Spielen mit der Kunst hat für mich verschiedene Bedeutungen. Im Zentrum stehen offener Ausgang, spontane Idee, lockere Beziehung zu vorgegebenen Verhaltensweisen, Normen, Regeln. Über allem stehen aber Humor und Witz. Dabei kann sehr wohl ein dramatischer Ton anklingen. In der Oberstufe haben wir bei einem strengen Musiklehrer Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche, offensichtlich sehr eindringlich behandelt. Unvergessen bleibt die erschütternde, schrille Flöte bei der Hinrichtung. Das hat sich so bei mir eingebrannt, dass der Schelm, der noch bis zu seinem Ende lacht, mein Ideal wurde. Viel weiterreichend in Richtung „Charakter“ ist meine Angst vor dem fertigen Werk. Solange ich an etwas werkle, solange eine Dynamik am Werk ist, die einen selbst mitreißt, alles gut. Aber das fertige Werk kann doch nur elend sein, weit hinter die Vision des Guten zurückfallend. Und noch ein Beispiel: Gestern hörte ich Monty Pythons „Always walk on the bright side of life“, dass der falsche Jesus, alias Bryan, am Kreuz singt. Das ist was für mein Zwerchfell.
Nun mag man berechtigt fragen, was die beiden Fotografien mit dem Thema Spielen zu tun haben. Gestern war ein brillanter Tag. Ich stand in der Mittagspause vor dem Haus und hatte einfach Spass an den Wechselwirkungen von Licht und Schatten. Vom gelben Nachbarhaus hob sich eine lackierte ,sitzende Blechfigur ab. Ich habe nachgerechnet, daß ich die Figur (nach einem Bild von Jan Steen ) vor 17 Jahren an einen funktionslosen Pfosten geschraubt habe. Inzwischen ist er im Astwerk der benachbarten Feige fast verschwunden. Zusammen werfen sie den Schatten eines Tierkopfes mit Geweih. Das zweite Foto entstand aus Freude über den blauen Kinder-Handschuh, der über einen Eisenriegel an einer alten Holztür gestülpt ist. Für mich ist das einfach ein Witz, wenn ein Riegel mir die Hand reichen will anstatt den Riegel zurückzuschieben.
Was die Fotos zeigen sollen, ist eine andere Form des Spiels mit der Kunst. Sie beruht auf der Wechselwirkung unseres subjektiven künstlerischen Urteils und vorgegeben Formen , Farben , Perspektiven und Motiven.