“STYLE” Ist in vor allem in der jungen Alltagssprache und im weiteren Modebereich keineswegs die Übersetzung des Wortes “Stil”. Style bezieht sich auf den ganzen Lebens-Stil ,hat aber streng genommen damit nichts zu tun. Es ist das Wort einer anderen Zeit. Das wird beim Adjektiv “stylisch” noch deutlicher. ”Stilistisch” ist enger im Gebrauch.
Mich bewegten diese Gedanken als ich einer ganz anderen Sache auf der Spur war. Und zwar ergab es sich durch die kontinuierliche Arbeit mit den sozialen Medien, dass ich zwar jeden Tag künstlerisch arbeite, aber mit verschieden Funktionen und Zielen. Das eine Ziel ist mein wöchentlicher Freitags-Blog ”art77blog”, das andere habe ich mir dadurch ”eingebrockt”, dass ich die Woche über auf “Instagram” Präsenz zeige. Und wie eine Spange legen sich die Arbeiten darüber, die nicht in dieses Zeit-Raster passen. Irgendwie drängte sich mir die Frage auf, ob dieser Rahmen auf die einzelnen Prozesse und Produkte einwirken würde.
Durch dieses Zeit-Raster sehe ich die drei Arbeiten im weiteren Kontext von Lebensäußerungen, die zusammen ein in dieser Form unverwechselbares Leben bedeuten und formen.
Die Arbeit an der Skulptur aus Hartholz fordert Ruhe, Ausdauer, Verlangsamung des Denkens. Das grosse Papier lag im Atelier und forderte mich zu grösseren Malbewegungen mit den direkt davor stehenden flüssigen Acrylfarben heraus. Mit kleinen Holzkeilen ‚verzog‘ ich die Farbe. Den rechten und den linken Teil gestaltete ich an zwei aufeinander folgenden Tagen. Das hellere Licht und die sich wieder einstellende Heiterkeit gibt die linke Hälfte wieder. Auch die Grapheme wurden lockerer, bis hin zum scripturalen Blau links unten. Das kleine, 15×15 cm grosse Bild, entstand während des abendlichen ”Paar-Fernsehens”. Sehr selten faszinieren mich Sendungen so, dass ich ungeteilt aufmerksam sein kann und will. Das Papierformat lag noch vom vergangenen Abend auf dem Tisch. Ebenso die Farbstifte und der feine Blackliner. Durch dieses Vorgehen steht die jeweils entstehende Arbeit in einer Art von Serie. Dabei hat sich aber „etwas anderes machen“ als Motivation eingeschlichen. Neben allen Fortsetzungs-Merkmalen dominiert also die Opposition. Allerdings gibt es bei den kleinen Arbeiten kleine Korrekturen, kleine Akzente, die noch vor dem ins Bett gehen und am nächsten Morgen gesetzt werden.
Nun könnte ich in der Tradition der älteren Kunstgeschichte Merkmale herausarbeiten, die die „stilistische“ Zusammengehörigkeit belegen. Hier käme man zum „typischen Stil“ des oder der…Diesen Versuch habe ich abgebrochen , als ich die Chance sah die Lebenswirklichkeit mit einzubeziehen. Auch das konnte ich ja hier nur verkürzt leisten. Meine Notizen muss man sich in die Alltagserfahrungen eingebettet vorstellen -in einem Rhizom ästhetischer Erfahrungen und Entscheidungen. Und solche macht und trifft jeder Mensch kontinuierlich.
Und was hat das mit dem „style“ zu tun? Ich meine dass es bei diesem um kollektive, von ‚trends‘ geforderte ästhetische Verhaltensformen geht. Längst dienen sie nicht mehr der Klassen-Unterscheidung ,(die sich bezeichnenderweise des „Stils“ bediente), sondern folgen Moden, Medien und „Influenzern“. Der stimmige „style“ bietet (Schein-)Sicherheit.
So gesehen hat mein Beitrag eine erzieherische Komponente: wir müssen den „style“ als das verstehen, was er ist: Oberfläche. Lohnender ist es den eigenen Stil als Summe aller ästhetischen Aktivitäten bei sich sebst zu entdecken. Auf gehts!
English Summary
The difference between „Stil“ und „style“ is -as far as I know-specifically german. Generally spoken is ‚Stil‘ more old style, while ‚style‘ is more fashionable . In the plain translation both words are used in the arts, i.e. art history, art theory and esthetic. My art activities focus on the social media: art77blog every friday, daily work on instagram and larger projects depending on the reference to actual reflections. There’s a chance to watch and compare the production short term. So I stumbled into the question of a common style. In the language of young people „style“ and „stylish“ have a particular stand but it has nothing to do with art terms. It’s more social. Discussing this point I couldn’t resist to encourage younger people to care about their own ‚style‘ in a more personal than social way.