Und nu isses fertig?—?—.(art77blog.Axel-von-Criegern.de;Nr.424)

„Vier-Füßler“, Nußbaum, H.19 cm, 2024

Nachdem ich im letzten Post (Nr. 423) die entscheidenden Schritte bei der Entstehung der kleinen Nußbaum-Figur beschrieben habe, steht heute die Fertigstellung als Thema an. Das war im Wesentlichen der Schliff und Korrekturen des Innenraums und der dorthin führenden Löcher und Kanäle. Ich hatte Schleifpapier  mit der groben Körnung von 100 über 180 , 240 bis zum Feinschliff 400 zur Verfügung. Für die Bearbeitung der Höhlen im Inneren habe ich noch einmal den Bohrer und feine Eisen eingesetzt. Spannend war das Hervortreten der Maserung beim abschließenden Einlassen mit Orangenöl.und der Politur mit Tuch und Bürste. Bei meiner ersten Kritikerin in Gestalt meiner Frau folgte auf die spontane Begeisterung ein paar Stunden später die lachende Feststellung, daß sie in einem unkontrollierten Moment meine neue Figur für eine der älteren gehalten hätte. Das ist absolut ernüchternd, entspricht aber auch meinen eigenen Beobachtungen, daß sich Skulpturen während der Bearbeitung immer mehr begrenzten Urformen annähern. Als sich mein Freund Michele ähnlich nonchalant dazu mit dem Hinweis äußerte, dass ich auch einmal etwas anderes machen könnte, war ich ziemlich irritiert. Das war für mich gelegentlich vor 60 Jahren eine Option, aber heute nicht (mehr). Wenigstens habe ich gestern Abend noch mit einem Grafit-Stift eine Skizze gemacht, die wahrscheinlich einen anderen Einstieg erforderlich macht. Mal sehen.

Grafit-Skizze

 

 

 

„Siebzehn Jahr…“ (Nr. 83)

AvC, „Sehnsucht „, 59×46 cm, Öl auf Hartfaserplatte. Sign „. AXEL 56“

Ich stöbere im Keller, suche eigentlich etwas ganz anderes und stolpere über ein völlig verschmutztes Gemälde. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Leider kein Rembrandt, aber unzweifelhaft ein früher Criegern. Ein Zeitsprung von 61 Jahren. Was war 1956? Meine Schulstadt Göppingen war Maschinenbau-Stadt. Wir Jungkünstler waren ein überschaubares Häuflein. Klaus Heider war der älteste und kam aus einer ausgeprägt künstlerischen Familie. Wir anderen, einschließlich meinem ein Jahr älteren Schulfreund Fritz Weigle, der als F.W. Bernstein Karriere machte, kamen aus einem bürgerlichen Milieu. Mir gings in der Schule nicht schlecht. Ich bekam ein eigenes Atelier über der Feuerwehr gegenüber, das ich dann allerdings, weil mich der Mathelehrer, der zudem Rektoratsassistent war, mit einem Mädchen, vielleicht mit der Schönen auf dem Bild dort erwischte, schnell wieder verlor. Über einen wunderbaren älteren Maler, Helmut Baumann, den es nach Göppingen verschlagen hatte und der bei der VHS einen Kurs anbot, kam ich mit der klassischen Moderne Frankreichs in Berührung. Mit Abstand der Jüngste verehrte ich ihn als Botschafter der großen Kunst. Immer in schwarzem Anzug mit Weste, leicht mit Farbe bekleckert, mit Stapeln von Leinwand und Malpappe kehrte er Ende des Sommers aus der Provence zurück. Auch die Tanzstunde muss in dieses Jahr gefallen sein. Mädchen- Erfahrungen, bescheidene sportliche Erfolge und die französische, besser die Pariser Kultur stützten den Jungen-Alltag. Solche gestreckten Figuren wie auf meinem Bild waren durch Modigliani, Bernard Buffet, einen ziemlich vergessenen Maler, aber auch Matisse u.a. „en vogue“. Es war aber auch die Zeit der „tristesse“, des Chanson, Sartres. Davon spricht die in sich gekehrte Haltung der jungen Frau auf dem Bild.  17 Jahre alt zu sein, war nie einfach.