Bei der Diskussion des Altersstils (art77blog Nr.260) blieb die Stelle des Alterskünstlers offen. Nun betrachte ich es als meine Chance und Aufgabe, die Gedanken, die meine künstlerischen Aktivitäten auslösen und begleiten, öffentlich zu machen.
Also: „wie hältst du‘s mit dem Selbstporträt eines 81-jährigen und deiner Kunst?“ In einem Versuch über 5 Tage ging es an die Substanz.
Um bei meiner Untersuchung wenigstens ein bisschen Orientierung zu haben, baute ich aus einem auf Augenhöhe aufgehängten Spiegel meine Station so auf, dass das Tageslicht immer von derselben Seite einfiel. Schon am 2.Tag mit dem zweiten Aquarell störte mich das Flächige. Wie sollte ich da „Alter“ beobachten , bzw darstellen? Beim Blättern in Kunstgeschichts-Bänden wurde deutlich, dass immer das Körperlich-Räumliche für altersspezifische Merkmale eingesetzt worden war.
Die kleine Zeichnung gab mir eine gewisse Sicherheit, ließ allerdings die Frage offen, wie es mit dem Aquarellieren weitergehen sollte.
Auf der dem Fenster zugewandten Seite versuchte ich am nächsten Tag wenigsten einige Alters-„Signaturen“ unterzubringen. Gegenständlichkeit und Räumlichkeit gehen in den Farbflächen auf.
Beim nächsten Aquarell versuchte ich meine Realismus-Erkenntnisse in meine Möglichkeiten umzusetzen. Das Nachmittagslicht war noch etwas heller als bei den ersten drei Bildern. Das Gesicht fällt durch die Perspektive länger als in Wirlichkeit aus.
Letzter Tag. Ich hatte meinen Frieden wieder gefunden. Meine Aquarelltechnik taugt nicht für Realismus, sondern entfaltet sich in der Fläche. Hier liegt meine „ Kunst“ des Aquarells. Und was meine Untersuchung angeht: in der bestmöglichen Vereinbarkeit dieser Darstellung mit abbildenden Zeichen.
Für mich war das Ganze ein Lehrstück dafür, dass es bei der Kunst immer um Kunst geht und dass unter dem Leichten immer Arbeit, wenn nicht gar Qualen liegen
. Von den Römern stammt der heute völlig unpassende Spruch „Per aspera ad astra“- durch das Rauhe und Harte zur Leichtigkeit und Schönheit. Heute heißt das bestenfalls: „da musste durch“!
English Summary
Paging through centuries of artists selfportraits you soon realize, that we know very little about their reasons, occasions, necessities, feelings. But basically it were probably the same reasons which made me design 5 watercolor paintings in 5 following days: curiosity and the chance to study and perform free, just for yourself. What I didn’t expect was the upcoming battle between the intention to explore and my „art“. I hope that you can watch the drama of painting just a selfportrait of an old artist!