Beim Ausdrucken einer Computer-Zeichnung schaute unten rechts der Ausschnitt eines alltäglichen Fotos heraus. Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist. Gewollt ist es jedenfalls nicht und das Foto stammt auch nicht von mir. Und letztlich weiß ich auch gar nicht warum ich den Fehldruck aufgehoben habe.
Bei #Maks Dannecker stiess ich vor kurzem auf den Begriff der #„besonderen Bildbereiche“. Da geht es um alle Arten von Zufällen, Fehlstellen, die ich bisher als wertmindernd eingestuft hat. Und ich begann meinen Fehl-Druck aufmerksamer zu betrachten. Meine #Wahrnehmung änderte sich: Das Stück Fotografie bekam ein eigenes, ästhetisches Gewicht, nicht mehr als absurde Störung, sondern als möglicherweise zugehörig. Bekam dadurch die Farborgie nicht erst ihre volle Wucht? Ich sah helle Fußstapfen, die von den Schuhen der Lichtfigur stammen könnten (der Himmel zwischen den Baumkronen). Dann noch die passgenauen Bildkanten ! Das ganze war plötzlich kein Katastrophen-Druck mehr, sondern eine gezielte, meisterhafte Pointe! So absurd das klingt, dürfen wir etwas nicht vergessen: die Geschichte der Kunst ist auch eine #Geschichte der Wahrnehmung. Was wir gegenwärtig als mehr oder weniger überzeugende Neuheiten feiern, sind aktuelle Belege dieser Veränderungen. Damit ändert sich auch das System der #Werte. „Richtig“ und „falsch“ gibt es spätestens seit Cezanne nicht mehr. Wir reagieren auf die künstlerisch-ästhetische ‚Stimmigkeit‘. Diese erschöpft sich aber längst nicht mehr in Harmonie und Schönheit. Die Frage erhebt sich: wer setzt dem ‚everything goes‘ Grenzen? Sieht man einmal vom Markt ab, dann kann die Antwort nur heißen : wir selbst- mit unserer Sensibilität,unserer Toleranz, Bildung und – unserem Anspruch. Wir sind gefordert hellwach am laufenden Kunst-Diskurs teilzunehmen. Schließlich geht es um unsere ureigenen Belange. So gesehen ist die spektakuläre Inszenierung der Selbstzerstörung eines Bildes von #Banksy im Rahmen einer Auktion ein drastischer Verweis auf einen besonderen Bildbereich und neue Dimensionen des „Bildes“.
„Besondere Bildbereiche“. Böblinger Kunstverein. 17.03.- 07.04.2019 Ralf Bittner, Angelika Blas-Bolsinger, Axel von Criegern, Thaddäus Hüppi, Sibylle Möndel u.w. Konzept:Maks Dannecker
‚Besondere Bildbereiche‘ refers to artworks that are usually underestimated on behalf of some damages or not satisfying performance. This post asks for a re-eveluation, a different perception of such works.