Animieren in Zeiten der Über-Animation(art77blog.axel-von-Criegern Nr.213)

Lost in animation“. Aluminium,Acryl-Stifte, 21×14 cm. ©️Axel von Criegern,2019

Animieren heißt etwas “beseelen“, heute aber auch zu etwas anregen („Animierdame“). In meiner eben zu Ende gegangenen Ausstellung „Wie geht Kunst?“ ist mir das unangenehm aufgestoßen. Die Haltung vieler Besucher habe ich als Spaß- und Konsum-orientiert interpretiert. Nur wenige Menschen waren erkennbar bereit sich auf Kunst einzulassen. Vielleicht auch in einer Jahreszeit zu viel verlangt, in der es überall aufreizend blinkt und jault. Also: wie kann man als Künstler gegen die Überanimation steuern, ohne „aus der Zeit zu fallen?“ Im Falle der kleinen Blechfigur, die ich gerade fertiggestellt habe, wollte ich eine meiner Kunst-Methoden (vergl. Art77blog, Nr. 121, Februar 2018) beleben und animieren. Das Raster mit seinen bunten Zeichen greift in den Raum und wird zum Schluss noch auf einem Plattenspieler gedreht und von einem gesprochenen Text begleitet (s. Instagram Axel von Criegern). Nicht nur hier ist es mir dabei wichtig, dass die Präsentation nicht die Substanz überformt und den Betrachter „platt macht“, sondern die Wahrnehmung anregt um sich dem zu nähern,was Kunst vermitteln kann.

English Summary
Walking through a shopping mall I realized that right now before Christmas season there is a hell of blinking and screaming – and why, what for? To distract from the miserable, cheap toys and decoration stuff. As artists we need ways of presentation- in our own work, art shows, journals. One of my „Leitideen“ is to move my art, „animate“ it in one or the other way. That hasn“t to be perfect, but decent just so far to catch an eye.


# art77blog.axel-von-Criegern: „Wie geht Kunst?“ edition cantz,2019( with engl. subtitles)
# „Wie geht Kunst?“ 5 Videos der Ausstellung Oktober/November 2019 in Tübingen in Youtube Axel von Criegern/art77blog
# 5 Kurzvideos auf Instagram (Axel von Criegern)“Wie geht Kunst?“

Eine künstlerische Streitkultur? (109)

A v C :„Kunststreit“. 9×5 cm, Acryl, 2017 ©

Keine Frage: Deutschlands Kunst-Kultur ist Zeichen einer funktionierenden Demokratie. Ist sie das? Kunst-Demokratie bei uns heißt : Alles geht, und jeder ist ein Künstler. Und wo ist der „Demos“, das Kunst-Volk? Sind wir ehrlich: An erster Stelle stehen die Märkte- Auktionen, Messen, Ranking–gefolgt von den Medien und Kuratoren. Für den Einzelnen sind noch die lokalen Marktplätze, Institutionen, Ingroups und Publikum wichtig. Wir haben unser Grundwissen über die Moderne: Der um 1900 einsetzende Wandel der Kunstproduktion und im Gefolge der Rezeption: Ready mades, Dada, Happening, Performance, Installation, Foto- und Medienkunst, usw. Wir nehmen noch nie dagewesene Mengen von Informationen zur Kunst auf. Unser Gehirn funktioniert wie ein Radar-Grät, kontinuierlich und rundum. Wenn Konflikte auftauchen, dann bekommen wir sie über die Medien mit. Wir begnügen uns persönlich mit den „kleinen“ Märkten und Meinungen in der Familie, Kollegen- und Freundeskreis.

Im politischen Jargon wird heute zur Entwicklung einer Streitkultur aufgerufen. Sollten wir das nicht auch für die Kunst beherzigen? Dann würden wir Kunst ernst nehmen. Dann müssten wir allerdings unser Verhältnis zur Kunst überprüfen, gelentlich den Kunst-Wellness-Bereich mit seinem unverbindlichen Info-Flow verlassen, eine Meinung bilden und bereit sein, diese auch zu vertreten!

English Summary

Democracy needs a Streitkultur. Why not in the arts? Here we don´t discuss or fight. We consume, we enjoy, are excited or disgusted and sometimes happier as before. But do we articulate feelings, opinions or critique? We must start and free ourselves from the predominance of auctions, rankings, curators, media, find out and defend our own opinion.

Ein Zufallsfund im Internet: Tübinger Debattierverein. Streitkultur e.V. www.streitkultur.de