Ich will eine Radierung drucken. Fluchend, mit Verzweiflungsanfällen: Farbe zu zäh, die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig, Papier zu trocken, der Plattenton stimmt nie richtig, die Presse ist verwahrlost… und dabei habe ich schon 16 Drucke einer 20 er Auflage fertig!!
Nach allen möglichen Vorüberlegungen, wie ich die Edition unserer ehrwürdigen Künstlervereinigung beglücken könnte, hatte ich mich zur Radierung (Kaltnadel) und zum Raster als Form entschieden. Die 35 Felder haben keine tiefere Bedeutung, sondern ergeben sich aus der Aufteilung der rechteckigen Zinkplatte in Quadrate.
Raster sind für mich so etwas wie der Humus der künstlerischen Arbeit. Da spielen ein Stück Regel-Sehnsucht und die Lust auf spontane Entscheidungen zusammen. Die Affinität der Quadrate zu Comic-Panels legt eine Erzählung nahe. Das würde allerdings ein Konzept voraussetzen, das es aber nicht gibt. Dennoch ist man bereit eine Folge, einen Ablauf oder Film aus den Bildern herauszulesen.
Ich habe in der Mitte des Rasters mit den Würfeln und Kugeln begonnen und links davon die angeschnittene , große Netz-Kugel platziert. Daraus entwickelte sich ein AB-Schema. Alle Panels reagieren untereinander als Oppositionen oder Ähnlichkeiten: kompakte Körper gegen offene Linien, dunkle gegen helle, offene Flächen, Schraffuren gegen Schwärzen, Texturen gegen klare Grenzen, geometrisch gegen organisch, Ausdruck gegen Distanz, Einzelheiten gegen Panoramen, vereinfacht gegen elaboriert…Dem Betrachter obliegt es die Teile zu Geschichten oder Folgen zusammenzusehen. Es ist ein Gewebe, dessen Zeichen und Syntax erst im Machen entsteht . Dazu kommt noch die Verschiedenheit einzelner Drucke.
Indem ich das schreibe, beschönige ich meinen Druckerpfusch. Aber selbst darin scheint noch Methode zu stecken: treibt mich das doch zu neuen, spielerischen Versuchen. Die abgebildete Handkolorierung ist ein solcher Schritt.