Piet Mondrian (1872-1944) und Jan Steen (1626-1679)? (Art77blog.axel-von-Criegern.de Nr.278)

„Mondrian und Steen“, Mixed Media auf Papier, 43x56cm, Axel von Criegern 2021

Dieses Thema wirkt sehr willkürlich-und ist es auch zu einem gewissen Grad. Es beschreibt eine Situation, in die ich nach Abschluss des Akademie-Studiums und meiner Entscheidung an der Uni Tübingen KUNSSTGESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE zu studieren, geraten bin. Eigentlich wollte ich über Mondrian arbeiten, aber mein zukünftiger „Doktorvater“ Günter Bandmann (ein sehr bedeutender Kunsthistoriker und Ikonologe), riet ab. Ein großer Gelehrter, Michel Seuphor, würde gerade an einer Mondrian-Biographie arbeiten. Er schlug die Ikonografie der Lustigen Gesellschaftsbilder des mir wenig bekannten niederländischen Malers Jan Steen vor. Hups, einen größeren Gegensatz konnte ich mir kaum vorstellen. Warum ich damals auf den Vorschlag einging, verstehe ich heute besser: Für beide Pole, die Askese Mondrians und das pralle Leben und dessen Bilder und Symbole in der niederländischen Kunst, hatte und habe ich eine Schwäche. Das ist natürlich sehr salopp ausgedrückt, denn die Polarität gehört zur Menschheitsgeschichte und gab den Mythen, Legenden und Märchen ihre Spannung. Es war eher meine dramatische Ader, die damals angesprochen wurde. Das Studium war in verschiedener Hinsicht aufregend. Zum einen gehörten Reisen nach Belgien und Holland dazu, Tage und Wochen in Museen, in ehrfurchtgebietenden Bibliotheken und Graphischen Kabinetten,die Lektüre der alten niederländischen Dramen, Sprichwörter, Emblem-Sammlungen, das Erfassen des Steenschen Werkes mit einer annähernd weltumspannenden Korrespondenz und vielen Stunden im „Rijksbureau vor Kunsthistorische Dokumentatie“ in Den Haag und seiner Fotothek. Unter dem Einfluß der FRANKFURTER SCHULE und der studentischen Revolten gewann das Studium dann an Dramatik. Für mich wurde das Studium des Strukturalismus (zuerst der französische und dann der tschechische ) und der Semiotik wichtig. Bei Roland Barthes (u.a. seine „Rhetorik des Bildes“) erlebte ich die Aufwertung des Trivialbildes, bei Adorno u.a. die herbe Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Ästhetik. Für meine eigene künstlerische Arbeit wurde die POP Art, das Comic, Fotografie und Film wichtig. Dazu kamen spannende Erfahrungen als Lehrer in einer spannenden Zeit. Klingt alles in allem nach furchtbarer Selbstberauschung und ist es natürlich auch. Wichtiger ist es aber exemplarisch einen Einblick in die gesellschaftliche Situation, die die Generation von uns heute Ur-Alten geprägt hat, zu bekommen. Natürlich gehören dazu banale Dinge, wie die eigene Karriere und in Verbindung damit die Veröffentlichungen und nicht zuletzt, wie sich da die künstlerische Entwicklung abgespielt hat. In diesem Zusammenhang muß auch mein Verständnis der künstlerischen Praxis bei der Erforschung der Kunstgeschichte gesehen werden.

#Eine ausreichend umfassende Bibliographie findet sich in: art77blog. axel-von-Criegern.de „Wie geht Kunst?“ edition cantz, 2019

Zum Beitragsbild: Nach dieser Vorgeschichte ist klar, daß ich bei Steen die vielschichtigen Strukturen in und unter seinen fröhlichen Gesellschaften gesucht und betont habe. Das gilt auch für die „Gesellschaft auf einer Terrasse“, die im Metropolitan Museum in New York hängt. Wenn man sich bemüht, kann man gegenständliche Bezüge aus dem New Yorker Bild im Raster meines Bildes erkennen, das in der vergangenen Woche entstanden ist.

# Vergl. meine homepage, die ausschließlich die Auseinandersetzung mit Steen behandelt: www//: axel-von-Criegern.de

English Summary

On the first glimpse a ´merry society´of Jan Steen looks pleasant and the people very relaxed. This is true. My opinion is that the base of those paintings is a elaborated structure. In my studies a early love for Piet Mondrian met Jan Steen.

„Wir sind die Kunstgeschichte!“ Spurensuche nach dem Einfluss eines Bildes von Jan Steen.(art77blog.axel-von-criegern.de Nr.277)

„Dry Aged Steen“ Farbstifte, Acryl-Marker, Blackliner 2021 ©️von Criegern2021

Im nächsten Kapitel meiner Graphic Novel verfolge ich Spuren einer #“Lustigen Gesellschaft auf einer Gartenterrasse“ Jan Steens(1626-79) in meiner eigenen Arbeit über Jahrzehnte. Ich werde mit meiner ersten Begegnung mit dem Maler im Studium der Kunstgeschichte an der Universität Tübingen 1965/66 beginnen. In Stufen will ich dann die andauernde Faszination dieses Malers am Beispiel der „Lustigen Gesellschaft“ in sehr unterschiedlichen Ausformungen belegen. Ich finde es spannend wie notwendigerweise kulturgeschichtliche, wissenschaftliche,biografische und künstlerische Strömungen in diese Arbeit eingehen.

Das Bild „Dry Aged Steen“ entstand in der vergangenen Woche bei der Planung dieses Kapitels. Ohne direkten Bezug zu dem New Yorker Bild zeigt es Elemente der Gruppe der „Fröhlichen Gesellschaften“ Steens wie den trinkfreudigen Alten, die verführerische junge Frau, das Kind und den immer gleichen Hund.

#H. Perry Chapman, Wouter Th. Klöckner, Arthur K. Wheelock Jr. u.a. „Jan Steen. Maler und Erzähler“, Belser Verlag Stuttgart/Zürich, RijksmuseumAmsterdam, National Gallery ofArt Washington , 1996 , Abb. 48: „Lustige Gesellschaft auf einer Terrasse. Um 1673-1675…Öl auf Leinwand, 141,5 x 131 cm; New York, The Metropolitan Museum of Art. Fletcher Fund“.

English Summary

The next chapter of my Graphic Novel will deal with the Garden Party of the Dutch painter Jan Steen (1626-1679) in the Metropolitan Museum in New York. The background of this task is the fact that I worked with this painting already since over 40 years beginning with my art history studies 1965/66. For years I employed this work as subject for models and practices in art education and and appreciation. In the nineties I switched to an artistic approach including essays, books, catalogues. So I want to track a long co-operation with my 400 years elder friend. The starter is a mixed media work on paper, which I produced last week. Here I designed some of Jan Steen motives -the drinking and cheering grandfather, the seductive young lady, a child and Jan Steens dog, that appears on many of his pictures.

„My Graphic Novel“: Leda #von rechts nach links (art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 276)

‚Leda von rechts nach links‘ ist wörtlich gemeint. Der Mythos von der jungen Königin #Leda und Göttervater #Zeus in Gestalt eines #Schwans ist uns als Erzählung vertraut. Und er ist uns von links nach rechts geschrieben vertraut. Nachdem ich die ersten zwei Seiten gestaltet hatte, wurde mir klar, dass ich hier schrittweise nicht zum Ziel einer #grafisch perönlichen Erzählung kommen würde. Mit einem Trick befreite ich mich von dieser Zwangsvorstellung. Ich setzte mit Absicht einige abstrakte Zeichen ganz an den rechten Rand, also ans Ende der Erzählung und arbeitete mich von dort nach links vor. Einiges ist dazu anzumerken. So wurden die Zeichen in der linken Hälfte größer. Das bedeutet, dass die Geschichte im linken Bereich wichtiger wurde. Ob das mit dem Beginn der Erzählung erklärt werden kann, weiss ich nicht. Mir fiel auch auf, dass gegen Ende meiner Arbeit der Drang die Seite zu homogenisieren, Sprünge und Risse zu kitten, größer wurde. Gut erkennbar sind die beiden tiefschwarzen Partien links und rechts, die so entstanden. Auch die zuletzt geschriebene Zeile mit griechischen Buchstaben gibt dem Gefüge Halt. Ob das ein Schritt zu einer #eigenen grafischen Erzählform ist, weiss ich nicht. Schon beim Gedanken an das nächste Kapitel zu Jan Steen wird mir himmelangst und bange. Also zumindest ein grafisches Abenteuer!

English Summary

After the first two pages of the Leda-story I was terrorized by the feeling of being caught in a prison. The prison has many names: literature, narrative, writing, lecture e.a. In other words: I couldn’t see a chance for my ambitions to tell my personal Graphic Novel. In an act of desperate liberation I neglected the ‚right‘ way and posted some abstract signs at the very right end of the page. From there I designed the page step by step towards the left side . Certainly a liberation, but what fore? So the adventure goes on!

#Leda
#personal Graphic Novel
# ‚from left to right‘

„My Grapic Novel“: Die Rolle des Stils ( art77blog.axel-von-criegern.de Nr. 275)

Als ich am vergangenen Freitag die Bedeutung der Aktualität für meine persönliche Graphic Novel herausgestellt habe, habe ich eine, wahrscheinlich die zentrale Aktualität, übersehen. Das ist der aktuelle Stil, einschließlich der ‚Tagesform‘ des Künstlers.
Nun ist die Stildiskussion „out“. Es ist also eine ganz persönliche Erfahrung, der ich diesen Namen gebe. Bei der „Leda“-Arbeit, die ich vergangene Woche beschrieben habe, hatte ich das Gefühl, dass ich draußen blieb. Bei einem zweiten Blatt habe ich die unterschiedlichen Bilder und Ausschnitte durch eigene Zeichen zu verbinden versucht. Daraus wuchs die Überzeugung, dass ich besser mit meinen # Zeichen beginnen sollte. Das Thema müsste dann während der Seitengestaltung ‚zuwachsen‘. Ich wählte Farbstifte, die mir wegen dem „all in one“ gefallen. Indem ich an der rechten Blattkante begann, behinderte ich den thematischen ‚Illustrations-‚Fluss‘. Das Tolle war mein Gefühl mich auf festem Boden zu bewegen. Und da war es offensichtlich auch für das Thema kein Problem sich unter die Zeichen zu mischen: der Schwan, die Initialen „K“lytemnestra, „H“elena, C, P und L. Bis heute habe ich die Häfte des Blattes gefüllt (s.Beitragsbild). Es gibt also noch zu tun und zu berichten. Sehr gespannt bin ich, ob und wie es gelingt, meine Erfahrungen mit Jan Steen vom Zeichenansatz her neu darzustellen.

# Axel von Criegern. „vor-schriften“/„vor-bilder“. Texte und Zeichnungen. Rottenburg a.N. 1996

English Summary
Although „style“ is an old fashioned word , it became last week an actual and crucial meaning for me ( art77blog Nr.274) . I worked hard with subject „Leda and the swan“, but had the feeling that there is something wrong. In a kind of reset I abandonded the familiar images and started to draw with color pencils using my store of ‚abstract‘ signs. My feeling switched now to happiness and „home coming“. Obviously it was the
‚actual style‘ for the solution of my problems.