© von Criegern
Ich bekenne: Kunst bedeutet für mich wie vor 200 Jahren das Streben nach Ausgewogenheit und Schönheit, ja nach Vollkommenheit. Soweit die klassische Komponente. Was dazu gar nicht passt ist meine Angst vor der tödlichen Langeweile, die mich mit dem Erreichen dieser Vollkommenheit ergreifen könnte. Die Folge sind Fluchten, Zweifel, Zerstörungen. Sie gehen quer durch das sogen. Unbewusste und bestimmen auch bewusste Entscheidungen. Eigentlich ist es nur die Sehnsucht selbst, die ganz friedlich und still ist. So platt es mir vorkommt, ist das wohl das romantische Aufbegehren gegen das Klassische.*Die alltägliche künstlerische Arbeit ist ein Spiel zwischen „Himmel“ und „Hölle“, ein Drahtseilakt. Keine geringere als Marina Abramovic‘ sagte einmal :“You are a lucky man!“ Wenn ich sie richtig verstanden habe, meinte sie die Fähigkeit immer wieder kleine Inseln des Glücks zu entdecken oder zu schaffen. Wie weit die Performance-Künstlerin allen Ernstes hinter dieser Äußerung steht, oder wie weit das small talk war, ist eine andere Frage. Jedenfalls brauche ich solche heiteren Rettungsinseln. Eine solche Insel sind die Plüschtiere der Enkel, die mich aus einem Körbchen anschauen. Eine andere sind die beiden geschäftigen Herren aus Keramikmasse, die kleine Fluchten aus einem sehr ernst gemeinten Auftrag sind.
* Vergl. AvC: „Ferdinand Hartmann, Hans Heinrich Meyer, der Geheimrat Goethe und wir. Anmerkungen zu den Weimarer Preisaufgaben..“ In Schiementz/Beilharz (Hrsg.): Ins Bild gesetzt. Festschrift für Max Kläger. Weinheim 1995.