Monat: Januar 2022
My weekly art „booster“ (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 325)
Alltag/ Just another day (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.324)
Richtig! Die Zeichnung entstand nach Carl Spitzwegs „Sonntagsspaziergang“ (1841.Museum Carolino Augusteum, Salzburg). Ich habe Spitzwegs „Spaziergang“ in einem sehr zu empfehlenden Aufsatz von Clemens Höxter in den BDK-Mitteilungen 4.2021 („Virtuosen des Augenblicks“. Prozesse und Folgen einer „Kommunikations- störung) wiederentdeckt. Die Zeichnung habe ich im Anschluss an die Lektüre gemacht. Eine Kritik war nicht beabsichtigt. Die heftige Strichführung und knallige Farbe kann aber als Reaktion auf die Lektüre und das neue Biedermeier der „Generation Corona“ verstanden werden.
Sonntag Abend waren wir zum Essen bei Kunsthistoriker-Freunden eingeladen. Anwesend waren auch eine Romanistin und ein Rhetoriker. Da ich gerade von Jürgen Wertheimer das Büchlein „Sorry Cassandra!“ (Konkursbuch Verlag; Tübingen ; 2021) lese und er ja auch an der Tübinger Uni ist, hatte ich zu Beginn des Tischgesprächs nach ihrer Meinung zu dieser Schrift gefragt. Peinlich, peinlich! Sein Kollege Rhetoriker machte deutlich, dass es zumindest wissenschaftlich dubios sei, wenn aus veröffentlichten Romanen Zukunfts-Prognosen abgeleitet würden. Und damit von allen möglichen Sponsoren, einschließlich des Verteidigungs -ministeriums Geld einzusammeln , sei skandalös! Es gäbe keine Begründung, keine erkennbare Methode und entsprechend keine Auswertung. Außer mir fand sich kein Wertheimer-Verteidiger. Die Art wie hier die Literatur aus Sicht der Rhetorik in ihre Grenzen verwiesen wurde, war für mich eine Mahnung was die Entgrenzung der Kunst angeht: Nicht jeder originelle Einfall ist Kunst! Aber wo ist die strenge Analyse und Methoden-Kritik in Bezug auf die Kunst?
während ich diesem Beitrag schrieb, fiel mein Blick auf eine kleine, drollige Büste aus weißer Modelliermasse. Ich kann mich daran erinnern, dass ich hier einen Rest verarbeitet habe. Die Bemalung macht deutlich, dass ich dem Figürchen etwas historisches und offiziöses gegeben habe; aber darin eine politische Botschaft zu erkennen, ist falsch. Das Ziel war eine kleine, stimmige Büste, nicht mehr!
Ortswechsel : Im Atelier mit seiner Enge und Wohlfühl- Athmosphäre wird mir für einen Moment klar, was Kunst für mich bedeutet. Kunst ist die schöne Seite von uns, ist aber auch die Welt der Überraschungen und einer Welt, die nicht deckungsgleich mit der ist in die wir hinein erzogen wurden und auch nicht die Welt der Kompetenzen, der Lernziele, Qualifikationen und Leistungen. Mir macht das Abtauchen in diese zweite Welt einen Höllenspass und ich hänge mich auch gern in Projekte rein. Selbst wenn Rahmenziele, Zeit und Strukturen vorgegeben sind. Aber immer Spitze zu sein und zu bleiben war und ist kein Ziel für mich. Es ist schon gut so, stelle ich mir doch ein solches Leben nicht sonderlich verspielt, lustvoll und heiter vor.
English
Right! This drawing is based on Carl Spitzweg’s “Sunday Walk” (1841. Carolino Augusteum Museum, Salzburg). I rediscovered Spitzweg’s “Walk” in a highly recommended article by Clemens Höxter in BDK-Mitteilungen 4.2021 (“Virtuosos of the Moment”. Processes and Consequences of a “Communication Disorder). I made the drawing after reading it. No criticism was intended. The heavy lines and bright colors can, however, be understood as a reaction to the reading and the new Biedermeier era of the “Generation Corona”.
On Sunday evening we were invited to dinner with art historian friends. Also present were a romanist and a rhetorician. Since I am currently reading the booklet „Sorry Cassandra!“ (Konkursbuch Verlag; Tübingen; 2021) by Jürgen Wertheimer and he is also at the University of Tübingen, I asked for opinions on this document at the beginning of the table talk. How embarassing! His colleague rhetorician made it clear that it would be at least scientifically dubious if future prognoses were derived from published novels. And to collect money from all sorts of sponsors, including the Department of Defense, be scandalous! There would be no justification, no recognizable method and accordingly no evaluation. Apart from me there was no Wertheimer defender. The way in which literature was shown its limits from the point of view of rhetoric was a reminder for me when it came to the dissolution of art: not every original idea is art! But where is the rigorous analysis and methodological critique of art?
While I was writing this post, my eye fell on a small, whimsical bust made of white modeling clay. I can remember that I processed a leftover here. The painted surface makes it clear that I gave the figurine something historical and officious; but to see a political message in it is wrong. The goal was a small, coherent bust, nothing more!
In the studio, with its confines and feel-good atmosphere, I realize for a moment what art means to me. Art is the beautiful side of us, but it is also the world of surprises and a world that is not congruent with that in which we were raised, nor the world of competences, learning goals, qualifications and achievements. Diving into this second world is a lot of fun for me. I also like to get involved in projects. Even if framework goals, time and structures are given. But always being and staying at the top was and is not a goal for me. I don’t imagine such a life is particularly playful, joyful and cheerful.
Dieser ewige Streit zwischen Wort un Bild (art77blog.axel-von-criegern.de Nr.323)
„Der ewige Streit…“ Marker, Acrylstift, Farbstifte ©️voncriegern 2020
Pünktlich zum Jahreswechsel bekam ich den klassischen „Moralischen“: Wer bin ich? Was will ich? Was brauche ich? Wie gehts weiter? Wozu dieser „art77blog“, der meine Wochen bestimmt?
Der biografische Rückblick erbringt, dass spätestens seit dem Abitur immer wieder das Verhältnis von Wort und Bild eins meiner „großen“ Themen war und in allen denkbaren Formen seinen Niederschlag fand. Davon zeugen inzwischen lange LIsten von Veröffentlichungen, Illustrationen, Comics, Kinderbüchern, Ausstellungen (z.B. „vor-schriften/ vor-bilder“.Texte und Zeichnungen; Kulturverein Zehntscheuer e.V. Rottenburg a.N. 1996).„Art77blog“ habe ich vor über 5 Jahren mit dem Vorsatz begonnen, mich vom Ballast des akademischen,theoretischen Wettbewerbs zu befreien und mich unmittelbar zum künstlerischen Alltag zu äußern. Ganz praktisch bedeutet das einenArbeitsplatz inmitten von Büchern („Bibliothek“) und einen zweiten mit Schwerpunkt künstlerische Arbeit („Atelier“). An beiden Plätzen wird sowohl geschrieben als auch gezeichnet. Die Gewichtung ist einmal mehr Bücher und einmal mehr breitere künstlerische Praxis .( z.B.Holzarbeiten).
Den heutigen Beitrag mit der Nummer 323 wollte ich eigentlich zum aktuellen sprachlichen Umgang mit der Kunst schreiben. Zwei der Konzept-Seiten auf dem Tisch im Atelier stehen unter der Überschrift: „Die Arroganz der Sprache gegenüber der Kunst“. Ich meine in Katalogen, Kunstzeitschriften , Broschüren eine Tendenz zu einer verselbstständigten, geradezu hybriden Sprache zu bemerken. Ich denke es lohnt einmal das Verhältnis solcher Texte zur Kunst zu befragen. Da kann ich nur mit dem Mut des neu begonnenen Jahres sagen: „Mal sehen!“
Just in time for the turn of the year I got the classic „moral“: Who am I? What I want? What do I need? What’s next? Why this „art77blog“ that determines my weeks?
The biographical review shows that, at least since my Abitur, the relationship between words and images has always been one of my “big” topics and has found expression in all conceivable forms. Long lists of publications, illustrations, comics, children’s books, exhibitions (e.g. „vorschriften / vor -bilder“, texts and drawings; Kulturverein Zehntscheuer e.V. Rottenburg a.N. 1996) testify to this.
„Art77blog “I started over 5 years ago with the resolution to free myself from the ballast of the academic, theoretical competition and to express myself directly on everyday artistic life. In practical terms, this means a workstation in the middle of books (“library”) and a second with a focus on artistic work (“studio”). Both places are used for both writing and drawing. The emphasis is once more on books and once more on broader artistic practice (e.g. woodwork).
I actually wanted to write today’s post with the number 323 on the current linguistic approach to art. Two of the concept pages on the table in the studio are under the heading: „The arrogance of language in relation to art“. I mean, in catalogs, art magazines and brochures, to notice a tendency towards an independent, almost hybrid language. I think it is worth asking the relationship between such texts and art. With the courage of the new year I can only say: „Let’s see!“