Axel von Criegern: Sitzende Dame mit Kind, 2018, Acryl auf Leinwand, 100x80cm
Der ‚Quereinstieg’ in ein 350 Jahre altes Bild (Jan Steen, „Fröhliche Gesellschaft“, Vergl. Art77blog,Nr.143) über die gemalten Spitzen, brachte mich in einem zweiten Schritt zu einer schwarz grundierten Leinwand. Leider sackten die leuchtend gedachten Acrylfarben rasch in den Grund ein. Ich mischte mit weiß. Aber selbst dann wirkten die Farbflächen verloren auf dem Schwarz. Mit dünnen Linien deutete ich einen Stuhl an. Dieselben Linien definieren aber auch den Bild-Raum und „verorten“ die lose angeordneten Farben. Das konzentrierte und intensive Arbeiten über Tage hinweg hat mir gut getan und ich war sicher die „Schwarzarbeit“ fortzusetzen.
English Summary
When I tried to transfer my experiences with colours on black from the computer( see Nr. 143) to canvas, I didn’t exspect that the colours would literally drown in the black. I had to blend them with white. It was like working on the surface of a deep, dark sea. Lines marking a spacial structure became important. I liked this kind of work and was sure to continue this experiment.
Es war an der Zeit ein neues Thema zu finden um unser Zwiegespräch fortzusetzen. Beim intensiven Betrachten eines seiner ‚Paradebilder‘ , der großen „Fröhlichen Gesellschaft“ im Mauritshuis Den Haag („Wie die Alten sungen…“), stieß ich auf seine hohe Kunstfertigkeit Spitzen zu malen. Andere Kollegen konnten das noch faszinierender, man denke nur an Frans Hals; aber Steen eben auch. Für mich war das mal ein Zugang , der nicht ikonographisch, sondern handwerklich war. Meine erste Reaktion war ein Versuch mit ‚My Brushes‘ auf dem iPhone. Ein lustvolles Kritzeln mit ganz feinen Linien auf tiefschwarzem Grund. Die übrigen Formen knüpfen zwar an Steens Komposition an, folgen aber dem malerischen Weg die Leuchtkraft von Farben auf Schwarz zu erkunden. Für viele mag das banal klingen, bei mir fielen diese Studien mit der Lektüre der Schriften MaxLiebermanns zum Verhältnis von „Phantasie“, Inhalt, Thema einerseits und Malerei und Handwerk andererseits, zusammen. Vom Zeichnen und plastischen Techniken kenne ich die Bedeutung der einzelnen Schritte als maßgebliche Bausteine des Ganzen, in der Malerei hatte ich mich dem bisher kaum anvertraut. Zu Liebermann kam ich von Heinrich von Kleists Schrift „Vom allmählichen Verfertigen der Gedanken beim Sprechen“. Letztlich ging es bei mir darum den einzelnen gestalterischen Schritt als Schritt zur Kunst, als Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Kunstwerk zu verstehen . Ein Schritt, in dem alles zusammentraf: Denken, Träumen, Fühlen, handwerkliches Können, Erfahrung,Wissen,Kritikfähigkeit,Selbstbewusstein. Jan hilf, Ich möchte das Lernen!!!
EnglishSummary
Tryinga new approach to old Jan Steen, I focussed on the ability of the dutch painters to realize brussels tips. With My Brushes I designed fine lines on a black ground. It was a book of the fantastic painter Max Liebermann on „Die Phantasie in der Malerei“, that convinced me to give the single brush strike a crucial basic importance. Another impact had an essay of Heinrich von Kleist withthe wonderful subject „Über das allmähliche Verfertigen der Gedanken beim Sprechen.“
Der Titel dieses Beitrags bezieht sich auf die nicht ganz unumstrittene Inschrift auf dem Rahmen des Maulbronner Altars des Lucas Moser ‚ Schri kunst schri‘ , allerdings nicht als Klage, sondern als Aufforderung an die Künstler, über ihre Arbeit aufzuklären. Denn das können nur sie allein. Sie sind und bleiben die einzigen Zeitzeugen der Voraussetzungen, Bedingungen und Durchführung ihrer Kunst. Wer sonst sollte ihre Ängste, Triumphe, Besessenheit, Kalküle, Ringen um Orientierung und die Vielzahl von Einflüssen ermessen? Für dieses Wissen gibt es keinen Markt oder Ranking, es berührt die menschliche Gesellschaft als ganze. Spätestens bei der Begegnung mit Künstlern anderer Länder und Kulturen wird einem die notwendige Aufklärung bewusst.m
EnglishSummary
Its a duty for artists to let people know about the conditions of their work, their emotions, impact, speed, craft, hope and delusions, doubts and triumph. For an illuminated society this is more important than a work itself. If this seems to be weird to you, just think about a global world and how hard it is to get access to its art.
Unter dem Titel „Bach- I did it my way“ habe ich zum selben Thema einen kurzen Film bei YouTube in meinen account ‚ Axel von Criegern’, eingestellt.
Bei der künstlerischen Arbeit höre ich, wie viele andere auch, gern Musik. Johann Sebastian Bach ( 1685- 1750) gehört nicht dazu. Als sich aber 8 Künstler*innen des Tübinger Künstlerbundes zusammentaten, um für eine Ausstellung Bach zu bearbeiten, fühlte ich mich dennoch (oder deswegen?) angesprochen. Zumindest eine gute Gelegenheit um darüber nachzudenken, warum ausgerechnet Bach nicht? Seine Musik und ihn selbst als historische Persönlichkeit empfand ich immer als wenig anregend, humorlos und „lutheranisch“. Für eine künstlerische Auseinandersetzung ein ziemlich harter Brocken. Verblüffend waren die Aussagen von Freunden*innen , dass für sie Bach der Größte sei. Ich hatte mich als Banause ge-outet. Also: viel hören, lesen und vorsichtige Annäherung. In unserer bescheidenen CD-Sammlung fand ich immerhin die ‚Brandenburgischen Konzerte’ und die Suiten für Cello. Ein großes Erlebnis war dann, dass und wie sich Bach allmählich in meiner Arbeit ausbreitete. Ich achtete verstärkt auf Planung, Systematik und Sorgfalt. Je mehr ich mich von meinem Vorurteil entfernte, umso mehr schmolzen Musik und meine künstlerischen Formen zusammen. Seine unstillbare Lust am Variieren wirkte ansteckend, wenn es um das Treiben und Punzen von Metall ging. Ich verzichtete zum Schluss auf Farbe und blieb bei plastischen, feinteiligen Variationen. Das Material, Struktur,Rhythmus und das Spiel des Lichts bilden einen Teppich, den ich mit dem Strömen Bach’scher Klänge verband. Die vorläufig letzte Arbeit ( s.Bild) zeigt, dass sich Strenge sehr wohl mit Lust am Übermut verbinden kann. Ich hatte gehofft, dass die auf einer Druckplatte gefundenen Noten zu Bach passen würden. Das taten sie allerdings nicht. Dass sie aber aus einer Messe des Bach-Wiederentdeckers Felix Mendelssohn-Bartholdy stammen, ist doch auch eine Pointe!
English Summary
I am not a natural freak of Johann Sebastian Bach and his music. But studying together with a group of artists his music on behalf of an exhibition, I listened fore some month ‚Bach‘. Suites, concerts, songs, all kind of church music. When I tried to practice my newly acquainted knowledge in cutting, punching and folding metal sheets, my work became more elaborated, geometrically straight. I felt a strongimpact and enjoyed it. Thank you Johann Sebastian!