Verlöschen und verändertes Wieder-Entstehen einer Pinselzeichnung . Foto-Stills eines Zeichenvorgangs auf dem sogen. ‚ Buddha Board‘ . ©avc 2017
1.)“Alles fliesst“ meinte der zu den Vorsokratikern (um 500 v.Chr.) gerechnte Philosoph Heraklit und meinte damit nicht nur Wasser.. Ein zweites Zitat finde ich noch plastischer:: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“
2.) Mein Sohn hatte mir ein “ Buddha Board“ geschenkt. Das ist ein teuer und fernöstlich daherkommendes Schreib- und Zeichenbrett. Es ist eine Variante des immer wieder faszinierenden Phänomens der verschwindenden , geheimen Schriften, die wie von Geisterhand geschrieben wieder sichtbar werden oder jene kleinen Zaubertafeln, die man beschreibt oder bezeichnet, und die beim Herausziehen aus ihrem Rahmen gelöscht werden. Das Buddha Board besteht aus einer Art stark saugendem Papier, das auf einer schwarzen Fläche aufgezogen ist. Man trägt mit dem Pinsel klares Wasser auf. Der schwarze Grund schlägt an den nassen Stellen durch. Je mehr Wasser, je dunkler. Mit dem Verdunsten des Wasser,s verschwindet die Zeichnung.
3.) Ich habe mich dem Brett wie einem schönen, neuen Spiel genähert und probiert. Es ist schon faszinierend wie die Zeichen, kaum geschrieben oder gezeichnet, heller werden und irgendwann ganz verschwinden. Durch die Tiefe, das unbekannte Woher und Wohin hat das schon etwas sehr geheimnisvolles. Es erinnert an die nassen Fussspuren auf heissen Steinen,. Aber auch an weniger spaßige Geschichten wie die Sisyphos-Mühen, weil man gelungene Ergebnisse nicht festhalten kann oder das an der Wand erscheinende „Menetekel“ am Hof Belsazars.
4.) Interessant ist die Anleitung zum Gebrauch der Tafel, die die Zen- Philosophie bemüht und das Entstehen und Vergehen als Meditationshilfe empfiehlt. Ich ging weniger meditativ als experimentierend an die Sache heran. Es war sehr spannend für einen Moment eine grafische Qualität zu entdecken, die dann wieder entglitt und gleichzeitig dazu reizte, das verblassende Bild weiter zu malen. Das war wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Und mit Heraklit : auch eine Fotografie kann den Verfall des Bildes nicht aufhalten.
5.) Aber wir können etwas viel wichtigeres lernen, nämlich jeden Zustand einer Arbeit als möglichen letzten zu betrachten. Die heute so gern beschworene „Achtsamkeit “ hat bei der Kunstproktion den Vorteil sich an sinnlich wahrnehmbaren Beständen festhalten zu können. Was ich mir noch zusätzlich davon verspreche, ist schon eine Art von „‚Zen- Effekt‘- man bleibt mehr bei der Sache, d.h. der Kunst.
Trying a ‚ Buddah Board‘ I thought of Heraklit ( about 500 B.C.) and his “ Panta rhei“ , everything is floating , or “ you can’t step twice in the same river.“ You can do a brushstroke with clear water on that board only once; because with the drying water it fades away unstoppably. What I learned from this experience is to be more aware of what is happening with a sheet of paper , canvas, metal, wood through when I work and -respect every step. It does not mean control or evaluating, but living in it, feeling it. I guess that we all have experienced what a single brushstroke , one single hit with the hammer can waste . Too often are we ruled by models, fashions, main stream looks. Sounds morally and it is -in the name of art.