Ich selbst bearbeite Blech seit ca.20 Jahren. Damals suchte ich ein statisch zuverlässiges, schneid- und formbares Material um im Zusammenhang mit meinen Arbeiten zu Jan Steen (1626-79) Figuren herzustellen. Eine andere Bedeutung bekam Blech später als Bildträger für mich. Dabei ging es mir um die Öffnung der Bilder nach hinten und vorn, um die „Befreiung des Bildes aus der Gefangenschaft in der Fläche“. Geschnitten und lackiert entstanden auf diese Weise Reliefs.
Wieweit Raster ( Vergl. „Rhythmus-Abstand-Raum“, art77blog, Nr. 121 und „Mein Film 3“ auf YouTube) auch für meine Blecharbeiten von Bedeutung sind, habe ich in den letzten Tagen am Beispiel eines Reliefs erprobt. In ein dünnes Blech aus einer Aluminium-Legierung habe ich als erstes ein Raster aus Quadraten geritzt (s. Bild oben). Ein Ausfüllen jedes Quadrats mit Zeichen, wie ich es im Post Nr. 121 demonstriert habe, wäre mit der Blechschere schwierig und erzwungen gewesen.Dagegen bekam das Raster während der Arbeit zunehmend die Funktion eines Orientierungs-und Dialogsysrems. Ich orientierte mich zwar an den Feldern, aber mehr im Sinne einer Heruasforderung, auf die es zu reagieren galt.
Bisher habe ich Blechreliefs vor allem geschnitten und bemalt. Bei dieser Arbeit entschied ich mich für eine grafisch-plastische Bearbeitung in Form von Texturen und Strukturen , für die ich alle möglichen Werkzeuge verwendete. Das Verfahren selbst ähnelt einem Web-oder Knüpfvorgang. So wie ich bei den Schnitten auf das Raster reagiert habe, sucht ich beim Punzen, Ziselieren, Gravieren einen Rhythmus, der auf das Raster Bezug nimmt. Zugegebenermassen ist das ein von Intuition bestimmtes Vorgehen, ein Spiel mit dem orthogonalen Gitter, ein mutwilliges Überspringen von Grenzen, ein kurzes Zusammenklingen um dann zu noch größeren Bögen oder filigranen Verdichtungen zurückzukehren. Dabei wurde mir aber wieder deutlich wie sehr ich auf dieses Wechselspiel von Regelhaftigkeit und Spiel fixiert bin. Es ist ganz offenssichtlich der Motor meiner Kreativität.
English Summary
Punching, driving, chasing of thin sheet metal is familiar to arts and crafts since at least 4000 years. Gold cups from Mykene or the discoveries in the tomb of Tut ench Amun are impressing examples. Today is this craft not in the focus of the arts. I use sheet metal since 20 years for statues and as picture area for paintings. Cutting the picture area with plate-shears produced reliefs, which I then painted with laquer. Following my thesis of a grid-based design (s. Nr. 121) I scratched a grid on an aluminium-sheet and worked than with all kind of tools, without colours, ony punching, hammering, pressing,chasing.The result is a texture with a particular rhythm. It is more a creative answer to the straight grid than following the order.