Text+Bild=Werk (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.360)

Zur Erinnerung: Vergangene Woche  (Nr.359) habe ich das Problem der sprachlichen Wiedergabe eines Bildes, die „Ekphrasis“ thematisiert. Das Ergebnis war die Unmöglichkeit ein Bild zu versprachlichen. Daraus habe ich die Frage abgeleitet, wie bild-künstlerisch produzierende Menschen Texte verstehen und einsetzen. Obwohl ich in vielen Bereichen Text und Bild gemeinsam eingesetzt oder aufeinander bezogen habe, war es immer ein distanziertes Beschreiben oder Verbildlichen.

Erst „art77blog“ öffnete neue Perspektiven. Das Konzept Gedanken sichtbar zu machen („reflections of an artists“) zwang mich zu immer neuen Ansätzen. Aber es blieb beim Nebeneinander; die Berührungspunkte konnte ich nicht fassen. Entweder ich lieferte die Gedanken hinterher oder ich illustrierte Gedanken. 

Meine jüngsten Versuche habe  ich mir mit der Vorstellung eines Ping-Pong’s        veranschaulicht: ein sehr aktives und dynamisches Hin und Her. Ich notiere etwas und zeichne ohne den Gedanken zu illustrieren. Die Entwicklung der Gedanken ist auf die Entstehung des Bildes angewiesen und in der Gegenrichtung entstehen aus den bildnerischen Schritten Gedanken. Dabei wurde etwas immer klarer: die künstlerische „Wahrheit“ ist die Produktion. Was ich versuche ist so etwas wie eine Röntgenaufnahme des Produktionsprozesses.

As a reminder: Last week (No. 359) I had the problem of the linguistic reproduction of an image that „ekphrasis“ addressed. The result was the impossibility of verbalizing an image. From this I derived the question of how people who produce visual art understand and use texts. Although in many areas I used text and image together or referred to each other, it was always a distanced description or illustration.

Only „art77blog“ opened up new perspectives. The concept of making thoughts visible (“reflections of an artists”) forced me to come up with new approaches. But the juxtaposition remained; I couldn’t grasp the points of contact. I either provided the thoughts afterwards or I illustrated thoughts.

I imagined my most recent attempts with a ping-pong: a very active and dynamic back and forth. I make notes and draw without illustrating the thought. The development of thoughts depends on the creation of the picture and in the opposite direction thoughts arise from the pictorial steps. Something became increasingly clear: the artistic “truth” is the production. What I’m trying to do is something like an x-ray of the production process.

 

Bilder zum Sprechen bringen (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 359)

EINE KLEINE BILDGESCHICHTE

 

Dieses Blatt aus dem Jahr 2003 hätte bereits vor 30Jahren entstehen können. Bunte Zeichen sind ohne erkennbaren Zusammenhang wie auf einem Schreibpapier aneinander gereiht. Buchstaben,Silben und kurze Satz-Bruchstücke wirken als Bestandteile am Bau des Bildes mit.

Diejenigen, die einigermaßen in der Kunstgeschichte bewandert sind, werden sich daran erinnern, dass bereits  neben und in  eiszeitlichen Höhlenzeichnungen abstrakte  Zeichen auftauchten, . 20.000 Jahre vor der Entwicklung der frühchinesischen , sumerischen Keilschriften oder erst recht  vor den Alphabeten. Erinnern sollte man sich an das frühchristliche Mittelalter. Ich breche hier ab und springe zur Moderne.

„Eine kleine Bildgeschichte“ behandelt Buchstaben und Satzfragmente als den Bildzeichen ebenbürtig. Das gilt aber nur für die Streuung neben und innerhalb der Bildzeichen. Sie sind mit schwarzer Tusche geschrieben und wirken was Größe, Schreibschrift, Schriftart, Fehlen von Syntax , alltagssprachlicher Elemente, Bedeutung-Fragmente angeht am Eindruck des Ganzen als abstruses „Rebus“ mit. Ohne weiter zu differenzieren kann man an Schwitters, den kubistischen Picasso, Klee, Ernst oder Magritte als die feine Verwandtschaft denken.

Ohne Absicht habe ich mich mit meiner  Beschreibung dem Auslöser dieses Beitrags angenähert. #„Ekphrasis“, die Beschreibung, ist eine bis in die Antike zurückreichende Diskussion, wieweit sich Bilder in Texten angemessen wiedergeben lassen. Hier verweise ich auf eine #reiche Literatur. Wie ist es aber, wenn Künstler selbst als Analytiker und Deuter ihrer eigenen Werke auftreten? Für mich ist das ein „Ping-Pong“ -Spiel, dem ich schon früh verfallen bin. Mit welcher Begründung und Überzeugung ich dieses Spiel betreibe, möchte ich in einem der folgenden Beiträge darlegen

#Sehr germanistisch-philologisch und mit einem populistischen Titel empfehle ich dennoch: Heinz J.Drügh und Maria Moog-Grünewald (Hg.) Behext von Bildern? Ursachen, Funktionen und Perspektiven der Textteilen Faszination durch Bilder. Universitätsverfassung C. Winter, Heidelberg, 2001.

 

Alles Spiel? Everything game? (art77blog. axel-von-criegern.de Nr.358)

Prof. Wolfgang Urban, einer der raren Universalgelehrten, schaute  ins Atelierfenster und improvisierte einen so schönen Text, dass ich ihn  bat ihn schriftlich auf einem Notizblatt festzuhalten: „Erfahrung des Ateliers als einer Werkstatt des Spiels, einer Hingabe an das Spiel, an das spielerische „Arbeiten“ und der im Spiel geschenkten Freiheit samt den damit gegebenen Zu-Fällen.“

In einem wohlwollend feiernden Vorwort („HOMO LUDENS ODER DER PROFESSOR ALS SPIELKIND DER KUNST“) zu dem 2009 erschienen Buch # „Meine Bilder“ stellt der vielseitige Bestseller-und sehr erfolgreiche Fernseh-Autor Peter Prange die Frage „Wer oder was ist Axel von Criegern nun also? (…)Ein gelehrtes Spielkind der Kunst, das für sich selber zeichnend und malend die eigene Tradition entdeckt und damit gleichzeitig für andere neue Türen zur Kunstgeschichte öffnet. Ein homo ludens, der.sich selbst und sein Werk im Probieren erfährt und verändert….“(Hervorhebungen und Auslassungen von mir)

Gut, „Spielen“  und „Spiel“ sind wohl Schlüsselwörter, denen ich selbst wahrscheinlich schon mehrfach Vorschub  geleistet hatte. Soweit habe ich auch keinen Einwand.

  • Peter Prange hat noch einen abschließenden Satz geprägt, den ich damals zuwenig gewichtet habe: „Mit einem Wort: ein Mensch, der sein eigenes Leben als Kunstwerk begreift und gestaltet.“.    Hier wird die Sache mit dem Spiel komplizierter. Ich verspiele nicht mein Leben, wenn ich täglich mit der Kunst spiele. Die Dominanz des spielerischen Umgangs mit der Kunst war auch erst nach der Entpflichtung von Institutsleitung,  Lehre und Forschung an der Justus von Liebig-Universität Gießen denkbar und zugleich problematisch geworden. Damit fiel nämlich der Ernst des Lebens, und damit der Gegenpol zum Spiel schlagartig weg. Nach einer Reihe von Lücken-Aufgaben bot mein Internet-blog „art77blog“, der ab 2016 mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks und zunehmend begleitet von Instagram-Einträgen bei WordPress, bzw. bei Facebook erscheint, einen gewissen Ersatz. „gewiss“ weil es für den blog nicht den Hauch des Zwangs oder der Notwendigkeit gibt. Es lag ausschließlich an mir dem blog diese Funktionen zu geben.
  • Soweit das ideale Tableau für ein „Leben als Kunstwerk“. Der schwierigste Gegner ist das, was wir landläufig Realität  nennen. Und diesem Gegenspieler sind Empathie und Spiel fremd. Er kennt nur Starke und Schwache, Gewinner und Verlierer. Unter diesen Bedingungen sein Leben selbst zu bestimmen, geschweige denn als Kunstwerk zu gestalten, ist schwer genug.  
  • Dank an #Peter Prange Dank an  #Wolfgang Urban und  Dank meiner Frau, die seit 58 Jahren das wichtigste Bollwerk gegen die unangenehmen Seiten der Realität ist.
  • #Criegern, Axel von:Meine Bilder. Wasmuth Verlag, Berlin, Tübingen, 2009

From Sound to Form.(art77blog. axel-von-criegern.de Nr.357)

From sound to form

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Remember last week.(#art77blog Nr.356) when I followed the way of working out the „calabash“-Almost halfway happened a strange thing. I was reading for the first time in my life about art sociology and art politics. What I knew before were the positions of the ideological critical Frankfurter Schule including Walter Benjamin, Jürgen Habermas,  Georg Lukacs and some more- What I read now was quite different. #Howard Becker in his book „art worlds“ focussed on the production of art works and everybody who contributes:to that: galleries, museums, educators, consultors,curators, collectors and so on. It was this importance of PRODUCTION that made me change my mind. Now I tried to perform the calabash in the best way I could, employing the sound only to control the development from time to time.Because I dont use machines, it was a real challenge for my craft as wood carver. And it was so completely new to find words to describe this microprocess. I have to think about that.

Anyhow I felt like back to the roots of art: craft. My next job is to connect the performance of the calabash with the growing sculpture. It will probably be an attempt to balance the formal levels of all parts.

#Howard S.Becker. „Art World“. Berkeley 1982.

#Very important is the lecture of Tom Bevers: Zum Verhältnis von Kunst, Geschiche und Soziologie. In:Halbertsma, Marlite and Zijlmans ,Kitty (ed.) Gesichtspunkte. Kunstgeschichte heute (Reimer  1995)  p.197-218.