Dem Bild sieht man nicht an, dass es aus einer Sinn-Krise heraus entstanden ist. Diese zeichnete sich im Blog-Post der vergangenen Woche ab (“Identitäts-Spiele”, Nr. 295). Da ich mich vor 16 Jahren aus dem akademischen Lehrbetrieb und vor 2 Jahren bewusst vom Ausstellungsbetrieb zurückgezogen habe, fehlen grössere Projekte und die damit verbundene Kommunikation. Mehr denn je muss es in mir selbst stimmen.
Jetzt wird es schwierig: Warum fiel mir in den letzten Tagen ausgerechnet der Name „Hegel“ ein? Also Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770 in Stuttgart geboren, im Tübinger Stift mit Hölderlin und Schelling ein begnadetes Trio gebildet, in Berlin auf schwäbisch gelehrt und daselbst 1831 gestorben. In den 1970er Jahren war bei den aufgeklärten jungen Leuten Hegels Philosophie hochbrisantes Bildungsgut. Aus dieser Zeit besitze ich zwei Bände seiner Vorlesungen zur Ästhetik mit einer Einführung von Georg Lukacs und vielen Randnotizen vor allem im ersten Band, bei den grundsätzlichen Überlegungen. Mit der nicht ganz erklärlichen Neugierde schaute ich jetzt nach Stellen, die mich heute noch erreichen würden. S. 22 Wurde ich fündig:
„Deshalb ist unsere Gegenwart ihrem allgemeinen Zustande nach der Kunst nicht günstig. Selbst der ausübende Künstler ist nicht etwa nur durch die um ihn her laut werdende Reflexion, durch die allgemeine Gewohnheit des Meinens und Urteilens über die Kunst verleitet und angesteckt, in seine Arbeiten selbst mehr Gedanken hineinzubringen; sondern die ganze geistige Bildung ist von der Art, dass er selber innerhalb solcher reflektierenden Welt und ihrer Verhältnisse steht und nicht etwa durch Willen und Entschluss davon abstrahieren oder durch besondere Erziehung oder Entfernung von den Lebensverhältnissen sich eine besondere, das Verlorene wieder ersetzende Einsamkeit erkünsteln und zuwege bringen könnte.“ (Hervorhebungen von mir)
Das „Verlorene“ ist das Ideal des Künstlertums in intakten kultisch-rituellen gesellschaftlichen Sytemen. Es lässt sich in einer von Reflexiomen bestimmten, modernen Welt um keinen Preis wiederherstellen. Durch eine Dominanz der “Reflexion“ wird die Kunst zerpflückt und aufgelöst und logischerweise durch die Philosophie ersetzt.
Und jetzt weiter ohne Hegel. Es ist egal unter welchen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen Verhälltnissen, Kunst kann nur in und durch einzelne entstehen. Das gilt auch für die Individuen in namenlosen Zeiten und in modernen Teams. Also hab´Vertrauen in deine Leistung. Sie gehört zu deiner Gesellschaft und ist somit „systemrelevant“. Die Hegelianer werden spätestens hier aufschreien. Aber in der für unsere social systems gebotenen Kürze sollen sie mir einen vergleichbaren Schlenker erst einmal nachmachen.
Und schließlich ist da ja noch mein (dialektisches) Krisen-Bild als Faktum.
English Summary
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) was the leading philosopher of the german „Idealismus“. I remembered from earlier studies his thesis of the arts substituted with philosophy. Looking up his lectures in esthetics, I stumbled across a basic paragraph. For Hegel is it almost impossible to be a good artist in a world of reflections. Hegels idea of the real artist is a construction But in the real world is it not a contradiction, but reality. It is constitutional for me and you to live and produce under the given circumstances.