Je länger ich an diesem Projekt arbeite, desto mehr ‚Problemzonen‘ tauchen auf. Nur zur Erinnerung: Der Auslöser war meine Kritik an der Comic-Bearbeitung des Buches „Kleine Geschichte der Menschheit“ des Historikers Yuval Harrari (art77blog Nr. 264, 265,266). Dabei spielte der Begriff „Graphic Novel“ eine Rolle. Besagtes braves Comic hat nach meinem Verständnis nichts von einem ‚grafischen Roman‘. Angeregt von Harraris spannender Geschichte, habe ich eine nicht illustrierende, sich lediglich aus dem grafischen Geschehen entwickelnde Form vorgeschlagen. Auch wenn ich jetzt erhebliche Probleme habe, bleibe ich bei der Vision einer textfreien Blattfolge. Allerdings habe ich die Bindung einer sochen ‚freien‘ Graphic Novel an Texte und Narrative unterschätzt. Bisher sah ich das aus unseren Lese-Gewohnheiten erklärt. Jetzt kommen mir aber Zweifel, was den „Sinn“, bzw Struktur und Leistung unseres Gehirns angeht. Können wir überhaupt die ausschließlich grafische Bilderfolge „lesen“ oder hat sich das Gehirn in der Evolution ausschließlich sinn-und textbezogen geformt ? Ist der grafische „Text“ meine ganz subjektive Vision ? Ausgelöst hat diese Zweifel das letzte Blatt des zweiten Kapitels, das mir die Abhängigkeit von Harraris Gedanken deutlich machte. Das Kapitel hatte ich mit dem erklärten Ziel begonnen die Bildelemente deutlich einzeln zu artikulieren und so vom ersten Kapitel mit seinen Bildteppichen zu unterscheiden. Ohne das wirklich zu kontrollieren, bin ich dann immer näher an Harraris Gedanken ‚herangerutscht‘. Meine Bilder im zweiten Kapitel sollten die Herausbildung der „Gesellschaft“ gedanklich und auch grafisch zum Inhalt haben. So steht der Baum im zweiten Bild für eine ungeregelte Gesellschaft. Bild drei sollte Regulierung und Ordnung wiedergeben.
Jetzt geht es beim Fertigstellen dieses Blattes mit Hilfe der grafischen Möglichkeiten darum von dem Entwicklungs-und Erzählschema wieder zur grafischen Eigenständigkeit zurückzukehren. Mehr „Graphic Distancing“ ist angesagt!!
English Summary
The second „chapter“ of my Graphic Novel showes how difficult it is to develop a „text-free“ novel. Without being aware of it I drifted towards the story of Yuval Harrari „A brief history of mankind“. (#art77blog Nr.264,265,266)). In my first chapter I refer to „myth“ and „fiction“. The subjektiv of the second chapter is „society“. It starts with human individuals, continues with a tree from human bodies and tries to find a sign for a totally structured society. Therefore I employed a grid .30 panels were filled with signs of social developments (in work). This is too much, I have to take care for more graphic ‚distancing‘!