Frühling

Ich nenne es Frühling. Nachdem art77blog Nr.331 vergangene Woche veröffentlicht war, nagte eine unterschwellige Unzufriedenheit an mir: War es nötig gewesen meine künstlerischen Leistungen so in Frage zu stellen? Irgendetwas ist da falsch gelaufen. Ich glaube alle kennen die Lähmung, die sich danach einstellte. Soll man nicht überhaupt den Bettel hinschmeissen?

Und dann kamen diese unglaublichen Sonnentage. Wie ein Hund im trockenen Laub rumschnüffelt, suchte ich den künstlerischen Sinn meiner Arbeit. Und füllte Seite um Seite. Am Ende war es der Rhythmus, der als Grundmotiv übrig blieb. Das Schreiben ging in frei schwingende Linien über. Diese entdeckte ich nun auch in der kleinen Buchsbaum-Arbeit, an der ich jeden Tag ein Stückchen weiter komme. Noch überraschender war der befreite Blick, der sich jetzt einstellte. Das Rot der kleinen Dickmadam leuchtete so belebend, daß ich beschloß eine der sich aus dem Schreiben lösenden Linienzeichnungen zu aquarellieren. 

Die sich zum Positiven wendende Sicht der Dinge bezog sich auch auf den sich  nun schon so lange dahinschleppenden Corona-Blues und den grausamen russisch-ukrainischen Krieg. Es war als ob sich das Ich aus der lähmenden Depression frei machte und die Nachrichten als solche wahrnehmen konnte.

Und jetzt komme ich zum Frühling zurück. Ein Blick in die Geschichte der Literatur, der Dichtung, der Buchmalerei und Kunst zeigt dieselbe euphorisierende Wirkung des Mythos Frühling. 

Und die macht offenbar auch nicht vor dem Alter halt!