„Mondrian und Steen“, Mixed Media auf Papier, 43x56cm, Axel von Criegern 2021
Dieses Thema wirkt sehr willkürlich-und ist es auch zu einem gewissen Grad. Es beschreibt eine Situation, in die ich nach Abschluss des Akademie-Studiums und meiner Entscheidung an der Uni Tübingen KUNSSTGESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE zu studieren, geraten bin. Eigentlich wollte ich über Mondrian arbeiten, aber mein zukünftiger „Doktorvater“ Günter Bandmann (ein sehr bedeutender Kunsthistoriker und Ikonologe), riet ab. Ein großer Gelehrter, Michel Seuphor, würde gerade an einer Mondrian-Biographie arbeiten. Er schlug die Ikonografie der Lustigen Gesellschaftsbilder des mir wenig bekannten niederländischen Malers Jan Steen vor. Hups, einen größeren Gegensatz konnte ich mir kaum vorstellen. Warum ich damals auf den Vorschlag einging, verstehe ich heute besser: Für beide Pole, die Askese Mondrians und das pralle Leben und dessen Bilder und Symbole in der niederländischen Kunst, hatte und habe ich eine Schwäche. Das ist natürlich sehr salopp ausgedrückt, denn die Polarität gehört zur Menschheitsgeschichte und gab den Mythen, Legenden und Märchen ihre Spannung. Es war eher meine dramatische Ader, die damals angesprochen wurde. Das Studium war in verschiedener Hinsicht aufregend. Zum einen gehörten Reisen nach Belgien und Holland dazu, Tage und Wochen in Museen, in ehrfurchtgebietenden Bibliotheken und Graphischen Kabinetten,die Lektüre der alten niederländischen Dramen, Sprichwörter, Emblem-Sammlungen, das Erfassen des Steenschen Werkes mit einer annähernd weltumspannenden Korrespondenz und vielen Stunden im „Rijksbureau vor Kunsthistorische Dokumentatie“ in Den Haag und seiner Fotothek. Unter dem Einfluß der FRANKFURTER SCHULE und der studentischen Revolten gewann das Studium dann an Dramatik. Für mich wurde das Studium des Strukturalismus (zuerst der französische und dann der tschechische ) und der Semiotik wichtig. Bei Roland Barthes (u.a. seine „Rhetorik des Bildes“) erlebte ich die Aufwertung des Trivialbildes, bei Adorno u.a. die herbe Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Ästhetik. Für meine eigene künstlerische Arbeit wurde die POP Art, das Comic, Fotografie und Film wichtig. Dazu kamen spannende Erfahrungen als Lehrer in einer spannenden Zeit. Klingt alles in allem nach furchtbarer Selbstberauschung und ist es natürlich auch. Wichtiger ist es aber exemplarisch einen Einblick in die gesellschaftliche Situation, die die Generation von uns heute Ur-Alten geprägt hat, zu bekommen. Natürlich gehören dazu banale Dinge, wie die eigene Karriere und in Verbindung damit die Veröffentlichungen und nicht zuletzt, wie sich da die künstlerische Entwicklung abgespielt hat. In diesem Zusammenhang muß auch mein Verständnis der künstlerischen Praxis bei der Erforschung der Kunstgeschichte gesehen werden.
#Eine ausreichend umfassende Bibliographie findet sich in: art77blog. axel-von-Criegern.de „Wie geht Kunst?“ edition cantz, 2019
Zum Beitragsbild: Nach dieser Vorgeschichte ist klar, daß ich bei Steen die vielschichtigen Strukturen in und unter seinen fröhlichen Gesellschaften gesucht und betont habe. Das gilt auch für die „Gesellschaft auf einer Terrasse“, die im Metropolitan Museum in New York hängt. Wenn man sich bemüht, kann man gegenständliche Bezüge aus dem New Yorker Bild im Raster meines Bildes erkennen, das in der vergangenen Woche entstanden ist.
# Vergl. meine homepage, die ausschließlich die Auseinandersetzung mit Steen behandelt: www//: axel-von-Criegern.de
English Summary
On the first glimpse a ´merry society´of Jan Steen looks pleasant and the people very relaxed. This is true. My opinion is that the base of those paintings is a elaborated structure. In my studies a early love for Piet Mondrian met Jan Steen.