Die Winzlinge/ the tiny ones (art77blog.axel-von-criegern. Nr.368)

Die Winzlinge, the tiny ones (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 368)

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Miniatur-Schnitzerei (in Progress) Sandelholz ©️voncriegern2022

Das winzig-kleine übt auf den Menschen eine enorme Anziehungskraft aus. Zwerge wurden an den Höfen als Narren gehalten ((#Velasquez, Las Meninas;),waren beliebte Märchenfiguren (#Der Däumling, #Gullivers Reisen, #Alice im Wunderland), sorgen heute noch in Zirkus und Varieté für Unterhaltung) und sind Gegenstand zahlloser Kinderbücher (#Axel von Criegern, Tatort Tübingen. Die Abenteuer des Wachtmeister Glotz, Tübingen, Osiander Verlag, 1987). Jung- und  Kleintiere lösen beim Menschen ebenso wie bei Tieren selbst Brutverhaltens- Reflexe  aus.

Ein Stück Sandelholz, das ich von meinem Freund und Bogenbauer Michele Facchino bekam, verlockte mich zur Mini-Skulptur. Auch hier bin ich nicht der erste. Man denke nur an die japanischen #Netsuke, Elfenbeinschnitzereien und Schachfiguren. Für die Praktiker ist die Arbeit ohne speziellen Arbeitsplatz und Werkzeuge höchst attraktiv. Das kann man beim Warten im Auto oder neben dem abendlichen Fernsehen machen. Viel Spass!

„Ich kann nicht von mir lassen. Das ist der Mist!“ (art77blog.axel-von-criegern.de. Nr.322)

“Überlegungen zur Dünnhäutigkeit der Zeichnung.“ ©️Voncriegern 2021

Diesen koketten Klageruf eines alten Narzisten entdeckte ich als nachträgliche Notiz auf einer 2018 entstandenen Zeichnung. Wir jungen Künstler ( u.a. F.W.Bernstein und Klaus Heider) wuchsen in der hohen Zeit Picassos und all der französischen Wunderkinder in Göppingen auf. Der Maler Helmut Baumann (geb.1894) infizierte mich damit. Mit der von ihm ausstrahlenden Kraft kam ich zwar problemlos in die Stuttgarter Alademie, krachte dann allerdings auf die akademische Lehre meiner Professoren. (s. #Axel von Criegern:Meine Bilder. Mit einem Vorwort von Peter Prange. Verlag Jürgen Wasmuth, Tübingen 2009). Die daraus resultierende Krise  bestimmte den Rest der Akademie-Zeit. Damals wurde die #Zeichnung  mein Studien-und #Erkenntnismedium. Exemplarisch stehen dafür große Grafit-Zeichnungen mit denen ich mir die mittelalterlichen Skulpturen im Stuttgarter Landesmuseum vertraut machte. Was blieb war das Gefühl vom Akademiestudium nicht erreicht worden zu sein. Nach dem ersten Staatsexamen, für das ich moch 2 Jahre Politikwissenschaft in Stuttgart studiert hatte, schrieb ich mich in Absprache mit meiner späteren Frau an der Uni Tübingen in Kunstgeschichte und Archäologie ein. Auch hier waren Zeichnungen, sei es dass es  um Seminare, Hausarbeiten oder später die Dissertation ging, ein wichtiges Arbeitsmedium. In dieser Phase habe ich alle denkbaren Erfahrungen und Lernprozesse beim Zeichnen gemacht.

Seit über fünf Jahren versuche ich im Rahmen meines art77blogs den täglichen künstlerischen Lern-und Produktionsprozessen auf den Grund zu gehen. Ein Buch, das ich 2019 als Zwischenbericht des Blocks veröffentlicht habe, heißt überdeutlich: #„Wie geht Kunst?“ (art77blog.axel-von-criegern.de :„Wie geht Kunst?“ edition cantz 2019). In der täglichen Arbeit an diesem blog hat die Zeichnung wieder die Bedeutung der frühen Jahre zurück bekommen.

Warum ich das mache? Aus tiefster Überzeugung, dass Werke immer Ergebnisse eines Netzwerkes  von Informationsströmen sind. Dazu kommt, dass ich mich selbst als einzelnes Teilchen dieses Netzwerkes verstehe und es für hilfreich halte, wenn ich mein Ringen um künstlerische Erkenntnis mit größter Offenheit darlege. Hilfreich meint nicht vorbildlich, sondern als Beispiel  anregend. Und letztlich sind die Erkenntnisse, Erfahrungen und dramatischen Abläufe meine Produkte.
Ganz schwierig ist die Behauptung, dass dies ein Gewinn für mich sei. Denn ich biete meine gesamte Arbeit nicht als Kunstwerk an und  werfe damit nicht das Problem der Verwertung und Vermarktung auf.

I discovered this flirtatious cry from an old narcissist as a subsequent note on a drawing made in 2018. We young artists grew up in the high days of Picasso and all the French child prodigies. The Göppingen based painter Helmut Baumann (born 1894) infected me with it. With the power he radiated, I got to the Stuttgart Alademie without any problems, but then grew my opposition to the academic teaching of my professors. (see #Axel von Criegern: My Pictures. With a foreword by Peter Prange. Verlag Jürgen Wasmuth, Tübingen 2009). The resulting crisis determined the rest of the academy’s time. At that time, #drawing became my medium of study and knowledge. Examples of this are large graphite drawings that I used to familiarize myself with the medieval sculptures in the Stuttgart State Museum. What remained was the feeling of not having been achieved by studying at the academy. After the first state examination, for which I had studied political science for 2 years in Stuttgart, I enrolled in art history and archeology at the University of Tübingen in consultation with my future wife. Here, too, drawings were an important working medium, be it for seminars, term papers or later the dissertation. In this phase I made every imaginable experience and learning process in drawing. From 1968 to 1972 I taught art at a gymnasium and from 1972 to 2004 at Universities. 2004 I retired from Giessen University.

For over five years I have been trying to get to the bottom of the daily learning and production processes as part of my art77blogs. A book that I published in 2019 as an interim report of the block is clearly called: # “How does art work?” (Art77blog.axel-von-criegern.de: “How does art work?” Edition cantz 2019). In the daily work on this blog, the drawing has regained the meaning of the early years.

Why am I doing this? Out of the deepest conviction that works are always the result of a network of information flows. In addition, I see myself as a single part of this network and consider it helpful if I present my struggle for artistic knowledge with the greatest openness. Helpful does not mean exemplary, but rather stimulating as an example. And finally, there are the insights, experiences and dramatic processes of my blog, which I don’t trade.

# Axel von Criegern: Meine Bilder. Mit einem Vorwort von Peter Prange. Tübingen, Jürgen Wasmuth Verlag, 2009

#Zeichnung

#…als Erkenntnis-Medium

# „Wie geht Kunst?“ (art77blog.axel-von-criegern.de. Edition cantz 2019)

Die „Transferstruktur“ (art77blog.axel-von-Criegern.de Nr.279)

„Transferstruktur“, Mixed Media, Collage a.Papier 43×56 cm ©️von Criegern 2021

Diesen Begriff habe ich bereits 1974 in Bezug auf das New Yorker Bild geprägt und in einem #Aufsatz für eine Festschrift veröffentlicht. Er verrät den mir damals besonders wichtigen Begriff „Struktur“ als ikonologisches Bauprinzip von Bildern. Mit dem „Transfer“ wollte ich die bis dato ausschließlich kunsthistorische Methode hin zu alltäglicheren Beobachtungen öffnen. Damals war das Ergebnis eines solchen Transfers ein geändertes „Bewusstsein“ (was immer das auch sein mochte). Zwei Jahre später bezog ich Im Rahmen der #„Fotodidaktik als Bildlehre“ unser Bild u.a. dann auf eine Werbung für „Henkell“-Sekt. In beiden Fällen war die #„ikonologische Struktur“ ein wichtiges methodisches Vehikel. Mit diesem Begriff meinte ich so etwas wie eine inhaltliche Komposition des Bildes. Zwar taucht das New Yorker Bild auch später noch in meinen #Veröffentlichungen auf, blieb aber immer weit von einer Umsetzung in die eigene Praxis entfernt. Als ich ab 1996 nach einer ersten #Annäherung (Zeitschrift für Kunstpädagogik 1984) die eigene künstlerische Auseinandersetzung mit Jan Steen ernst nahm, war auch das New Yorker Bild Gegenstand einer solchen Auseinandersetzung (Vergl. ausführlich meine Jan Steen-Internet-Seite #axel-von-criegern.de“). Auch diese Arbeiten präsentierte ich in einem ehrgeizigen Projekt: #“Lustige Gesellschaft auf einer Gartenterrasse. Ein Bild-Bild-Diskurs über ein Gemälde des niederländischen Malers Jan Steen (1626-1679).“

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Graphic Novel forderte nun die eigene künstlerische Arbeit in ganz anderer Weise heraus. Sie war nicht mehr der umfassende Versuch ein Bild Steens unter Einsatz der Praxis noch weiter zu “öffnen”. Jetzt steht die eigene Praxis im Mittelpunkt und sucht in der (Wieder ) Begegnung ANREGUNGEN für die eigene Weiterentwicklung. Aber auch hier kann ich’s wohl nicht ganz lassen. Meiner eigenen Anforderung an eine Graphic Novel folgend , entwerfe ich Bilder, die meinen Umgang mit dem älteren niederländischen Kollegen lohnend und überzeugend darstellen. Hier also den älteren Gedanken einer “Transferstruktur” zum Anstoss nehmend.

English Summary

It is a long journey from reflecting an “iconologic structure” of an historic artwork to producing an own work in an dialogue with the elder work. When I talked about “Transferstruktur” in the year 1974 I didn’t mean my own artistic practice. This changed beginning 1984 and became an essential part of my work since 1996. When it came to a discussion of what a Graphic Novel makes special, I remembered my long experience with the “Company on a garden terrace” by Jan Steen (Metropolitan Museum New York) to design the actual picture.

#1974: „Die Transferstruktur- zum Gegenwartsbezug eines niederländischen Gesellschaftsbildes“. In: W.Ebert (Hrsg.) Kunstpädagogik´74. Festschrift für Reinhardt Pfennig.Düsseldorf 1974.

#1976: Fotodidaktik als Bildlehre. Berlin 1976, S. 125-157

#1981,1991(2.Aufl.) Bilder interpretieren, Düsseldorf 1981; S. 74-80

#1984 „Skizzieren als ikonologisches Training.“ In: Zeitschrift für Kunstpädagogik 1/1984

#2006: Lustige Gesellschaft auf einer Gartenterrasse. Ein Bild-Bild-Diskurs über ein Gemälde des niederländischen Malers Jan Steen (1626-1679), München 2006

#2008: „Lustige Gesellschaft auf einer Gartenterrasse“, http//: axel-von-criegern.de

#2009: Meine Bilder, Wasmuth 2009

Der alternde Künstler als ‚ansehnliche Ruine‘.(art77blog.axel-von-criegern.de Nr.260)

„Eine ansehnliche Ruine“, Acryl auf Blech, 50x64cm,©️Axel von Criegern,2020

Natürlich muss ich dabei grinsen: Der Bildtitel lässt sich auch biologisch auf einen 81 -jährigen anwenden. „Ansehnlich“ lässt sich als medizinisch-mitteleuropäisch-gesellschaftliche Leistung übersetzen und „ Ruine“ als balancierter Zustand des biologischen Verfalls.
Künstlerisch wollte ich nach einer Phase des Überdrusses meinen mehr als #20-jährigen Umgang mit Blech durch eine „wilde“ Bemalung in Frage stellen-allerdings ohne die geringste Zielvorstellung. Auf halber Strecke (Fläche) sah ich das Desaster auf mich zu kommen. Mein Grundmotiv für meine Blecharbeiten, dreidimensionale Bilder zu schaffen und Dimensionen zu durchwandern würde durch das Aufschneiden der „wilden“ Malerei in einen ästhetischen Abgrund führen-weder Fisch noch Fleisch.
Wenn man den #Theoretikern des künstlerischen Spät-und Alterswerks Glauben schenken will, hänge ich noch zu sehr an Vorstellungen des fertigen, harmonisch ausgewogenen, gefälligen Werkes. Einem Alterswerk angemessen, genial und anständig wäre es die Arbeit ungelöst, fragmentarisch, letztlich „unschön“ zu belassen. Zu meinem (geistig-seelischen) Glück geht mir aber „Genie“ ganz ab und „anständig“ war von Jugend an ein Reizwort. „I did it my way“. Also versuchte ich mit meiner Genie-untauglichen Harmonie-Bedürftigkeit den Schritt in den Abgrund abzuwenden. Ich mobilisierte ein zweites meiner künstlerischen Grundmotive, nämlich das Gitter oder Raster. Es lohnt die Schritte der Bändigung durch das Raster, bzw. Gitter zu studieren. Hier ereignet sich das eigentliche Drama des Blech-Bildes und nicht in der ‚wilden‘ Malerei.
Als ich vorhin meinen Freund Don Quichotte (Buchhändler und Philosoph) von meinen Überlegungen zur Alters-Ästhetik berichtete, meinte er, diese Distanzierung sei doch ein wichtiger Anfang. Aber von verbleibender Zeit war nicht die Rede….

# meine wichtigste Quelle war Landkammer, Joachim: „A portrait of the artists as old (wo)men. Spätstile: der alternde Künstler und die alternde Gesellschaft (auf die Musik bezogen), in: Jansen,Priddat,Stehr (Hrsg.): Demographie: Bewegungen einer Gesellschaft im Ruhestand; multidisziplinäre Perspektiven zur Demographiefolgenforschung. Wiesbaden, VS-Verl. für Sozialwissenschaften,2005, S. 275-322.

#Vergl. Axel von Criegern „…alles Blech!“,Tübingen 2014

#Axel von Criegern: Dramaturgie eines Bildes. Auseinandersetzung mit Jan Steen (1626-1679) „Abfahrt von einem Wirtshaus“(Staatsgalerie Stuttgart),Giessen, Tübimgen 2004

#Axel von Criegern: Meine Bilder. Wasmuth 2009

English Summary

Öl in Is there something special and remarkable in the works of old artist, composers, authors? This is an important item of interdisciplinary discussion. When I had the feeling of a stand still in my daily artistic business this questions touched me quite personally. Should I continue my metal work as usual? I decided to try a „wild“ painting on an aluminium sheet. When I tried to cut the metal and transform it in a relief it was a dead end . Cuts and paint didn’t come together. From a very interesting paper (look above Landkammer) I learned that unfinished, works left ; (think of Michelangelo’s Pieta’ Rondanini) in an almost rude style are typically for old artists. Although I am now 81 I couldn’t stand that and finished the painted relief employing a different style for the rest of it (the grid). So I abandoned the chance to become a genius. But maybe I have some more days left to try it again!