An der Mündung Gartenstraße lehnen zwei junge Frauen entspannt an einer Mauer und jede hat ein übergroßes iPhone oder MiniPad in der Hand. Heute ein gewohnter Anblick. Auffallend ist, daß jede auf einer Seite der Gittertür lehnt, die zur Burschenschaft „Germania“ führt. Synchron tippen sie in die Geräte. Ganz offensichtlich kommunizieren sie nicht miteinander und daß sie bei der Burschenschaft Einlass suchen, ist unwahrscheinlich. Auffallend ist auch, daß sie, wie zu einer Performance aufgestellt, beide in Richtung der belebten Kreuzung stehen.
Diese Choreografie ist es, die meinen Blick anzieht. Ihre Haltung ist ausgesprochen graziös und die elegante Bewegung führt von den lässig übereinander geschlagenen Beinen nach oben zu den schwarzen Geräte-Rechtecken. Ein stiller Moment in einem bemerkenswerten pas de deux.
Rückblickend denke ich, daß die Tür eine wichtige Rolle bei dieser „Performance“ spielte. Man nimmt die beiden Frauen gleichsam als Rahmenfiguren, die dem Eingang Gewicht geben, wahr. Diese Betonung verleiht dem Durchblick durch das Gitter etwas Geheimnisvolles. Beim Zeichnen entstand aus diesem Gefühl heraus die Figur eines alten Mannes in der Art der antiken Philosophen, der brüchig und ein wenig geisterhaft in diesem Moment zwischen seinen Musen hervortreten könnte.
Der eigentliche Anreiz dieser Alltagsszene , das was sie für mich zum Motiv machte, war aber das Absurde. Zwei junge Frauen stehen selbstvergessen im hellen Sonnenlicht, völlig unbeeindruckt vom Verkehrstrubel und sind von diesen kleinen Rechtecken, über die ihre schlanken Finger huschen, völlig absorbiert. Jenseits ihrer eleganten Performance, jenseits aller künstlerischen und poetischen Anmutungen muss es eine Welt geben, die die beiden in ihren Bann zieht, noch aufregender als… na ja, vielleicht ist es ja mein blog???!!!