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Ein Protokoll
Beim morgendlichen Aufwachen hatte ich das Gefühl der Bedrohung. Immer deutlicher wurde: Ich hing in einer Kletterwand. Unter mir stieg eine schwarze Brühe immer höher. Über mir war die Wand durch eine Decke geschlossen.
Mein Versuch das Ganze als Bild festzuhalten endete katastrophal. Die Bedrohung kam nicht rüber, mit der Kletterwand verbinden sich andere Ängste. Jeder von Piranesis „Carceri“ (17.Jh.) wirkte- ohne Kletterer -bedrohlicher.
Albrecht Dürer hatte 1525 einen Alptraum als Aquarell dokumentiert und durch die genaue Beschreibung des Traums das Grauen nachvollziehbar gemacht. Er setzte damit eine Marke, an der es sich seitdem zu messen gilt. So beleidige ich ihn noch im Grabe.!
Als wiederholte Versuche das Bild zu verbessern die Situation nur verschlimmerten, dämmerte es mir, dass ich mich mit meiner Darstellung auf ein falsches Gleis begeben hatte: Solche Alpträume werden heute in allen Medien auf höchstem handwerklichen und suggestiven Niveau gezeigt. Und zudem passte mein Entwurf nicht zu meiner Ästhetik. Also nix. Nach einer weiteren Nacht war ich zu neuem Handeln bereit. Diesmal sollten Schere und Klebstoff zum Einsatz kommen. Leider habe ich dann vor lauter neuem Eifer den ersten Zustand nicht fotografiert.
Beim Schneiden und erst recht beim Verschieben der Teile stellte sich das befreiende Gefühl ein, wieder in meine Kunst-Spur zurückzukehren. Eine Spur, die zwar nicht in erster Linie zum Darstellen von Alpträumen geeignet ist, die es mir aber auf der anderen Seite ermöglicht die traumatischen Werke H. Boschs ,F. Goyas oder H. Füsslis , aber auch die Kriegsbilder von Dix und Beckmann immer wieder in ihrer künstlerische Leistung frisch zu würdigen.
M.W. gibt es in der Diskussion der „posttraumatischen Belastungsstörungen“ die Vorstellung durch detaillierte Wiederholungen des Erlebten eine Basis für eine positive oder weniger belastende Wendung zu schaffen. Daran musste ich denken, als ich mit Hilfe der ausgeschnittenen Teile eine neue Bildwirklichkeit schuf, die von meinem Alptraum wegdriftete. Das Verschränken der erhobenen Arme mit einem Querbalken könnte an finstere Themen wie Kreuztragungen, Sklavenkarawanen, Folterungen erinnern. Die Farbigkeit und die Bewegung der Figur, die hier wie ein beschwingtes Hüpfen wirkt, blockieren solch finstere Anmutungen. Also: „Ist ja noch mal gut gegangen!“
Mir nur aus Rezensionen bekannt, aber wohl einschlägig: Kreuzer, Stefanie, Traum und Erzählen in Literatur, Film und Kunst. (W.Finke) Paderborn 2014.
Englisch Summary
Recently I woke up from a nightmare: While boldering muddy water was going to reach me. Above was no escape, no chance. Like Albrecht Dürer 1525 I tried to fix this dream. But I failed completely. (Because the 15th century didn’t know photography and movie?) Although I have done hundreds of illustrations before, this one was simply poor. The next day I took scissors and cut this ‚masterwork’ in pieces. I only saved the climber. Doing so I felt much better and free for an own, individual solution. Sure that the light colors and the motion of this human are not really doom. But the cross timber above may together with the description remind of torture, captivity, slavery…