„Wutbild“ ©️voncriegern 2022
Alexander Kluge äußert sich wiederholt zur Faszination der Stellen, an denen sich #Künste berühren. Er meint nicht den Musiker, der auch malt (Schönberg, David Bowey), die Schriftsteller/in, die zeichnet (Puschkin, Kafka, Grass) oder den Filmregisseur, der zu seinen Filmen Skizzen anfertigt (Eisenstein, Fellini). Er spricht von „Reibung“. Das hat mich persönlich getroffen. Ich war zeitlebens auf Versöhnung von Literatur,Drama, auf fruchtbare Potenzierung (Illustration, Comic ,Film), nicht auf Reibung bedacht. Vielleicht verstehe ich aber Alexander Kluge, den ich sehr schätze, hier auch falsch. Wenn ich an ein Gespräch zwischen Kluge und Georg Baselitz, das 2016 im Münchner Haus der Kunst stattfand, denke, fällt auf, daß Kluge ein Profiteur der Reibung ist. Während Baselitz Kluges Wissen rückhaltlos bewundert, genießt dieser die (sprachlich noch nicht umgesetzte) Breite an Deutungsmöglichkeiten und streut Beispiele seiner diesbezüglichen Arbeit, z.B. ein Gedicht zu einem Bild ein. Wenn Baselitz dagegen an seine Lektüre der frühen Berliner Tage erinnert (Beckett!), dann spricht er von Bildung, nicht von der Bedeutung für seine künstlerische Arbeit. Und selbst wenn Baselitz auf „Reibungen“ anderer Art verweist und sich als Außenseiter vom „Mainstream“ sieht und daher seine Identität (u.a.) ableitet, hat Kluge kein Problem lächelnd einzuwerfen: „Das verbindet uns!“
Das Außenseitertum bietet eine Chance, sozusagen den Strohhalm, nach dem ich gierig greife: Schließlich bin ich ein Künstler, der von Kunsthistorikern kunstpraktische Vertrautheit fordert, sein eigenes Werk deswegen gleich selbst aufarbeitet und Didaktikern der Kunst eine völlig überzogene Theorie-Hörigkeit vorwirft.
ICH SOLLTE MICH DOCH BESSER ZUR „AUTOGAMIE“ (BIOLOSICH:SELBSTBEFRUCHTUNG) BEKENNEN.DA IST DAS LEBEN WENIGER AUFREIBEND UND ALS SELBSTBEGLÜCKER BIN ICH UNSCHLAGBAR!
#Ich schreibe diesen Text unter dem Eindruck eines Videos auf YouTube, auf dem Alexander Kluge mit Georg Baselitz 2016 ein Gespräch führte. Das Video verweist auf ein Buch:“ Weltverändernder Zorn.Nachricht von den Gegenfüßlern.“ (Suhrkamp Bibliothek, 2017). Einen ähnlich nachhaltigen Eindruck hat bei mir das 2017 bei Luchterhand erschienene Gespräch Kluges mit Ferdinand von Schirach („Die Herzlichkeit der Vernunft)“hinterlassen . Zu meinem obigen „Wutbild“ (Das knüpft an art77blog.axel-von-criegern.de Nr.361 „Schocktherapie“,an)muß ich jetzt sagen, daß Kluge den „Zorn“ als den weitertragenden und hier sicher angemessenen Begriff verwenden würde; ging diese Wut doch wahrscheinlich auf tiefer liegende Ungereimtheiten zurück.
Meine Notizen zu diesem Beitrag.