1626-1679). He knew about my long time Steen -studies. This brochure from the early 20th century brought back to my mind the changing critiques of Steens work through the centuries. There is a chapter in „Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewobski“ of Heinrich Heine from 1834 that matches my feelings: brilliant light and laughter are the unique components of Steens art.I love this.
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Lit.
Criegern,Axel von. „Abfahrt von einem Wirtshaus.Ikonographische Studie zu einem Thema von Jan Steen“. Oud-Holland 86, S.9-31.
ders. Zu selbem Bild: „Dramaturgie eines Bildes. Auseinandersetzung mit Jan Steen (1626-1679): „Abfahrt von einem Wirtshaus“ (Staatsgalerie Stuttgart) , 2004
„Jan Steen.Maler und Erzähler“ Hg. H.Perry Chapman, Wouter Th.Kloek, Arthur K. Wheelock Jr., 1996