„Da ist Musik drin!“ (art77blog.axel-von-criegern.de)

Mahagoni, 23,5x15x3,5 cm ©️Axel von Criegern 2020

Nach einer Phase der Arbeit mit größeren Formaten, wollte ich mich wieder intensiver mit kleineren Skulpturen beschäftigen. Ich fand noch ein Stück Mahagoni, das ich meiner Erinnerung nach vor längerer Zeit für einen Holzschnitt vorgesehen hatte. Die Stärke von lediglich 35mm zwang zum Relief. Noch ganz im vollplastischen Denken
bearbeitete ich das Stück von allen Seiten. Erst später habe ich verstanden, warum ich es aus Gedanken an ein Hölderlin-Projekt heraus, spielerisch auf seinen Klang abklopfte. Die Vielfalt der erzeugten Töne überraschte mich. Das wars dann aber auch: weder konnte ich die Töne bestimmten Oberflächen zuordnen ,noch Formen. Von der Idee eines „Musikinstruments“ oder „Schlaginstruments“ war ich weit entfernt. Also musste ich erst einmal studieren…


English Summary
Discovering a small chunk of Mahagoni I started a new project ‚small dimensioned sculpture‘. Since the wood wasn’t thick it became a full relief; even carved from all sides. In a certain moment I knocked against the little sculpture and was excited for the sound. To find out how this works I have to study again..
.

















Dimensionen des Materials (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.222)

„Dimensionen des Materials“, Bleistift, Farbstifte, Kugelschreiber; 18x16cm, 2020 ©️Axel von Criegern

‚Dimensionen des Materials‘ ist ein Bildchen und Bildtitel, in denen ich mein neues Interesse an den Klängen des Materials und möglicher weiterer Eigenschaften bei ihrer künstlerischen Verwendung anspreche. Auf das Thema stieß ich bei der Entdeckung des Klangs von #Holzskulpturen. Dass Holz klingt, ist eine banale Erkenntnis. Neu ist aber für mich die Frage nach der Abhängigkeit des Klangs von Holzart,Größe, Dicke, Position, Form und der einzelnen Teile einer Skulptur.
Ich startete einen Versuch gezielt Teile von Skulpturen abzuklopfen und bin nun auf dem Weg Klang-Formen zu schneiden. Bei einem Blick in das Umfeld solcher Experimente stieß ich dann allerdings wirklich in neue Dimensionen vor. So konnte ich die Leistung der #Bauhaus-Künstler die #Synthese der Künste zum Thema zu machen, neu würdigen. (#Klee, #Kandinsky und der Komponist #Schönberg u.a.m.) Auch #Schlemmer, den ich als Studienanfänger verehrte, sollte hier genannt werden. Schließlich mussten sie gegen die von #Lessing 1766 postulierte Trennung von Bildender Kunst und Musik ankämpfen! Mir war auch nicht bewusst, dass Ilya #Kabakovs „roter Wagen“(1989) zu diesen Anfängen der Moderne zurückführt. Verwirrende Begriffe wie # „Klangkunst“ oder # „Klang und Form“ entdecken Suchmaschinen im Internet.

Lit. #Schmierer, # Fontaine u.a. (Hg.) Töne,Farben, Formen- Über Musik und die Bildenden Künste; Laaber 1995.
v.#Maur,Karin (Hg.) Vom Klang der Bilder- Die Musik in der Kunst des 20. Jahrhunderts. München 1985


English Summary
If you do some experimenting with the sound of wood and particularly with carved wood, you will realize soon , that this is not so easy as it seemed to be. First of all the kind of wood matters. But then it becomes really tough: thickness, measures, shape, straight or curved, open or closed…I am doing this kind of experiments right now and try to find out whether it is possible to carve a „singing“ sculpture.

Schrift links-Bild rechts? (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 221)

Wuchernde Interpretationen“. Kugelschreiber, Farbstifte, 2020, ©️ Axel von Criegern

Die angenehme und vertraute Vorstellung von #zwei Gehirnhälften mit klaren Zuständigkeiten ist zwar oft angegriffen worden, aber nach wie vor hilfreich. Für die künstlerische Arbeit ist sogar eine weitere Vereinfachung hilfreich: Schrift und logisches Denken auf der linken Seite, Vorstellung, Gefühl, Unschärfe, Komplexität an Sprache und Schrift vorbei auf der rechten Seite. Ganz abgesehen von ausgesprochenen #„Grenzgängern“ ist Kunst immer im ganzen Gehirn beheimatet. Bei der Lektüre von #Harald Haarmann „Universalgeschichte der #Schrift“ stieß ich auf einen eminent wichtigen Gedanken. Zwar gilt die historische Abfolge ‚zuerst Bilder, später Schrift in Verbindung mit Sprache‘, aber der neue Ansatz betont nicht nur die kulturelle Abhängigkeit der Bilder, sondern auch ihre immer geltende „ #mnemotechnische“ Bedeutung. Die verbindet den frühmittelalterlichem #„Teppich von Bayeux“ (1000 n.Chr.) mit den Zeichnungen einer modernen Gebrauchsanweisung. Beide machen sich an der Sprache vorbei für die bildhafte Vorstellung unverzichtbar. Also gab es immer Bilder- mehr oder weniger in Verbindung mit Schrift und Sprache. Der „#Primat der Bilder“ und die“Bildtechniken“(Haarmann) beziehen sich demzufolge nicht ausschließlich auf die heutige kulturelle Situation, sondern sind von grundlegender #anthropologischer Bedeutung. Mein Künstlerherz jubelt: Schluss mit den Minderwertigkeitskomplexen- Schluss aber auch mit absurdem Starkult. Denn der lenkt ebenfalls von der menschlichen, gesellschaftlichen, kulturellen Verantwortung der #visibilita‘/ visibility und deren Produktion ab.

#visibilita‘ (ital. „Sichtbarkeit“) ein von Italo Calvino , beginnend mit #Dante Alighieri immer wieder verwendeter Begriff (gut bei Wikipedia)
#Walter Haarmann: Universalgeschichte der #Schrift; Frankfurt,New York 1990 (Campus)
Grenzgänger: Mit diesem Begriff beziehe ich mich auf ein Papier von #Jürgen Wertheimer „Zwischen Text und Bild: Künstlerische Grenzgänger.“

English Summary
Since the times of „enlightenment “ letters and speech are culturally and philosophically predominant. But our everyday life is ruled by pictures. Looking back to the pre-letter- times we learn that long, long before languages there was a world of pictures, pictorial symbols, signs and stories. They covered most of human thinking, planning, memories, reports, contracts, phantasies. They stood for reliable, authentic comunication. In the Age of Enlightenment pictures became „illustrations“. Finally the development of photography taught people to use image
s for lying, cheating, manipulating. And what are artists in this situation good for?

Sorry Mr. Hölderlin! (art77blog.Nr.220)

1965: Notiz zu einem #„Bohnenfest“ von #Jan Steen (1626-1679) in der Sammlung des #Dukes of Bedford, Woburn Abbey, England ©️von Criegern 2020

Sehr verehrter Herr #Hölderlin, entschuldigen Sie bitte, dass ich noch einmal zu Jan Steen zurückkehre. Selbstverständlich hatte mein unbedachter Vorschlag Motive eines Bildes von Steen abzuzeichnen weder mit Ihrer künstlerischen Leistung, noch mit deren existentiellen Bedeutung in Ihrem Leben zu tun. Vielmehr habe ich aus dem bei Ihnen anklingenden Zusammenwirken von #Intellekt und #Sinnlichkeit kurzerhand eine #Methode gemacht. Dieser ‚Missbrauch‘ öffnete mir die Augen dafür, dass ich bereits 20 Jahre zuvor auf die Erkenntnis-Kraft des Zeichnens gesetzt hatte. Im Rahmen der Recherchen zu meiner Dissertation über die #“Fröhlichen Gesellschaften“ Steens, hatte ich regelmäßig Bild-Notizen gemacht. 1965 war noch
nicht an #digitale Fotografie zu denken. Auch meine Versuche mit einer Art ‚Spion-Kamera‘ (einer schwarzen Minox C) brachten unter den Lichtverhältnissen und Nutzungsbedingungen von Bibliotheken,# Fotosammlungen und grafischen Kabinetten keine brauchbaren Ergebnisse. Also griff ich auf die Zeichnung, unterstützt von schriftlichen Ergänzungen, zurück. Erst durch Ihre Arbeit über die komplexe Rolle der Dichtung bei der Erfahrung von Ganzheit, Schönheit und Wahrheit, wurde ich an diese Möglichkeit der Bild-Annäherung erinnert. Dafür bin ich Ihnen zu grösstem Dank verpflichtet. Untertänigst Ihr ergebener Axel von Criegern.

English Summary
Sorry Mr. Hölderlin! I apologize for the ‚abuse’ of your adorable work . Let me explain what Drawing means for me. Drawing, designing ,sketching are for me tools to understand history and art. It was Your philosophy that told me that I was not totally wrong. If you feel offended now, I must pray that You accept my# everlasting admiration for your revolutionary philosophy and poetry. Submissively Your Axel von Criegern.